Ab wann spricht man von Rückfall

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sweetest_poison
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.07.2011
Beiträge: 56

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 21:35    Titel: Ab wann spricht man von Rückfall Antworten mit Zitat

Hallo Smile


hatte gestern eine Diskussion und da gings darum das ich so meinte, wenn jemand eine Woche clean ist und dann wieder mal ne Bahn zieht, das das ja dann ein Rückfall ist.

Er aber so, Neee, das ist immer noch Drogensucht weil eine Woche clean ist gar nix.

Nun frag ich mich, gibt es eineDefinition für Rückfall oder eine Zeitspanne zwischen Aufhören und Neuanfang die dieses Wort rechtfertigt?


Liebe Grüße Smile
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*~*Salva~Mea*~*
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 03.09.2011
Beiträge: 50

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

Boah, dass ist so ein Daueraufreger das Thema bei mir. Ich bin ja zur Zeit noch im betreuten Wohnen. Clean.

Und die finden schon, wenn ich hier rausgehe, also ausziehe, und ich würde eine Woche später ein Bier trinken, dann wäre ich rückfällig.
Das will in meinen Kopf nicht rein. Ich hab mit Alk nix am Hut, ich war mehr oder weniger nur auf Opiaten, wenn man von meiner Probierphase absieht.

Ich finde das was du sagst auch Blödsinn, ich würde es eher als gepatzten Entzugsversuch titeln.

Liebe Grüße
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Und ich finde, das ist Erbsnzählerei und eigentlich total unwichtig. Ob es nun Rückfall oder gescheiterter Entzug genannt wird ... egal eigentlich. Und die Zeitspanne? Hmmm, als Rückfall würde ich es bezeichnen, wenn die Einnahme des Suchtmittels zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem der körperliche Entzug und die psychische Gier nach der Droge schon einmal als besiegt angesehen werden konnte. Also je nach Suchtmittel nach Wochen (Kiffen), Monaten, (Speed?) oder Jahren (Koks, H). Oder so ähnlich.
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golden-tulip
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.07.2011
Beiträge: 138

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

da kann ich ja mal was zu meinem derzeitigen Lieblingsthema beitragen.

Rückfall - Vorfall - Feldstudie.
Rückfall ist, wenn man am gleichen Ort wieder rauskommt, wo man gestartet ist. Gleiches Verhalten, nix gelernt.
Vorfall ist, dass man sich übernommen hat mit seinen Plänen und Vorsätzen, aber in der Spur bleibt.
Feldstudie ist, dass man sich über sein Verhalten so bewusst ist, dass man Spurwechsel einleitet, sobald man merkt, dass der eigene Plan nicht funktioniert,

Bin grad bei Punkt drei, und das fällt mir richtig schwer. Der Spaßfaktor geht gegen Null.

Mal ne Bahn ziehen, Trinkpause - jenu, dass ist nett , alte Bahnen tatsächlich zu verlassen erfordert bei mir einen echten Wunsch und Einsicht, viele Illusionen hinter mir zu lassen und viel Vertrauen, mich auf was neues einzulassen.
Komisch, ich lese immer lassen, lassen-

Zitat:
Er aber so, Neee, das ist immer noch Drogensucht weil eine Woche clean ist gar nix.


Das find ich nicht. In einer Woche kann viel passieren. Und eine Woche clean ist anders als durchgehend breit. Danach wieder drauf zu sein und zu glauben "ich kann jederzeit aufhören" ist dagegen naiv.

Zitat:
gibt es eineDefinition für Rückfall oder eine Zeitspanne zwischen Aufhören und Neuanfang die dieses Wort rechtfertigt?



Das passiert im Kopf. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob 3 Tage oder 10 Jahre zwischen dem Konsum liegen.
Entweder du bekommst die darunter liegenden Bedürfnisse klar, oder du schüttest sie weiter zu. Dann bist du bestenfalls zeitweise tapfer, aber nichts weiter.
Das ist dann Rückfall, weil nur schlauer sein und nichts ändern ist richtig doof.

