Substitution bei Tramalentzug?

[Elena71]

Hallo,

ich lese seit einiger Zeit in diesem Forum und habe auch schon viel über Tramal gefunden. Mein (Leidens-) weg mit dem Zeug ist zwölf Jahre alt und ich habe auch schon fünf Engiftungen hinter mir. Zweimal Klinik. Dreimal kalt zu Hause. Nun bin ich seit einiger Zeit wieder gut dabei mit Tropfen (früher waren es Retards) weil ich nach langer Zeit der Ruhe wieder Probleme mit dem Rücken bekommen habe, weshalb mir das Zeug auch damals verschrieben wurde (zwei Bandscheiben OPs). Jetzt ist es eine Art knöchernes Überbein das auf die Nerven drückt und kann auch operiert werden. Aus privaten Gründen konnte ich bisher nicht in die Klinik gehen und bekomme deswegen wieder Tramal verschrieben. Alles andere was davor kommt wie Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol, Novalgin etc. funktioniert bei mir nicht.

Jetzt möchte ich das Zeug wieder absetzen weil ich bald in die Klinik muss und ich weiß das die Anästhesisten tierische Probleme mit der Narkose haben bei so hoher Opiat-Toleranz. Zur Zeit nehme ich ca. 500 bis 800 mg über den Tag verteilt. Ich will wieder kalt entziehen, da ich weiß das mir die Disziplin für langsames Ausschleichen fehlt.
Die drei bis vier Tage des körperlichen Entzuges kenne ich ja schon und komme mit Tetrazepam (allerdings übelst hochdosiert) und Zopiclon einigermaßen zurecht. Ist zwar auch kein Spaziergang aber ich weiß ja was mir bevorsteht.

Nun meine eigentliche Frage. Da das Tramal ja auch in den Serotoninhaushalt massiv eingreift bin ich nach meinen Entzügen jedesmal wegen der starken Depressionen danach wieder rückfällig geworden. In der Klinik bekam ich mal Doxepin aber das Zeug bewirkt bei mir, das ich komplett neben mir stehe, werde müde, kann aber nicht pennen und habe innerhalb von zwei Wochen zehn Kilo davon zugenommen. Also nie wieder. Jetzt habe ich in eine Thread gelesen, das man auch mit Opripamol substituieren kann, da das Zeug auch ähnlich wie Tramal auf den Serotoninhaushalt wirken soll und fast keine Suchtgefahr besteht.

Würde mich freuen, wenn da jemand noch eine Idee dazu hat, weil ich endlich mal durchhalten will! Auch für den körperlichen Entzug nehme ich gerne Tips an

Ach so, andere legale oder illegale Drogen nehme ich nicht, trinke auch seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr, da ich davon Migräne kriege. Nur das besch... Tramal bleibt einfach bei mir hängen. Einmal Junkie immer Junkie?
Freue mich auf Antworten
LG Elena

[frau holle]

Hallo Elena,
du meinst sicher "Opipramol" oder?
Die nehme ich auch. Aber dieses wird nicht als substitut genutzt, sondern als begleitmedikation zur substitution dazu. Opipramol sollen angstzustände und schlaflosigkeit beseitigen und ich muss sagen, mir tun sie gut. Aber ich weiß nicht, ob diese die richtigen für dich sind.
Sagen dir citalopram etwas, da habe ich mal gehört das diese bei tramalentzug helfen sollen.
Oder venlafaxin. Die können zwar auch abhängig machen, aber du sollst diese ja nicht missbrauchen, sondern nur anstatt des tramals einnehmen. Einfach bei bedarf, wenn du merkst das die entzugsschmerzen anfangen, eine minimale dosis nehmen, so das die symptome verschwinden, aber ansonsten keine spürbare wirkung damit erziehlst.
Hab hier noch einen erfahrungsbericht für dich im netz gefunden, der könnte ganz interessant sein, für dich
http://www.land-der-traeume.de/forum.php?t=23766&seite=1#p427474
Alles gute für dich
LG
Frau Holle

[Elena71]

Nett das du so schnell geantwortet hast. Von dem Citalopam habe ich zwar mal gehört aber es für ein Mittel vor allem gegen Angsstörungen gehalten. Das Opipramol hatte mich vor allem wegen der serotogenen Wirkung hellhörig werden lassen.

Venlafaxin oder Trevilor hatte ich schon mal wegen ganz normaler Depresionen bekommen. Da fand ich die ganz gut und musste sie nicht lange nehmen. Bei meinem letzten Entzug habe ich versucht damit zu Substituieren aber ich habe angefangen lustig rot-grüne Bänder zu sehen die durchs Haus wabern. Außerdem bewegte sich alles was im Dämmerlicht lag. Auf Entzug habe ich sowieso so ein Problem, das Medikamente, die sonst fast wirkunkgslos sind oder leicht wirksam eine totale Wirkumkehrung haben. Z. B. Dipenhydramin, das bei mir im Cleanzustand nur in hoher Dosis funktioniert hat mir beim letzten Entzug einige Stunden Panik, Angst, Schwitzen und Herzklappern beschert (und das bei einer! Tablette).

Danke auch für den Link. Tilidin hat ja jetzt fast immer Naloxon und das bringt mir einen sofortigen üblen Entzug ein.

