Wenn Deine Nüchternheit nicht mehr spannernd ist...

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Easyrider1958
Anfänger


Anmeldungsdatum: 07.12.2011
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 4. Feb 2012 10:56    Titel: Wenn Deine Nüchternheit nicht mehr spannernd ist... Antworten mit Zitat

sondern etwas "Alltägliches" wird für Dich..für Andere...wie gehst Du damit um? Ist das eine Gefahr für Dich und Deine Nüchternheit? Wenn das Lob, die Anerkennung ausbleibt, weil dein Umfeld Deine Nüchternheit, Dein Cleansein, Deine Abstinenz behandelt, als wenn es sich um eine erfolgreiche Blinddarmoperation handeln würde, nun sei ja alles gut, du nimmst ja keinen "Stoff" mehr, warum also noch davon reden, irgendwelches Aufhebens machen? Und wenn das ausgerechnet von den Menschen kommt, die Dir ganz nahe standen und stehen, die das Elend, das Drama um dich und Deine Sucht ganz hautnah mitbekommen haben...und die mit Engelszungen auf Dich eingeredet haben, tu was, bitte, hör auf, Du bringst Dich um, ich leide so, mach eine Therapie, geh in eine Entgiftung...ich steh Dir danach und jetzt bei...und die Dich am Anfang in den ersten Tagen, Wochen..vielleicht Monaten lobten, wie toll das sei, das du nun clean seist, keinen Stoff mehr nehmen würdest, wie sehr sie sich freuen würden, für dich..für sich selbst...welche Leistung, welchen Sieg Du über Dich selbst errungen hättest...

Doch irgendwann...ganz unmerklich..plötzlich spürtest Du, das Deine Umgebung deiner Abhängigkeit, Deiner Nüchternheit nicht mehr so uneingeschränkt positiv gegenüberstand...Dir wurde deutlich...an ihren Reaktionen, es wurde Ihnen zunehmend lästig darüber zu reden, sie fingen an..wenn du von Dir und Deiner Abhängigkeit sprechen wolltest, genervt zu reagieren, das vorher so reichlich verteilte Lob blieb aus...

Im Gegenteil.so manch Einer sagte nun plötzlich genervt, dass es für andere Menschen doch auch selbstverständlich sei, dass sie nüchtern ihr Leben leben würden und nicht ständig darüber reden würden...sicher..das mit der Abhängigkeit, und das was früher geschehen war unter Alkohol, Drogen und/oder Tabletteneinfluss sei schlimm gewesen und tragisch für Dich und alle Anderen, aber das sei doch jetzt vorbei...warum also weiter darüber reden..das Leben sei doch jetzt so schön...alles wäre in Ordnung...das Schlimme aus der Vergangenheit könntest Du doch nun vergessen...
...Und genau hier geht es um das größte Mißverständnis zwischen Abhängigkeitskranken und den sogenannten "normalen" Konsumenten..damit sind die gemeint, die keinen Kontrollverlust haben und infolgedessen über Zeitpunkt und Menge der konsumierten Drogen selbst entscheiden können, weil ihr gesunder Wille nicht krankhaft durch den Kontrollverlust außer Kraft gesetzt wird, der dadurch gekennzeichnet ist, dass ich ein solch starkes psychisches...und meist auch körperliches Verlangen habe, Drogen zu konsumieren...dass mich dieses Verlangen im wahrsten Sinne um den Verstand bringt...nicht umsonst kommen die meisten Abhängigen in eine Entzugklinik, meist am Anfang, wie bei mir, die geschlossene Abteilung der Psychiatrie, weil wir in den ersten Tagen, manchmal Wochen, vor uns selbst, dem unwiderstehlichen nicht kontrollierbarem Verlangen, wieder Drogen zu nehmen, egal welcher Art sie auch seien mögen, geschützt und bewahrt werden müssen. Und auch nicht umsonst begehen viele Abhängige Suizid, weil sie es nicht mehr aushalten, ständig in diesem Teufelskreis gefangen zu sein und diesem scheinbar nicht entrinnen zu können...was ja auch nicht einfach ist...zunächst..weil der/die Abhängige ihr ganzes Leben neu beginnen muss..oft bei Null..mit Nichts außer dem eigenen Leben...gleichzeitig fertig werden muss, mit der Verarbeitung des Vergangenen, indem unter Drogeneinfluss oder um welche zu beschaffen, oft viel schlimmes, manchmal schreckliches passiert ist, was nicht selten sehr schambelastet ist...