Carpe diem
Conny
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JuleXXX
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 29.05.2011
Beiträge: 525

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

Medizinische Definition eines Rückfalls (leider nur im Bezug auf Alkohol, aber ich denke, das kann man für andere Substanzen auch anwenden). Ich hoffe, die Frage ist jetzt ausreichend beantwortet Wink

Die Definition des Rückfalls beinhaltet dementsprechend eine weitaus komplexere Thematik, als auf den ersten Blick sichtbar wird.

Enge Rückfalldefinition
Ein Rückfall liegt nach dieser Definition vor, wenn ein "trockener Alkoholiker" nach einer Phase totaler Abstinenz eine beliebige Menge Alkohol zu sich nimmt, unabhängig von der Art der Verabreichung, also sowohl in Form eines Getränkes, aber auch als alkoholhaltiges Nahrungsmittel. Dem in Selbsthilfegruppen und professionellen Behandlungssystem vorherrschenden Verständnis liegt diese strikte Definition zugrunde (KÖRKEL, 1992, S. 11 ff).

Weite Rückfalldefinition
Nach dieses Definition liegt ein Rückfall dann vor, wenn nach einer Phase der Totalabstinenz oder desmäßigen Trinkens eine Menge Alkohol konsumiert wird, die eine zuvor festgelegte Menge und/oder Trinkdauer überschreitet (KÖRKEL, 1992, S. 12).

Der "trockene Rückfall"
Nach KÖRKEL (1992, S. 14) liegt ein „trockener Rückfall„ dann vor, wenn ein alkoholabstinentlebender Alkoholiker in frühere Denk-, Erlebens- oder Verhaltensmuster zurückfällt, die vor derAbstinenz nach dem moderaten Trinken mit seinem Alkoholkonsum in engem Zusammenhang standen.
Derartige Verhaltensrückschritte sind nicht notwendigerweise mit dem Konsum von Alkohol
verbunden, könnten aber als Warnfunktion Bedeutung haben.
Merkmale des "trockenen Rückfalls" sind im Besonderen Großspurigkeit, vereinfachte Urteile,
Ungeduld und Unzufriedenheit, wodurch folgender Sachverhalt ausgedrückt wird: Der Alkoholiker hat
sich in den Jahren seiner Abhängigkeit eine äußerst unangemessene und unreife Art zur Lösung
seiner Probleme angewöhnt und fällt in diese Verhaltensweise zurück.
Die Berücksichtigung des "trockenen Rückfalls" ist von Bedeutung, da er nach gängiger
Auffassung der Vorläufer eines "nassen Rückfalls" sein kann. Das heißt: Alkohol wird konsumiert.
Somit bietet sich hier bei rechtzeitigem Erkennen die Möglichkeit, durch Bearbeitung der Problematik
die Ausbreitung der alten "nassen" Gewohnheiten zu verhindern.
Rückfall als Chance – Eine neue Sichtweise
Um einen positiven Umgang, die/den Suchtkranke/n unterstützenden und effektiven Umgang im Sinne
einer Entwicklung im Genesungsverlauf zu ermöglichen ist es wichtig, die Thematik zu entmystifizieren
und aus einer abwertenden, negativen und zur Resignation führenden Sichtweise herauszuführen.
Die Aufrechterhaltung der Totalabstinenz kann als schwierigere Aufgabe als ihre Einleitung
angesehen werden. Rückfälle nach einer Behandlung gehören zur Realität. Entgegen dieser Tatsache
wird im Alltag der Suchtbehandlung häufig der Eindruck vermittelt, der Rückfall sei eine Ausnahme.
Die Tabuisierung der Thematik führt für einen Großteil der Betroffenen zu unrealistischen Erwartungen
bzw. Selbstüberschätzung, welche bei Versagen Schuldgefühle und Enttäuschung hervorrufen (vgl.
KÖRKEL, 1998, S. 14).

