Tagebuch Polytoxikomanist

[Polytoxikomanist]

Nach meinen letzten langen und auch heftigen Rückfall versuche ich nun wieder clean durchs Leben zu gehen,was mir allerdings sehr schwer fällt!
Ohne illegale Drogen geht es ja noch,aber auch noch kein Bier mehr zu trinken ist für mich eine RIESEN Herausforderung.
Ich habe mit ungefähr 12 Jahren mit Drogen(LSD)angefangen,getrunken und Zigaretten geraucht habe ich schon mit 10 Jahren.
Schnell wurde daraus ein hoher Mischkonsum von Pilzen,LSD,Extasy,Kokain,Marihuhana,Hasch,Speed und Chrystal und halt alles was es noch so gibt!
Ich nahm alles was mir in die Finger kam und so viel wie ich bekommen konnte.
Ich war 10 Jahre schwer abhängig von Chrystal und mein Alkoholspiegel lag auch täglich bei ca. 2-3Promille.
Danach folgten Entgiftungen bis hin zu einer Langzeittherapie,danach war ich mal mehrere Monate clean und dann wieder Rückfällig!
Der Arzt der mich das erste mal aufnahm sagte mir das er so etwas noch nie gesehen hätte in seiner langen Berufszeit,damit meinte er mein zittern.
Ich zitterte so schlimm das ich bald vom Stuhl fiel,weil ich meinen spiegel nicht hatte.
Naja,mal clean und dann wieder nicht...hin und her...das kotzt mich an!
So geht das jetzt auch schon paar Jahre und ich leide furchtbar darunter,meine geliebte Frau bestimmt auch...es ist ein schwerer Kampf!
Jeden Tag,jede Stunde und jede Sekunde Kampf...das macht einen fertig!MfG

[Polytoxikomanist]

Vielleicht hat ja jemand lust sich darüber auszutauschen oder auch blos mal den Drang etwas los werden zu müssen?!
Geht es jemanden genauso oder kennt ihr jemanden den es vielleicht genauso gehen könnte?!
Wie auch immer,ich freue mich über jede Antwort!MfG Kai

[2nd sun]

..ich weiß nicht, ob du was mit meiner Antwort anfangen kannst, aber ich schreibe dir trotzdem mal.. auch, wenn ich nicht drogensüchtig bin und mir Vieles auch gar nicht richtig vorstellen kann. Oft lese ich hier Dinge, die mich erschrecken, wachrütteln oder nachdenklich machen. Und wenn ich lese, dass hier so Einige rückfällig werden, dann ist dies sehr ernüchternd und tragisch. Ich habe aber absolute Hochachtung vor jedem neuen Versuch! Als es mir mal richtig mies ging (Start meiner Therapie wegen Missbrauch mit 8,.. mein Partner, der mir zu der Therapie geraten hatte und immer wieder gegen meine Ängste, in ein Loch zu fallen angeredet hat, mit Dingen wie "Ich bin doch bei dir, verlass dich auf mich..bla .." hat sich nach 2 Monaten Thera und 7 Jahren Beziehung mitten in meinem persönlichen Tiefpunkt von mir getrennt...sagen wir : et lief nich so ^^) ..also als es mir richtig mies ging, sagte jemand mal einen Spruch daher, der bei mir erstmal nur Augenrollen verursachte, nämlich:

Am Ende wird alles gut... Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

Wenn wir jetzt ma davon ausgehen, dass das Ende nicht "das" Ende ist... gefällt mir der Spruch richtig gut.. Das Leben verläuft eben nicht immer seicht und gradlinig. Aber man darf sich seinen Schicksalsschlägen nicht ergeben.. Man braucht ein Ziel und darf es nie ganz aus den Augen verlieren. Mal blinzeln oder so ist aber ok.

Ich wünsche dir, dass du dein Ziel nie aus den Augen verlierst,
genug Stärke hast, zu kämpfen und dich immer wieder aufs Neue diesen Herausforderungen des Lebens zu stellen,
genug Kraft und Selbstvertrauen hast, dir in schwachen Momenten auch zu verzeihen und immer wieder deinen Kopf zu heben und nach vorn zu schauen.

Ich drück dir alle Daumen, die ich hab!

[Polytoxikomanist]

Dankeschön für deine Antwort,klar kann ich damit etwas anfangen!
Ich wohne ja in Berlin seit 4 Jahren und habe hier außer meiner Frau niemanden,keine Freunde oder so etwas.
Deshalb hab ich mich entschlossen hier zu schreiben,weil es mir einfach gut tut mich aus zu tauschen.
Finde deine Antwort sehr interressant und baut mich auch gerade etwas auf!
Wenn du das möchtest und kannst,würde ich gern mehr über deine Therapie erfahren?!
Wenn du das Thema aber lieber meiden möchtest ist das aber auch o.k.,ich kann auch nicht immer über alles schreiben oder erzählen!
Finde das mit der trennung ziehmlich hart und frage mich wie du das geschafft hast?
Gerade jetzt ist es eine schwere Zeit da es wieder auf Winter zu geht und das ist eine Zeit wo ich sehr anfällig bin für Depressionen.
Zu der Zeit clean zu bleiben ist eine Kunst für sich und viele die ich so kenne,haben ihre schlimmsten Abstürze zu der Zeit!
Ich versuche mich immer selbst auf zu bauen und dieses Jahr habe ich ein gutes Gefühl was das angeht!MfG Kai