Meist fehlt eine schulische und/oder berufliche Qualifikation, die nachgeholt werden muss, um am Arbeitsmarkt Chancen auf Wiedereingliederung zu haben...
Hinzu kommen Altlasten..wie Schulden...Ärger mit Freunden und der Familie, Partner/Partnerin...
Lernen ohne Stoff mit den eigenen Unzugänglichkeiten fertig zu werden, und das nach meist Jahren exsersiven Konsums Drogen jeglicher Art und dem totalen Realitätsverlust, der Abhängigkeitskranke immer begleitet...wir müssen lernen, unsere innere eigene Realität zu akzeptieren, unsere Verletzungen, unsere Scham, unsere Hemmungen, unsere Ängste, unsere Verzweiflung, unsere Trauer und unsere Wut...und wir müssen lernen, mit der Realität fertig zu werden..die uns umgibt...einer Realität, die es uns und vielen anderen oft nicht einfach macht, mit ihr fertig zu werden...

Das alles in einer Gesellschaft, das ist nicht als Anklage zu verstehen, sondern als nüchterne Feststellung eines mittlwerweile fast 30 Jahre nüchtern in dieser Gesellschaft lebenden Abhängigen...(28.05.2012...30 Jahre ohne Drogen jeglicher Art..ich werde diesen Geburtstag zünftig feiern..so die Schöpfung es will), die dem Rausch sehr positiv gegenübersteht..die sich des nächstes Rausches, der nächsten Gelegenheit dazu..erfreut...

So ergeht es VIELEN von uns...und diese Erschütterung auszuhalten..ist nicht einfach...wohl dem/der..der/die...in eine Selbsthilfegruppe eingebunden ist mit erfahrenen cleanen Freunden am Tisch...die das aus eigener Erfahrung kennen und die die Erschütterungen auffangen..die durch solche Verhaltensveränderungen eintreten...und es kommt so...die sogenannten "Normalen" sind so...Fall erledigt...der Alltag geht weiter..Klappe zu...Problem weg...so sind die meisten Nichtsüchtigen (abhängigen) Normalen Menschen veranlagt...was für Sie normal ist..vergessen, verdrängen...ist für den/die Abhängigen Abhängige tödlich...wir dürfen...sollten nicht vergessen...wie dramatisch die Abhängigkeit für uns war...nicht um uns zu quälen..sondern damit wir nicht wieder ein Opfer der Verdrängung werden und irgendwann den Stoff...sei es Alkohol, Droge und/oder Tablette verharmlosen und infolge davon wieder rückfällig werden...

Welt verkehrt..was für die meisten natürlich und gesund ist...Vergessen und Verdrängen, ist für den die Abhängige(n) tödlich...verhängnisvoll...
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 4. Feb 2012 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, du hast da was geschrieben, was mich sehr nachdenklich macht. Mein Freund ist abhängig, ich nicht und er steht ganz am Anfang seiner Cleanzeit. Machen wir uns nichts vor - vermutlich wird es Rückfälle geben, es ist im Grunde sein erster Versuch. Ich merke, dass es ihn anstrengt, aber er ist positiv eingestellt. Nun, was ich dir sagen möchte ist, dass es ich zunächst bewundernswert finde, dass du es 30 Jahre geschafft hast und umso erschrockener darüber bin, dass du 30 Jahre danach überhaupt noch daran denkst. Als Nichtsüchtiger ist es wirklich schwer zu begreifen, weil diese Sucht einem so unwirklich, so ungreifbar vorkommt. Was hat dich davon abgehalten, in den letzten Jahren rückfällig zu werden? Ist es immer schwer gewesen oder gibt es Zeiten, in denen man es wirklich vergisst? Und ja, ich denke insgeheim oft, hoffentlich ist dieses Thema irgendwann abgeschlossen. Klar, im Moment lobe ich ihn oft und ich meine das auch ernst, aber wer lobt mich...wie du schon sagtest, dafür, dass ich nie süchtig geworden bin, dafür, dass ich das Leben, welches wir uns gemeinsam aufbauten, nun alleine stemme... Es ist, wie du sagst, ein Nichtsüchtiger denkt, irgendwann ist der Albtraum vorbei und er ist geheilt. So ist es nicht und das ist bitter. Wir erkennen nicht, wie anstrengend das für euch wirklich ist, wir fühlen nicht, dass es für euch vielleicht der größte Liebesbeweis überhaupt ist, weil es einfach für total normal halten, einer bestimmten Substanz nicht verfallen zu sein. Und dafür, dass wir es nicht können, werden wir Nichtsüchtige sehr oft von den Süchtigen verachtet. Warum? Für uns ist es einfach nicht normal, abhängig zu sein.