Häufig vertretene Vorurteile, der Rückfall signalisiere ein Scheitern der Behandlung und führe zum
„Nullpunkt“ zurück, besetzten die Thematik mit Angst und führen bei Eintreten der Situation zu
Resignation. Der/die Suchtkranke ist Gefahrensituationen ohne ein adäquates Verhaltensrepertoire
hilflos ausgeliefert. Wenn die Mehrzahl der stationär behandelten Alkoholabhängigen rückfällig wird,
dann ist es notwendig, das Thema „Rückfall“ gebührend in die Behandlung einzubeziehen. Ansonsten
ist die Gefahr groß, dass der Rückfall Abhängige unvorbereitet trifft und diese deshalb um so massiver
mit Enttäuschung, Schuldgefühlen, Resignation und Orientierungslosigkeit darauf reagieren.
Gespräche und Studien über die Möglichkeit eines Rückfalls, wichtiger noch über
Schutzmechanismen, beschwören nicht etwa, im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung,
das Besprochene Herbei sondern können den/die KlientIn zu eigenverantwortlichem positiven
Handeln befähigen – sei es vor, während oder nach dem rückfälligem Verhalten. Ein Ausstieg ist
demnach jederzeit möglich.

Gruß Jule
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*~*Salva~Mea*~*
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 03.09.2011
Beiträge: 50

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2011 12:24    Titel: Antworten mit Zitat

@veilchenfee

Du hast Recht, es ist wirklich Erbsenzählerei. Wenn es im Kopf geklickt hat, hats geklickt. Und bevor es nicht "Klick" gemacht hat, kann man entgiften soviel wie man will, und Druck haben von wem auch immer, man wird immer wieder auf die Nase fallen.

golden-tulip hat Folgendes geschrieben:



Feldstudie ist, dass man sich über sein Verhalten so bewusst ist, dass man Spurwechsel einleitet, sobald man merkt, dass der eigene Plan nicht funktioniert,

Bin grad bei Punkt drei, und das fällt mir richtig schwer. Der Spaßfaktor geht gegen Null.




Ich kenne das. Es wird besser. Es gibt Rückschläge und manchmal fragt man sich wofür man das eigentlich macht. Aber ich kann wirklich jedem Mut machen, der es ernsthaft will, es immer und immer wieder zu probieren.

Ich will hier nicht einen auf Drogenberater machen. Komme mir schon so langsam doof vor und schäm mich, hier einen vom cleanen Leben daher zu predigen -.- Embarassed Wenn es nervt, dann sagts bitte einfach.
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2011 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist doch so, dass die Person körperlich "clean" war, es körperlich nicht mehr nötig hatte, den Suchtstoff zu konsumieren. Dennoch nahm die Person den Suchtstoff ein. Wird sie wieder körperlich abhängig, also inklusive Entzugserscheinungen, ist es ein Rückfall in die körperliche Abhängigkeit.

Was die Psyche betrifft, besteht hier ohnehin noch sehr lange eine Abhängigkeit. Die psychische Abhängigkeit ist ohnehin das größte Problem bei Süchten. Ein Rückfall ist hier selten gegeben, weil die Person nie wirklich rausgekommen ist aus Suchtgedanken.

Wenn das Wort "Rückfall" genauer betrachtet wird, ist klar, was ein Rückfall ist und was nicht. Eine Person "fällt zurück". In was? Die Psyche hat sich nie geändert. Erst nach sehr langer Therapiezeit oder Veränderungen in eigener Regie, kann sich ein Mensch grundlegend so verändern, dass z.B. Heroin nicht mehr reizt. Das Körperliche ist aber schon nach sehr kurzer Zeit so normalisiert, dass kein Entzug mehr auftritt. Es sei denn, es wird wieder konsumiert, bis ein "Rückfall" in die körperliche Abhängigkeit eintritt.
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2011 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ach, ich habe gerade gelesen, "JuleXXX" hat eine gute Definition zitiert, die durchaus auch auf andere Suchtstoffe als Alkohol angewendet werden kann. Darin steht letztendlich, dass ein Mensch, entgegen seines Planung und seiner bisherigen Verhaltensänderung, wieder in alte Muster zurückfällt.

Solche Definitionen gehen in der Regel von längerer Zeit als eine Woche aus. Dennoch läuft die Person aus den Beschreibungen von "sweetest_poison" Gefahr, wieder körperlich abhängig, hier also rückfällig zu werden.
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