Noscapin und Pentoxyverin - eine Frage zum Wirkmechanismus

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jusato
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Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 29. Feb 2012 14:42    Titel: Noscapin und Pentoxyverin - eine Frage zum Wirkmechanismus Antworten mit Zitat

Hallo!


Ab und zu passiert es, dass die Apotheke kein Dextromethorphan rausrückt.
Oder schlimmer noch: Man kommt "mit Husten, besonders Nachts schlimm" in die Apotheke, und fragt *unwissend* nach einem Hustenstiller.
Prompt bekommt man diese nervigen, ekelhaften Tropfen mit dem Wirkstoff "Pentoxyverin". Um nicht auffällig zu wirken (Apotheker sind besonders bei Jugendlichen sehr aufmerksam) kauft man sie sich (ein Zehner weg...) und verschwindet.

Ob das jetzt so passiert oder nicht ist egal, beim ersten mal war es zumindest bei mir so.

Ich wollte mich damals nicht damit abfinden, und habe gehofft, dass Pentoxyverin ähnlich wirkt. Also fange ich an zu Googlen... nichts. Auch ldt sagt, genau wie jede Seite im Internet:
kein Missbrauchspotential.

Nachdem mir diese bekannte und sehr zuverlässige Seite in Sachen "Medikamente und Nebenwirkungen" gesagt hat, dass Halluzinationen bisher nur in Einzelfällen aufgetreten sind, gab ich die Hoffnung ganz auf. Aber probiert hab ich es Trotzdem Rolling Eyes . Warum? kann ich nicht mehr Begründen... ist zu lange her.

Ja, es hat geklappt (bei 600mg). Hat mich echt gewundert, ich habe die Sache aber nach einem erneuten Versuch (1200mg), der recht lustig ausging (Ich habe einen bedrohlichen Schwarm von Abermillionen von Fliegen mit Laserstrahlen vernichtet, die ich aus einer Taschenlampe schoss), auf sich beruhen lassen.


Jetzt wo mir Noscapin gegen Reizhusten verschrieben wurde, kommt die Sache aber wieder hoch.

Schon in der Apotheke dachte ich mir: Noscapin... Noscapin, das kennst du irgendwoher... JA! Es ist ein Hauptalkaloid des Schlafmohns, ABER weder ein Opiat noch ein Opioid. Warum nicht, obwohl es aus dem Schlafmohn kommt?
-Weil es nicht an den Opioid-Rezeptoren wirksam ist!

Enttäuschung... aber nochmal bei Wiki gucken schadet ja nicht. Hmm, es ist an den Sigma-Rezeptoren wirksam, außerdem ist es ein Antitussivum... ein nicht-opioides Antitussivum... genau wie... Dextromethorphan!
Also noch ein Blick bei Google, oder besser, gib es doch gleich in die ldt-suche ein. Enttäuschung :/ angeblich nicht zu gebrauchen "nicht mal gegen Reizhusten" Confused . Trotzdem schaue ich nochmal nach was es für Nebenwirkungen gibt. Der Link von oben enthält wider all meiner Erwartungen praktisch keine Informationen, also auf dem Beispackzettel schauen... Trugwarnehmungen.

*Klick*

Erinnert alles ein wenig an Pentoxyverin! Angeblich kein Missbrauchspotential, die Informationen im Bezug auf Halluzinationen sind lückenhaft.
Und beide sind an den Sigma-Rezeptoren wirksam.


Also lautet meine Frage:
Wenn Pentoxyverin trotz wider aller Informationsquellen bei mir heftige Halluzinationen (bei 13 mg/KgKörpergewicht ähnlich wie DXM Plateau 3-4) ausgelöst hat (nach dem Motto "Medikamente wirken bei jedem anders") ist dann die Tatsache dass Noscapin an den selben Rezeptoren wirksam ist, Grund genug zu der Annahme, dass auch dieser Wirkstoff ähnliche Halluzinationen auslösen könnte?















... reine Vorsichtsmaßnahmen...
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jusato
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Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 29. Feb 2012 14:56    Titel: Antworten mit Zitat

Oh je falsches Forum Embarassed
Sollte eigentlich in den "Fragen und Antworten" bereich!
Tut mir leid, wäre lieb wenn dieses Thema verschoben wird Smile
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MissElly
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Anmeldungsdatum: 05.01.2012
Beiträge: 427

BeitragVerfasst am: 29. Feb 2012 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

Man man man,du hast aber auch Ideen Wink

Ich kann dir leider keine Antwort und Erklärung geben.Mein Pharmabuch gibt beide Wirkstoffe einfach nur als Antitussiva an. Ansonsten gleiche Beschreibung wie bei dir.Zu Noscapin keinerlei andere zentrale Effekte,nicht sedierend und frei von Suchtpotential.
Bei Pentoxyverin steht sogar,dass der Wirkungsmechanismus was die antitussive Eigenschaft angeht noch zum Teil unklar ist.

