Toleranzbildung und Genetik

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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 02:14    Titel: Toleranzbildung und Genetik Antworten mit Zitat

Hallo Leute,

ich habe mal eine Frage bezgl. der Toleranzbildung und inwiefern es vielleicht genetisch beeinflusst ist. Im Internet konnte ich nichts wirklich Brauchbares dazu finden. Daher hoffe ich, dass jemand etwas Ähnliches von sich selbst kennt.

Ich habe das Gefühl, dass Substanzen, egal welcher Art, sehr schnell an Wirkung verlieren bei mir und ich unglaublich rasch eine Toleranz aufbaue.
Normal ist so etwas ja, wenn man Medikamente oder Drogen täglich konsumiert über Wochen hinweg einnimmt.

Bei mir ist es so, dass schon immer eine abgeschwächte Wirkung da war, z.B bei Untersuchungen als junges Mädchen, wo einem Diazepam i.V verabreicht wurde, was bei meinem geringen Gewicht damals mehr als genug gewesen sein sollte.
War es aber meistens nicht, ohne dass ich regelmäßig Benzos konsumiert habe.
Das Einzige, was mich im Endeffekt genügend sediert hat war Propofol.
So ähnlich sieht es auch bei Alkohol aus. Ich trinke und trinke Longdrinks wie Wasser ohne wirklich einen Alkoholrausch zu haben. Ich bin ganz normal. Das macht mir Angst, daher trinke ich gar nichts mehr.

Wenn ich Benzos nehme ist es auch so. ich nehme sie unregelmäßig, mal mit einer Woche Pause dazwischen und dennoch wirken höhere Dosen einfach kaum.
Ich könnte locker arbeiten gehen oder Sport treiben. Allerhöchstens merke ich eine leichte Auswirkung auf die Atmung. Auf knapp 20mg Diazepam habe ich eine Nacht komplett durchgemacht. Das kann doch nicht normal sein, oder?

Zu guter Letzt hat mich die Sache mit dem H Konsum überrascht. Seit einer Ewigkeit nichts mehr genommen, höchstens mal Morphin oder Tramal.
Ohne eine hohe Toleranz habe ich damit gerechnet, dass ich ewig gechillt bin.
Das war beim ersten Mal dann auch so, danach schon nicht mehr. Ich war eigentlich ein normaler Mensch, bloß etwas glücklicher, etwas euphorischer, wobei eine andere Person von dem Stoff total breit war.

Jetzt mache ich mir Sorgen, dass etwas mit mir nicht stimmt. Erinnert sich mein Gehirn auch an lang zurückliegenden Konsumphasen von H z.B?
Oder kann es genetisch veranlagt sein? In meiner Familie gab es Alkoholiker, Aufputschmittelsüchtige und Benzo abhängige Personen.
Da ich viel von diesen Personen geerbt habe, kann es sein, dass es auch auf mich über gegangen ist? Dieses Nicht-genug-bekommen?
Mein Vater hat beispielsweise ein ähnliches Trinkverhalten, wobei meine Mutter nach einem Glas Wein kotzt.

Also, falls jemand Ähnliches erlebt hat oder etwas darüber weiß, wäre ich dankbar!

LG Blanche
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Mephisto
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Anmeldungsdatum: 05.02.2012
Beiträge: 137

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 02:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Blanche,

Ich würde eher sagen, das die Genetische veranlagung damit nichts zu tun hat,
sondern deine Erfahrungen...