Hut ab, wirklich, das meine ich richtig dolle ernst, dass du das geschafft hast.
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 4. Feb 2012 21:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Easyrider,

ich finde deinen Text auch super, denn er drückt auch meine Gedankengänge sehr gut aus! Und dass du seit 30 Jahren sauber bist - Respekt.
Ich kenne auch diese Situationen, wo z.B meine Mutter immer sehr verständnislos reagierte, was diese permanenten Gedanken betrifft.

Ich hatte bisher zweimal 1-jährige Sauberphasen, in denen ich fast jede zweite Nacht von Stoff geträumt habe, sogar vom Geruch, total real & es verging auch kein Tag, an dem ich nicht daran gedacht habe. manchmal soagr mit Negativen Gedanken, aber daran gedacht habe ich immer! Und wenn ich mir jetzt vorstelle, so wie bei dir, 30 Jahre daran denken und trotzdem abstinent, dann Hut ab.

So komisch wie es auch ist, ich glaube man wird es nie nie nie niemals aus dem Gedächtnis bekommen. Man wird durch die banalsten Sachen daran erinnert.
Und dass andere Leute das eben nicht verstehen können ist schwierig, da hast du Recht, aber vielleicht ist das auch besser so.

Liebe Grüße
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Saufnix
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 21.08.2011
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 5. Feb 2012 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

nach 30 Jahren immernoch Suchtdruck ? Sad
Das kann ja heiter werden...
Bin gerade in Therapie (Alk) und ende Februar dann ein Jahr Trocken.
Es wird besser und ich denke nichtmehr jeden Tag ans saufen.
Aber Saufdruck habe ich natürlich immernoch. Embarassed
Ich gehe davon aus das ich irgendwann einen Rückfall habe.
Und zwar genau dann wenn ich nicht mehr daran denke und nachlässsig werde.
30 Jahre trocken ohne Rückfall ... respekt.

@ Yolande: Ich lobe dich Exclamation
Das du dich sosehr damit auseinandersetzt ohne Süchtig zu sein ... ebefalls respekt.
Aber nimm dir den text von Easyrider zu herzen.
Es wird nie wieder vorbei sein Crying or Very sad

Gruß Saufnix

30 Jahre nix saufen... das schaff ich auch Twisted Evil
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Speechless
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 07.10.2011
Beiträge: 673

BeitragVerfasst am: 5. Feb 2012 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo und ein dickes Lob und ein dickes Danke für diesen geschriebenen Text.
Ich glaube so oder so ähnlich hat das schon jeder Süchtige erlebt,und ich selbst hätte es nicht so gut in Worte fassen können.Habe mir sogar eben überlegt diesen Text meinem Mann zuzeigen,nicht weil er sich mir gegenüber so verhalten würde,sondern einfach weil er gut geschrieben ist,und vieles was ich mir auch oft denke in Worte fasst.Mehr kann ich im Moment nicht dazu schreiben,bin noch dabei das zu verdauen und drüber nachzudenken.
Liebe Grüsse
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Yolande
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 5. Feb 2012 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ich muss auch noch mal sagen, dass ich diesen Text nun bestimmt schon zum 5. Mal gelesen habe und er mich immer wieder beeindruckt, obwohl ich nicht süchtig bin, aber mich die Tiefe des Textes wirklich bewegt. Wir als Nichtsüchtige denken wirklich oft, zumindest ich habe vorher so gedacht, dass es ausschließlich der Wille ist, der einen davon abhält, keine Drogen zu nehmen und wenn man sie mal ne Weile nicht genommen hat, dann ist das Problem vorbei, ihr seid geheilt und man kann zur Tagesordnung übergehen. Heute ist mein Freund zurück in seine Klinik und ich denke wirklich manchmal, jetzt ist das gröbste Problem überstanden, er ist auf einem guten Weg und bitte, bitte, lass uns danach nie wieder darüber sprechen müssen, aber ich beginne wirklich zu begreifen, dass die eigentliche Hürde wohl später beginnt, nämlich dann, wenn der Alltag um sich schlägt, dann wenn man mal wieder ordentlich streitet und nichts zum Betäuben da ist, dann wenn mal richtig Stress angesagt und ihm noch zusätzlich Druck mache, weil mir alles nicht schnell und nicht ordentlich genug geht, dann wenn ihm mal die Decke auf den Kopf fällt, dann wenn er ausgehen will, aber keine drogenfreien Freunde hat...ich könnte unendlich weiter ausführen, aber ihr wisst ja, was ich meine. Für ihn ist das sicher übelst anstrengend, mir macht es wirklich Angst. Ich glaube, vielleicht habe ich nie ein Suchtproblem bekommen, weil ich weiß, dass ich davon niemals loskommen würde ...mir fehlt es in jeglicher Hinsicht an Disziplin und ich könnte wohl niemals so stark sein, etwas loszulassen, was mir eigentlich Freude macht, auch wenn es mich noch so sehr nach unten zog. Mir berührt sehr, wenn du schreibst, was man als Süchtiger alles zu akzeptieren lernen muss, insbesondere bezugnehmend auf die eigenen ganz persönlichen Unzulänglichkeiten, obwohl es jedem Nichtsüchtigen genauso geht, nur das dieser damit ständig zu kämpfen hatte und eine betäubende Pause einlegt. Es wäre schön, wenn ihr süchtigen Menschen erkennen würdet, dass auch nichtsüchtige Menschen zahlreiche Unzulänglichkeiten haben, Unsicherheiten, Komplexe, Angste, denen sie sich auch jeden Tag neu stellen müssen - uns fällt das auch nicht immer leicht.
Trotzdem, ich bewundere diejenigen, die es schaffen sehr für ihre Stärke, für ihre Mut, für ihre Konsequenz und ihr Durchhaltevermögen.
LG
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Speechless
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 07.10.2011
Beiträge: 673