[Saufnix]

Hallo Kai

binn zwar nur Alki aber ein bisschen ist es überall das gleiche.
Bin seit 7 Monaten trocken.
Habe jetzt wieder Zwangsgedanken.
Das habe ich früher einfach weggesoffen.
Jetzt will der Artzt mir Medis (warscheinlich Benzos) geben
Binn jetzt am kämpfen weil ich die Medikamente nicht will.
Ich würde ja sofort wieder süchtig

ES IST EIN EWIGER KAMPF...

Wenn ich lese was du so alles getrieben hast, kann ich mir deine Probleme gut vorstellen.
Lass dich nicht unterkriegen.
Ich meine auch wenn du Rückfälle hast, versuch es immer wieder.
Was anderes kann man sowiso nicht tun, oder man gibt auf und säuft, spritzt (oder was auch immer) sich tot.

Gruß Saufnix

Ich sauf nix mehr ( hoffe ich... ?!)

[JuleXXX]

Hey Poly...

Hmmm, das ist natürlich ne ganz schön blöde Situation. Ich kann mir vorstellen, dass du entweder (immer noch) auf der Suche nach etws bist, was du (noch) nicht gefunden hast, und getreu dem Zitat "jede Sucht hat mal mit einer Suche begonnen" den innerlichen Drng hast, diese Suche mit Drogen zu substituieren?

Du hast geschrieben, dass du seit 4 Jahren in Berlin wohnst, und seit dieser Zeit keinen (richtigen=?) Kontakt zu anderen, ausser zu deiner Frau, hast. Dass das für die Seele nicht gesund ist weißt du, oder?
Vllt. ist das ein Grund, warum du so n Suchtdruck hast!
Wieso ist es denn so? Willst du keinen Kontakt zu anderen? berlin ist doch groß genug!

LG Jule

[Polytoxikomanist]

Erstmal wie immer dankeschön für eure Antworten!
Es macht gar nichts ob jemand mit Alk zu kämpfen hat oder einer mit etwas anderem,Sucht ist nun mal Sucht...
Manchmal denke ich sogar das Alk genauso schlimm ist wie Heroin,jedenfalls hat das mal eine Freundin von mir gesagt,die aber leider auch schon von uns gegangen ist!
Der Grund warum ich keine"richtigen Freunde"habe ist,das ich sehr schwer oder manchmal auch gar kein Vertrauen aufbauen kann!
Liegt an dem was ich so erleben musste wie zum Beispiel:belogen und betrogen zu werden,abgezogen zu werden,ständig leere Versprechungen zu bekommen,falsche Liebesbezeugnisse zu erhalten,und,und,und...
Bin deswegen auch in Psychologischer behandlung und nehme Antidepressiva!
Habe eine Generalisierte Angststörung,Panickstörung,Posttraumatische Belastungsstörung und Aktivitäts und Aufmerksamkeitsstörung.
Mit den ganzen sachen neue Kontakte zu knüpfen ist für mich sehr schwer,auch in Berlin!
Wenn ich mit anderen Leuten zu tun habe dann lass ich sie nicht wirklich an mich ran,sondern führe alles nur oberflächlich...aus Angst wieder endtäuscht zu werden!MfG Kai

[nuknuk]

Berlin ist eine geile stadt, aber mit drogenproblem und ohne freunde oder sozialem umfeld ,ist es ,denke ich verdammt hart,klarzukommen.ich könnte mir das nicht vorstellen,ich würde untergehen mit pauken und trompeten.war einige zeit in HH und da ist es schon anonym,wenn du keine freundeskreis hast,ich betone,FREUNDE.Bin schnell wieder zurück nach Bremen,Bremen ist ein grosses Dorf,aber es ist schön übersichtlich,obwohl es auch drogenverseucht ohne ende ist,aber ich komm hier besser klar ,weil ich noch leute habe ,die nix mit drogen am hut haben und mir die richtung weisen wenn ich mal depris habe und suchtdruck.

[Polytoxikomanist]

Ja da hast du wohl recht!
In HH war ich auch mal ne Zeit lang,hatte da ziehmlich schwere Abstürtze mit Wodka und Koks...naja,war sehr froh da wieder weg zu sein!
Berlin ist so schon total geil,und hier einen Freundeskreis auf zu bauen muss doch irgendwie möglich sein?!
Ich habe Modellbahnbau als Hobby und fange demnächst wieder damit an,vielleicht lerne ich über diesen Weg Leute kennen?
Bin zur Zeit mal wieder ziehmlich zuversichtlich was das angeht.MfG Kai