Ich werde meine Doc mal fragen wegen des Citalopam. Entziehst du momentan auch oder bist du durch? Wenn ja, wie geht es dir ? Meinst du das Citalopam im Entzug und nach einigen Tagen dann auf Opipramol umsteigen. Körperlich macht mir vor allem der Schlafentzug (meist wegen RL) zu schaffen.

[frau holle]

[Elena71]

Nächste Wochen werde ich das mit den Medis klären. Allerdings weiß mein Hausarzt noch nicht, das ich mal wieder abhängig bin. Ich bekomme da zwar auch was, aber abwechselnd mit meinem Orthopäden, denen das sowas von egal ist wie oft ich was hole. Die haben da die Rezepte unterschrieben im Drucker und drucken dann eben schnell mals was aus. Hauptsache du hattest es schon mal. Die Orthopädin habe ich letztes Jahr zum letzten mal gesehen. Soweit zum Thema Beschaffung.
Meinen Hausarzt habe ich vor kurzem gewechselt, weil mein alter HA zu weit weg von meinem Wohnort ist und ich bis zu zwei Wochen auf einen Termin warten musste. Der bei dem ich jetzt bin hört gut zu und ist auch sehr nett. Ich hoffe das er offen ist für meinen Plan!

Noch eins, du bist ja schon lange dabei und falls es Leute gibt, die Hilfe brauchen oder Fragen wegen Tramal haben, ich habe den ganzen Kram ja schon oft genug durch und würde gerne meine Erfahrungen weitergeben. Vor allem um Leute von dem Zeug abzuhalten. Mir hat es die Familie zerstört, den Freundeskreis gekostet und mich selbst von einem optimistischen fröhlichen Menschen zu einer recht depressiven langweiligen Kuh gemacht.

Danke für das Lesen meiner Romane. Wenn nächste Woche was bei rauskommt, melde ich mich wieder!

LG Elena

[frau holle]

[Elena71]

für deine Tips, Frau holle. Habe ein wenig über dein Schicksal gelesen und finde es total klasse, das du es geschafft hast so positiv weiterzumachen, obwohl du bestimmt so manches mal vor dem großen Abgrund gestanden hast. Ich wünsche dir weiterhin viel gute Energie.
Habe gerade mit einem anderen User einen Thread vorgeschlage über den "live" Entzug von Tramal. Halt ein Tagebuch für alle die gerade entziehen wollen. Mal sehen ob das was wird. Finde man profitiert ja auch von anderen Erfahrungen.

Ach ja, war gestern beim Doc und natürlich, wie immer wenn mal was ist, hat er diese Woche Urlaub. Konnte mir also nur bei der Vertretung Tramal Tropfen wiederholen. War am WE sehr erschreckt, wie schnell und stark man mit den Tropfen auf Entzug kommt. (Hatte am So. fast nix mehr). Ich kannte das von Retard-Tabletten ganz anders. Aber ich hoffe, wenn ich es angehe, das es vielleicht dafür etwas schneller geht. Ich werde sehen. Auf jeden Fall werde ich das Opripamol ausprobieren. Nochmals danke für deine Hilfe. Ich denke, wir werden uns in dem einen oder anderen Thread wiedertreffen.

LG Elena
PS: Ich versuchs, aber ich schaffe es einfach nicht kurz und knapp zu bleiben. Gelobe Besserung.

[Brown-Sugar]

Also, ich habe verdammt viel Erfahrungen mit allerlei Opiaten.
Sprich mit deinem Arzt und sag ihm das er dich mit Buprenorphin, und zwar nicht mit Subutex, welches zur Substitution benutzt wird, sondern mit Temgesic 0.2mg Sublingualtabletten innerhalb von 2 Wochen bei einer Anfangsdosis von ca. 0.6mg/Tag langsam bis auf Null in 14 Tagen runterdosieren soll.
Buprenorphin ist ein Partialagonist am mü-Rzeptor und Antagonist am kappa Rezeptor weshalb es auch eine starke antidepressive Wirkung zeigt, und in 14 tagen kann sich keine Sucht entwickeln. Dafür haettest du den ganzen Entzug vom Tramadol hinter dir, ohne etwas davon zu merken.
Glaub mir, ich bin studierter Pharmakologe (HTL Schweiz) und das ist die angenehmste Lösung ohne dich unnötig mit Psychopharmaka vollzustopfen, welche dir eh nur mehr schaden als nutzen.
Wenn du noch Fragen hast dann schreib sie bitte.

LG Musti

[roland1974]

Hallo,

als ob der Arzt das mit Temgesic macht ist so ne Frage, denn eigentlich wird es ja nicht für die Substitution verwendet. Alternativ gibts ja auch noch die 0,4er Subutex, welche ja auch halbiert werden können - bei 0,2mg sollte das Aufhören vom Körperlichen her auch nicht mehr schlimm sein - eigene Erfahrung.

Das es ganz ohne Entzugbeschwerden abläuft glaub ich aber nicht, denn genauso wie Subutex dockt auch Tramal an den Opioidrezeptoren an. Es ist ein oft ververbreiteter Irrglaube, dass man durch den Wechsel auf ein anderes Opiat/Opioid dem Entzug komplett entgehen kann.
Außerdem wirkt Tramal auch noch serotogen - wie die meisten Antipressiva - eine komplette Einstellung dieser künstlichen Zufuhr kann ebenfalls zu Entzugserscheinungen führen.

Von mir alles Gute !
Roland