BeitragVerfasst am: 6. Feb 2012 08:32    Titel: Antworten mit Zitat

Yolande,ich kann nur für mich sprechen,ich bin mir sehr wohl bewusst,das nichtsüchtige genauso zu kämpfen haben,wie Süchtige,nur eben teilweise auf anderen Gebieten...Und ich denke das ist auch vielen anderen Drogenusern klar,aber es gerät bei den eigenen Dingen in den Hintergrund...
Ich versuche mich immer wieder in meinen Mann hineinzuversetzen,was denkt er,was würde ich nun tun,wie geht es ihm...Und merk oft das ich da an meine Grenzen stosse,wohl weil ich selbst so vollbeladen mit Problemen bin,das für links und rechts kaum Zeit bleibt..Und das tut mir weh,da ich ihn zurzeit kaum unterstützen kann,ihm soviel Sorgen mache,und er trotzdem nie jammert und immer für mich da ist..Meine grösste Sorge ist das es ihm irgendwann zuviel wird,immer und immer wieder auf mich einzugehen,damit zurechtkommen zu müssen,keine "normale" Frau zu haben..Und genau aus diesem Grund kämpfe ich..Versuche jeden Tag etwas besser zu verstehen was bei mir und mit mir los ist und was ich für mich und uns tun kann,damit es besser wird...
Liebe Grüsse

Ps.Was viele nichtsüchtige vergessen oder nicht beachten ist,das Drogenuser die lange Zeit nur mit sich und dem Stoff beschäftigt waren,meist die normalsten Dinge nicht mehr durchstehen,sei es nun körperlich,oder eben seelisch.Was für viele einfach normal ist(Arbeit,Termine,Haushalt etcpp),ist für uns meist ein Drahtseilakt und muss erst wieder erlernt werden.Erlernen das Leben auszuhalten,und dann irgendwann vielleicht auch wieder zu geniessen...
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Ruhe
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 25.01.2011
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 6. Feb 2012 12:06    Titel: Antworten mit Zitat

auf easyriders letzten satz möchte ich ganz kurz eingehen.

... vergessen und verdrängen ist weder natürlich noch gesund! ganz im gegenteil, es ist auch für nichtsüchtige extrem krankheitsfördernd so durchs leben zu gehen!
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Lisa1990
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 17.07.2011
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 6. Feb 2012 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

hi easyrider
dein beitrag hat mich echt berührt.genau das ist die realität eines süchtigen...

für mich ist das schwerste im moment die realität bzw das leben zu seinen bedingungen anzunehmen, so wie es ist und nicht so wie es jahrelang in meinen traumvostellungen war bzw ich dachte das es sein muss.
mir hilft es zu einer selbsthilfegruppe zu gehen, denn die haben alle das gleiche durchgemacht, dort wird das thema nicht unter den tisch gekehrt.
ich glaube es ist auch wichtig das man nicht vergisst wo man herkommt und das man süchtig ist, denn wenn man nicht achtsam ist kann ein rückfall schnell wieder in die alte abhängigkeit führen ( so war es zumindest bei mir)

danke für deinen beitrag
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Tripstar
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 20.12.2011
Beiträge: 150