Man kann das so sagen:
Man trinkt zum ersten mal ein Bier, man fühlt und empfindet nachdem anders als sonst.
Man trinkt zum zweiten mal ein Bier, man kennt das Gefühl bereits, also was kommt, man trinkt noch eins.
Also so ist es auch fast genauso mit der Toleranzbildung der anderen Drogen... Wink

Lg schöne Nacht Cool
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prawda
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 03:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

es gibt viele Faktoren. Genetik hat auch einen enormen Einfluss. Dein Niveau von Neurotransmittern, dein Blutdruck, alles Sachen, die sowohl genetisch als auch entwicklungstechnisch bedingt sind.
Genetik ist klar, mit Entwicklung meine ich solche Sachen, ob du in deiner Kindheit viel Sport gemacht hast, ob du kreative Tätigkeiten hattest oder eher repetetive, ob du deine linke Gehirnhälfte mehr beansprucht hast oder deine rechte... Es gibt viele Einflüsse.
Die Genetik kann dafür sorgen, dass du Enzyme hast, die sonst weniger vorhanden sind, die irgendwelche Stoffe stärker abbauen, sie kann dich gegen viele HIV-Stämme immun machen (ja gibt es...). Vieles ist möglich, das wird dann aber eher selektiv auf bestimmte Stoffgruppen Einfluss haben.
Die allgemeine Suchtgefährdung ist zwar auch mit den Verwandten korreliert, aber Korrelation heißt ja nicht direkte Kausalität. Man kriegt viele Verhaltensweisen von seinen Eltern mitgegeben, vielleicht gibt es vererbte Dinge, die erstmal nichts mit Sucht zu tun haben, dann aber wieder indirekt begünstigende Faktoren sind.
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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hello Exclamation

@ prawda

Also kann es an bestimmten Enzymen liegen? Hm, ich finde das sehr interessant.
Vielleicht sollte ich mal nach Büchern darüber schauen.
Weißt du, mir hat mal ein Therapeut gesagt, dass Menschen mit meiner Erkrankung ( habe Borderline Typ I ) angeblich resistenter gegenüber Substanzen sind. Könnte das dann irgendwie zusammenhängen?
Ich weiß gar nicht, ob das wirklich bewiesen ist.

Hast du das jetzt alles gegoogelt oder ist das dein Basiswissen?
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prawda
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich kenne nur den Zusammenhang, dass Borderline häufig mit Drogen selbstzerstörerisches Verhalten realisieren. Aber das ist ja bekannt. Einen Zusammenhang zwischen physischer "Resistenz" und Borderline finde ich zwar sehr weit hergeholt, aber möglich ist vieles.

Zu den Enzymen:
Das bekannteste Beispiel ist die Alkoholdehydrogenase. Dieses Enzym baut, wer hätte es gedacht, Alkohol ab und das Enzym ist bei Asiaten weniger vorhanden und bei Frauen auch nicht so stark wie bei Männern. Es variiert natürlich auch von Mensch zu Mensch. Hinzu kommt noch das MEOS, ein System das zusätzlich noch Alkohol abbaut und erst bei häufigem Trinken ausgebildet wird. Dadurch erlangt man entsprechend eine Trinkfestigkeit und auch wie schnell sich dieses System ausbildet ist hängt von den Genen ab.
Es gibt unglaublich viele Enzyme, manche sind bekannt, manche gut erforscht und andere völlig unbekannt. Ein interessantes Enzym für deine Frage ist definitiv MAO, die Monoaminooxidase. Mit ihr werden Stoffe mit Aminogruppen abgebaut. Sehr sehr viele Drogen haben eine Aminogruppe und so ziemlich alle verlieren ihre Wirkung ohne diese Gruppe. Es kann ja sein, dass bei dir MAO deutlich stärker ausgeprägt ist. Dann baust du viele Drogen schneller ab, der First-Pass-Effect ist stärker ausgeprägt, was die erste Dosis schon bevor sie wirkt abschwächt usw.
Zusätzlich kann es auch sein, dass dadurch dein Serotonin- und Dopamin-Niveau niedrig liegt und deshalb Borderline entsteht. Das ist aber jetzt nur eine ganz simple Spekulation/Schlussfolgerung. Normalerweise passt sich der Körper daran an, d.h. wenn du Serotonin stärker abbaust, wird auch mehr produziert. Ich kenne mich mit Borderline nicht gut aus, aber soweit ich weiß, ist das von viel mehr Faktoren, besonders der Entwicklung abhängig und nicht nur von deinem Neurotransmitterhaushalt. Ich weiß auch nicht was Borderline Typ I ist. Wirst du mir aber sicher erläutern Wink