Vielleicht liegt es an den Mengen die du genommen hast.In dem Buch steht nämlich auch,dass DXM zwar sedierend ist aber selten Nebenwirkungen macht,die gehen aber nur von ner Dosis von 15-30mg zur normalen Anwendung aus.
Oder es war Placebo bei dir.

What ever...du informierst dich zwar sehr gut über dass was du dir potentiell reinhaust,nur pass trotzdem auf.Über so hohe Dosen bei einigen Wirkstoffen gibt es ja nicht immer unbedingt schon genaue Erkenntnisse.
Sorry,dass ich jetzt hier ein auf erhobenen Zeigefinger gemacht habe Wink
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jusato
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 29. Feb 2012 17:26    Titel: Antworten mit Zitat

MissElly hat Folgendes geschrieben:

Oder es war Placebo bei dir.

What ever...du informierst dich zwar sehr gut über dass was du dir potentiell reinhaust,nur pass trotzdem auf.Über so hohe Dosen bei einigen Wirkstoffen gibt es ja nicht immer unbedingt schon genaue Erkenntnisse.
Sorry,dass ich jetzt hier ein auf erhobenen Zeigefinger gemacht habe Wink


Ich kann mir sicher sein, es ist kein Placebo - kann man sich schwere Halluzinationen und Realitätsverlust überhaupt einbilden Shocked ?
Wäre mir neu Very Happy

Und was die Wirkung von Pentoxyverin angeht, es stimmt, warum es wirkt ist noch unklar, aber (klar - es ist nichts im Vergleich zu deinem Buch, aber ich muss jetzt Wikipedia als Quelle nehmen) : "Neueren Studien zufolge wirkt Pentoxyverin als Agonist an sigma-Rezeptoren"

Was ich jetzt gerade erst entdeckt habe:
"Des Weiteren wirkt es antagonistisch an muscarinergen M1-Rezeptoren (Bsp.: Biperiden)"
Nun, gleich Biperiden googlen. Bingo: Biperiden wirkt definitiv in hohen Dosen stark Halluzinogen.

(Mal im ernst, wie kann man ein so unberechenbares Medikament jetzt schon zulassen?!)


Allerdings ist die Frage, ob Noscapin ähnlich wirkt definitiv noch ungeklärt.
Nein, eigentlich nicht mehr ganz so!

Jetzt wo ich mir den Artikel durchlese ist mir die Idee gekommen, mal den englischen Artikel dazu zu lesen.
Definitiv mehr Text (typisch...) bisschen gelesen... Ah! "Abuse" danach hab ich gesucht! Rolling Eyes

"Noscapine has a history of over-the-counter drug abuse in several countries, being readily available from local pharmacies without a prescription. The effects, beginning around 45 to 120 mins after consumption, are similar to dextromethorphan and alcohol intoxication. Unlike dextromethorphan, noscapine is not an NMDA receptor antagonist.[6]"

Jetzt frage ich mich: Ist die Vergiftung vergleichbar mit der von Dextromethorphan und Alkohol - Oder Dextromethorphan oder Alkohol?
Ja, eine dumme Frage, aber das ist nicht ganz Klar Confused , denn Zusammenhänge zwischen DXM und Alkohol könnte ich niemals finden! Also gehe ich mal davon aus, dass sie vom Mischkonsum reden, aber auch das ist nicht ganz klar...

Ok, ein weiterer Hinweis: NMDA Antagonist... googlen... welche Stoffe sind noch NMDA Antagonisten? "Amantadin" ist also eins... Nebenwirkungen? Halluzinationen - an erster Stelle! Das Selbe gilt für Memantin.


Oh je - ich verschwende meine Zeit. Am ende bin ich immer noch da wo ich am Anfang war: "Es KÖNNTE Halluzinationen verursachen - die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht"
Spätestens wenn meine Neugier ZU Groß ist, oder irgendein Kurzschluss bei mir zu dem Gedanken führt "Ach was solls..." oder sogar, wenn mir eines Tages langweilig wird, werde ich es wohl versuchen.

Für alle Fälle informiere ich mich schon mal, ab wann man von einer Vergiftung sprechen kann, vielleicht finde ich sogar auf diesem (viel leichteren, hätte mir früher einfallen sollen) Weg heraus, was Vergiftungssymptome sind!

Ps: Mit dem "Erhobenen Finger" wirst du definitiv oft auf Widerstand stoßen, aber jeder gesunde Menschenverstand verlangt diesen erhobenen Finger. Dafür muss man sich nicht entschuldigen Wink
Stell dir vor, was für Umstände herrschen würden, wäre dies nicht so Very Happy
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prawda
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 02:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hi jusato,

ich bin ja immer wieder hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Kopfschütteln bei dem sich mein Hals ausrenkt...

Es wäre halt wirklich gut, wenn du deine "Forschung" anders betreibst. Man kann das ja machen, aber es ist wirklich unerlässlich die Dosis langsam zu steigern. Es mag zwar zeiteffizient und günstiger sein, wenn du direkt riesige Dosen nimmst, aber irgendwann kann das auch einfach deinen Tod bedeuten.
Selbstversuche sind etwas Ehrenhaftes ohne Frage, aber niemand, der damit erfolgreich war, hat es auf so eine gefährliche Art und Weise gemacht. Die ganze Rumexperimentiererei bringt dir nichts, wenn dich ein Stoff umbringt.