BeitragVerfasst am: 7. Feb 2012 01:47    Titel: Antworten mit Zitat

wenn ich mirn 20 hol und den liegen seh, kiffe ich alle 10-15 mins, bis alles platt ist. ich kann aber wiederum von heut auf morgen koplett aufhoeren zu kiffen.
das bringe ich in verbindung mit der aussage dein wille verliert die kontrolle.
ich glaube das ist dasselbe empfinden, wenn sich das auf den kompletten konsum ausgebreitet hat, ist es bestimmt schwer aufzuhoeren. hätte aber viel mehr angst vor den koerperlichen dingen in einem entzug härterer drogen.
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Speechless
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 07.10.2011
Beiträge: 673

BeitragVerfasst am: 7. Feb 2012 19:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
kommt es mir nur so vor,oder ist Dein Beitrag (Tripstar)vol an diesem Thema vorbei?
KLär uns doch mal auf bitte.Oder versteh ich gerade was verkehrt?
LG
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Easyrider1958
Anfänger


Anmeldungsdatum: 07.12.2011
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 8. Feb 2012 20:01    Titel: Als Antwort auf Eure Reaktionen... Antworten mit Zitat

möchte ich Euch folgendes mitteilen: Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck..dass mein Beitrag falsch verstanden wurde...denn dies legt Eure Reaktion nahe...
Ich denke nicht jeden Tag an Stoff...und das 30 Jahre lang...entweder wäre ich dann in der Klapsmühle (Irrenanstalt) weil ich verrückt geworden wäre oder was näher liegen würde, ich hätte mir längst das Leben genommen...denn 30 Jahre an Stoff denken...und ihn nicht nehmen können wollen aus Angst vor den Folgen, was wäre das für eine traurige bittere Nüchternheit, Cleanheit...so könnte und wollte ich nicht clean sein...nie und nimmer..ich will und habe Lebensfreude..und die habe ich dadurch gewonnen und gewinne sie noch...weil ich mir klar mache, jeden Tag, warum ich keinen Stoff nehme, nicht weil ich ein Asket bin, sondern weil ich nicht wieder in der Gosse, im Knast, in der Psychiatrie oder im Sarg landen möchte...mein Motiv clean zu sein..liegt 30 Jahre zurück...da bin ich ausgestiegen...obdachlos und total fertig...erst Entgiftung..dann Langzeittherapie...das mache ich mir jeden Tag klar..nicht um mich zu quälen, sondern weil ich weiter ein so zufriedenes cleanes nüchternes Leben führe wie ich es jetzt und seit 30 Jahren tue...ich lebe...intensiv..ich fühle..intensiv...nicht immer nur gute Gefühle..und gute Gedanken..aber ich habe mich...wie lange hatte ich mich unter Drogen nicht...war mir fremd...konnte mein Verhalten nicht beeinflussen..nur den Drogen und der Kohle nach gejagd und viel Mist gemacht...Menschen verletzt...ihr kennt das alle...
Jetzt bin ich frei davon...habe diesen Suchtzwang besiegt..weil ich mir jeden Tag eingestehe, das nicht ich den Stoff im Griff hatte sondern er mich...dieses Leben..das Leben eines Gehetzten unfreien Sklaven wollte ich nicht mehr führen..fortführen..ich wollte leben und nicht sterben...
Ich habe mir ein cleanes nüchternen Leben aufgebaut, bin noch mal zur Schule gegangen..zur Uni...hab studiert..mir späte Träume erfüllt...Führerschein gemacht...Immer vom Motorrad fahren geträumt, weil ich "drauf" war ging früher nicht...mit klarem Kopf gings..,.habe meine Schulden bezahlt, gehe arbeiten..fast 14 Jahre in einer Firma davon hätte ich früher nicht zu träumen gewagt..habe ein schöne kleine gemütliche Wohnung...fühle mich geborgen..bin Angstfrei...habe Freunde...liebe Arbeitskollegen..werde
respektiert...

Und um das alles und noch viel mehr an schönen Erfahrungen ohne Stoff nicht zu verlieren..mache ich mir jeden Tag klar..warum ich ihn nicht mehr nehmen will...deshalb gehe ich in Selbsthilfegruppen...weil ich nicht mehr abhängig von egal welcher Droge sein will...das Leben hat so viel zu bieten, ist so schön..nicht immer..manchmal ist da auch viel Schmerz..Traurigkeit und Frust...und Ärger...bin ja kein Heiliger geworden..aber der vergeht auch wieder...