Zur Frage, obs Basiswissen ist: Ja, ist Basiswissen, aber ich schlage meistens noch irgendwelche Eckdaten bei Wikipedia nach. Z.B. ob jetzt MEOS oder ADH weniger stark bei Asiaten ausgeprägt ist, da war ich mir nicht sicher.
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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Oha, dann muss ich mich jetzt wohl etwas schämen. Das alles gehört nicht unbedingt zu meinem Basiswissen Wink

Ja, stimmt, das mit den Asiaten und dem Alkohol ist so eine Sache. Als ich in England war und mit Asiaten zusammen gearbeitet habe, ist mir das aufgefallen.
Ein Bier und sie waren redselig und unangemessen angedudelt.
Das hat sich komischerweise auch nicht gebessert, trotz regelmäßigem Bierkonsum Laughing

Naja erleutern...eher aus der subjektiven Perspektive. Wahrscheinlich kann dir das gute, alte Wiki da Genaueres verraten.
Jedenfalls bediene ich ein breites Spektrum an psychischen Störungen, schon seit jeher, irgendwann wurden diese dann zusammengefasst und eben Borderline genannt. Punkt. Typ I nach DSM bedeutet nur, dass ich bestimmte Verhaltensweisen habe, wie z.B eher Autoaggression anstatt Aggressionen gegenüber Mitmenschen.

Ich finde, ich gehe noch sehr human mit Drogen um. Also, nicht so impulsiv wie andere Borderliner. So nach dem Motto "alles rein, so schnell wie möglich".

Die Sache mit dem MAO und den Neurotransmittern könnte erklären, warum ich auf Drogen zumeist ein ganz normaler Mensch bin. Kokain und sogar Speed haben mich immer eher ruhig und konzentriert gemacht. Fokussiert aber nicht hibbelig. Wohingegen mich H manchmal sogar redselig macht. Verrückt.

Ohne dass meine Mutter wusste, dass ich auf Opis war, sagte sie, dass ich in diesen Momenten so angenhem war und dass es immer so sein sollte zwischen uns Rolling Eyes

Also, im Prinzip fühle ich mich normaler und angepasster, wenn ich Drogen oder Medikamente nehme. Das könnte dann im Umkehrschluß bedeuten, dass meinem Gehirn etwas fehlt, was durch den Konsum abgedeckt wird?

Verrückte Welt. Danke, prawda Embarassed
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prawda
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Nö dafür muss man sich ja nicht schämen. Es gehört ja nur zu meinem "Basiswissen", weil mein Forschungsgebiet mit diesen Sachen überlappt.

Um MAO gegenzuwirken sind logischerweise MAO-Hemmer das entsprechende Mittel.

Die Frage ist halt auch, ob du wirklich human mit Drogen umgehst, Borderliner sind ja nicht gerade die Meister der Selbstreflexion.
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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 14:59    Titel: Antworten mit Zitat

Ahh, doch. Ich wette, mein Selbstbild entspricht zu hundert prozent dem Fremdbild Cool

MAO Hemmer habe ich nie genommen. Man wollte mir schon alles geben.
Neuroleptika von Abilify bis Seroquel. Meiner Meinung nach genauso Schund wie illegale Drogen.

Was ist denn dein Forschungsgebiet?
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prawda
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 19:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm, ja MAO-Hemmer sind nicht so populär, weil sie eben Einfluss auf viele Neurotransmitter haben. Wenn es reicht den Serotoninspiegel anzupassen, dann sind selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer besser...