Mal zu deinen Fragen:
Typische NMDA-Antagonisten sind Ketamin, PCP (Angel Dust) und MXE. Da deren dissoziative Wirkung Parallelen zu denen eines Alkoholrauschs hat, wird da häufig verglichen. Ich persönlich finde den Vergleich auch angemessen. DXM ist kein klassischer NMDA-Antagonist, da er nicht besonders potent am NMDA-Rezeptor ist und vor allem weil es noch andere Wirkungsmechanismen gibt. Zusätzlich sind jene Dissoziativa bei relativ niedrigen Dosen eher wie Alkohol. Wenn du DXM im Bereich 3-4 kennst, dann ist das mit Alkohol nicht mehr so vergleichbar. In niedrigeren Plateaus allerdings eher.

Ich denke nicht, dass der Wikipedia Artikel vom Mischkonsum von DXM und EtOH spricht. Ich glaube, der Vergleich mit Alkohol wurde vom Wikipedia-Autor ergänzt, da das zitierte Paper nicht von Alkohol spricht.

Die Gemeinsamkeit am Sigma-Rezeptor hat sicherlich einen Einfluss und du hast ja Halluzinationen erfahren. Meiner Meinung nach kann man schon davon ausgehen, dass beide Stoffe "halluzinogenes" Potential haben. Es wird aber eher in eine dissoziative und deliriante Richtung gehen und nicht in eine der klassischen Halluzinogene.
Wenn wir uns die beiden Stoffe anschauen, dann finden wir da ein paar interessante Dinge. Bei Noscapin wird möglicherweise die Acetoxygruppe gespalten und dabei trennen sich die zwei Paare von aromatischen Ringen... Dann wäre ein Methylendioxyderivat vorhanden, mit einem Stickstoff, könnte also noch zusätzlich entaktogen wirken (ähnlich zu MDAT http://en.wikipedia.org/wiki/6,7-Methylenedioxy-2-aminotetralin).
Das andere Paar ist zwar dimethoxyliert, wie viele Halluzinogene, aber ohne die Aminogruppe wird da nicht viel passieren...
Naja, so besonders vielversprechend ist das nicht alles, so dass ich die Hauptwirkung auf die Wahrnehmung schon mit dem Agonismus am Sigma-Rezeptor schieben würde.
Beim Pentoxyverin sieht es auch erstmal ähnlich aus. Wir wissen von einer Wirkung am Sigma-Rezeptor, der Rest ist eher Spekulation. Ansonsten gibt es natürlich die Diethylaminogruppe, die ein heißer Kandidat bei klassischen Halluzinogenen ist, aber sonst spricht da alles dagegen.

Es sieht stark danach aus, dass die antitussive Wirkung stark mit der Wirkung am Sigma-Rezeptor zusammenhängt. Denn viele Opioide sind auch antitussiv (so auch Codein) und die Ähnlichkeit der Opioid-Rezeptoren und der Sigma-Rezeptoren hat nicht die Pharmakologen früher nicht nur denken lassen, dass der Sigma-Rezeptor ein Opioid-Rezeptor ist, sondern ist auch verantwortlich für eine starke Überlappung von potentiellen Agonisten. Mittlerweile kristallisiert sich der Sigma-Rezeptor als eigene Einheit heraus und tatsächlich sind die antitussiven Wirkstoffe dort aktiv. Genauso sind auch diese Stoffe alle mit einer halluzinogenen Wirkung verknüpft. Es kann also gut sein, dass alle Antitussiva, die diese Wirkung mit dem Sigma-Agonismus realisieren, bei hohen Dosen Halluzinogene sind.
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jusato
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 16:19    Titel: Antworten mit Zitat

prawda hat Folgendes geschrieben:
Es wäre halt wirklich gut, wenn du deine "Forschung" anders betreibst. Man kann das ja machen, aber es ist wirklich unerlässlich die Dosis langsam zu steigern. Es mag zwar zeiteffizient und günstiger sein, wenn du direkt riesige Dosen nimmst, aber irgendwann kann das auch einfach deinen Tod bedeuten.


Damit hast du völlig recht!
Bevor ich überhaupt irgendeine Dosis versuche, informiere ich mich im Internet, ob andere Leute es vor mir versucht haben, und wie groß die Dosis war.
Sollte ich da allerdings nichts finde, nehme ich die halbe Tages-Höchstdosis als initialdosis.

Nun, ich hab es versucht - mit 400mg. Allerding außer einem SEHR leichtem Opioid-Gefühl nichts. Vermutlich war die Dosis einfach zu klein. Also bei 400mg habe ich bei DXM oder Pentoxyverin auch noch keine Halluzinationen.

Aber dein Beitrag ist definitiv klasse! Werde ich kopieren und irgendwo speichern Smile
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