Denn: Die längste Reise beginnt mit dem 1. Schritt...ich habe meinen in die Nüchternheit und die Freiheit von Drogen am 28.05.1982 getan...und bin bis heute dankbar und froh..bis hierher gekommen zu sein...

Ich hoffe ihr wisst nun was ich mit an Stoff denken gemeint habe..bin kein Masochist...liebe das Leben..deshalb führe ich mir immer wieder vor Augen was hinter mir liegt..damit ich nicht wieder in dieser Hölle lande..denn das Ende war der Vorhof zur Hölle...nicht anderes...Randolf
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Mia30
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 07.02.2012
Beiträge: 263

BeitragVerfasst am: 9. Feb 2012 01:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Randolf

Mich hat dein Text unglaublich berührt. Und ich denke schon das ich ihn auch richtig verstanden habe.

Ich denke auch das ,solange man irgendetwas schönes und gutes mit der Droge verbindet hat man keine Chance. Der Suchtdruck lässt mit der Zeit und gaaaanz viel Überzeugung nach.
Ich bin auch nur hier in einem Forum um mich immer und immer wieder mit der Sucht und deren Folgen zu konfrontieren.
Ich bin auch noch lang nicht so weit wie du. Da ich leider emotional instabil bin und an schlechten Tagen einfach nichts schönes am Leben sehe habe ich immer mal wieder Gedanken an Betäubung. Aber ich möchte dir sehr für diese Worte Danken. Ich glaube deine beschreibung der Dinge kann vielen sehr helfen die Sucht besser zu verstehen.

Ich freue mich das du es geschafft hast der Sucht zu entfliehen und auch nach vielen Jahren nicht nachlässig geworden bist. Weiter so
Wink

Alles Gute Mia

Ich würde mich freun weiterhin Beiträge von dir lesen zu dürfen
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Yolande
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 9. Feb 2012 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Randolf,

och wie schön. Ich könnte dich glatt umarmen dafür, dass du mir sagst, dass du nicht 30 Jahre an Stoff gedacht hast, denn das wäre wirklich masochistisch. Aber ich freue mich sehr, zu lesen, dass es wirklich geht, die Sucht soweit zu besiegen...stärker zu sein. Das gibt mir große Hoffnung, dass es mein Freund irgendwann auch schafft, aber er hat natürlich außer dem Stress mit mir keine negativen Erfahrungen mit den Drogen sammeln können...das gibt mir zu Denken. Ich habe nur eben die ganze Zeit gedacht, was ich meinem Freund antue, wenn er ein drogenfreies Leben führen will und dann dauerdepressiv sein Leben lang an seine einst so glückliche Drogenzeit zurückdenkt...Ganz ehrlich, ich würde mich schuldig fühlen.

LG
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Dorian
Anfänger


Anmeldungsdatum: 02.02.2012
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 17. Feb 2012 00:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde deinen Beitrag auch wirklich toll - und sehr wahr.
Ich denke, dass clean sein für einen Süchtigen so eine Art "Traumzustand" ist, und wenn man sich ihm annähert oder ihn tatsächlich erreicht hat, dann ist das im ersten Moment, als würde man im Paradies leben. Irgendwann wird das alles jedoch normal - und das ist es ja eigentlich auch, was man sich wünscht -, allerdings bemerkt man dann irgendwann, dass dieses normal sein eigentlich gar nicht wirklich paradiesisch ist, sondern eben einfach gewöhnlich. Und das ist meiner Meinung nach der Zeitpunkt, an dem man sich von der "Traumvorstellung" clean sein loslösen und nach neuen Träumen suchen muss, nach neuen Dingen, die man erreichen möchte, die einem wiederrum das Gefühl geben, neue Erfolge zu feiern und "weiterzukommen" im Leben.
Das ist schwierig, vor allem dann, wenn man sehr lange auf das Ziel clean sein hingearbeitet hat, aber im Prinzip geht es jedem Menschen so, nur beginnen die meisten eben mit erster Job, große Liebe, tolles Auto, etc, und Süchtige eben mit clean sein. Solange es jedoch neue Träume gibt, kann man die alten ablegen und sich weiterhin darüber freuen, dass man sie erreicht hat, weil sie dann nicht das Ziel, sondern nur ein Zwischenziel zu noch größeren Träumen waren.
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