Mein Forschungsgebiet ist Molekulardynamik. D.h. Moleküle simulieren und verstehen, warum sie tun was sie tun.
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MissElly
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Anmeldungsdatum: 05.01.2012
Beiträge: 427

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

hört sich interessant an dein Forschungsgebiet Prwada.Studierst du noch und wenn ja welches Fach/Fächer.Oder arbeitest du in einer Arbeitgruppe an dem Thema?Auf jedenfall würde mich mal dein Fachgebiet interessieren.

Sorry wegen den ganzen Fragen

Lg
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Yolande
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 4. März 2012 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde ja spontan sagen, es gehört zum Fachgebiet der Physik Smile...aber mich würden Ellys Fragen auch interessieren und noch viel mehr die Frage: Warum bist du hier? Also, ich weiß es jetzt nicht, aber mir scheint immer, du hast praktisch nichts mit Drogen zu tun, obwohl du über ein unheimlich großes Wissen verfügst.

LG
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prawda
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.07.2011
Beiträge: 361

BeitragVerfasst am: 5. März 2012 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, mit Physik liegste richtig. Molekulardynamik ist auch sehr häufig in Chemie Fachbereichen anzutreffen (sogar mehr als in Physik würde ich fast sagen), aber auf der Ebene überlappt das natürlich. Ich selbst mache gerade meinen Master und konnte mit meinem Bachelor sogar tatsächlich einen Beitrag zur aktuellen Forschung leisten (wenn auch nicht besonders groß Smile ). Danach würrde ich gerne promovieren, ein Chemieprof, der auch Molekulardynamik macht, hat mich gefragt, ob ich das bei ihm machen will. Auch bei meiner jetzigen Physikarbeitsgruppe kann ich wahrscheinlich unterkommen, aber ich tendiere derzeit zu einem noch etwas theoretischeren Prof, ob der mich nehmen würde, weiß ich aber gar nicht. Also um die Frage zu beantworten, ja ich studiere noch, bin aber auch in einer Arbeitsgruppe eingebunden.

Zur Frage, warum ich hier bin:
Ich mag das Forum, weil über alles geredet wird. Gutes und Schlechtes, Spannendes und auch Langweiliges Very Happy Ich mag diese Foren nicht besonders, in denen es nur darum geht alle neuen Research Chemicals mit aller Gewalt durchzuprobieren, in der Hoffnung ein neues Mephedron zu finden. Ich lese aber auch bei anderen Foren, wie z.B. Bluelight häufig mit.
Dass ich praktisch nichts mit Drogen zu tun habe, stimmt nicht so ganz Wink Ich schreibe meine Beiträge zwar immer recht neutral, aber melde mich eigentlich nur dann zu Wort, wenn ich die betreffende Droge schonmal konsumiert habe oder wenigstens einen ähnlichen Stoff. Deswegen liest man von mir auch nichts im Heroinbereich, da lese ich nur mit. Besonders interessiert bin ich an Halluzinogenen. Ich habe zwar auch einen Freundeskreis, der eher mit Aufputschmitteln unterwegs ist, aber ich habe leider nicht für alles Zeit. Früher hatte ich da noch etwas mehr mit zu tun, aber ich hasse diese abgefuckten Sonntage und finde die Clubfeierei zu unpersönlich und monoton, weswegen ich das nur selten mache. Halluzinogene hingegen finde ich hochgradig interessant, da man viel über das menschliche Denken und Wahrnehmung lernen kann. Es ist dabei aber nicht so, dass ich ein bestimmtes Halluzinogen bevorzuge, sondern eher alle durchprobiere. Trotzdem beschränkt sich meine Begeisterung bisher auf die "klassischen" Halluzinogene. Damit meine ich diejenigen, die an den 5HT-2a Rezeptor andocken und schließe solche wie Salvia Divinorum (eigentlich sehr sehr interessant wegen der kurzen aber sehr intensiven Wirkdauer), DXM oder Nachtschattengewächse eher aus. Nicht weil sie einen nicht wegblasen, sondern weil ich bei diesen nicht das Gefühl habe, man kann besonders viel lernen.
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