Hormonelle Auswirkungen von Heroin und anderen Opioiden

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tim
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.03.2012
Beiträge: 177

BeitragVerfasst am: 18. März 2012 19:33    Titel: Hormonelle Auswirkungen von Heroin und anderen Opioiden Antworten mit Zitat

Opioide und Hormone

Wenn ich nach Informationen zu Opioiden schaue, dann scheint es eigentlich immer als hätten opioide Analgetika so gut wie keine Nebenwirkungen (jedenfalls keine schlimmen).
Jetzt bin ich aber auf etwas gestoßen, wovon ich noch auf keiner Info-Seite und in keinem Beipackzettel etwas gesehen habe: Die Auswirkungen auf das Hormonsystem.

Es begann als mir eine Bekannte sagte, daß sie ihre Tage nicht mehr kriegt seit sie heroinabhängig ist. Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Die Bekannte sagte mir aber, daß das wohl gar nicht so ungewöhnlich wäre. Viele ihrer Bekannten, die ebenfalls heroinabhängig sind, bekämen ihre Tage entweder gar nicht mehr oder nur noch sehr unregelmäßig.

Ich selbst habe festgestellt, daß mein Heroinkonsum Auswirkungen auf meine Libido hat. Während ich früher ständig Sex hatte, ist das nicht mehr so wichtig gewesen, als ich wieder abhängig wurde. Eigentlich dachte ich, daß das was mit meinem Lebensstil zu tun hat. Weil ich halt ständig damit beschäftigt war, Drogen zu besorgen oder Geld dafür zu organisieren oder sonst was. Jedenfalls hatte ich immer andere Dinge im Kopf. Eigentlich dachte ich, daß ich daher weniger Sex im Kopf hatte.
Während eines Entzugs merkte ich aber, daß das Verlangen nach Sex direkt wieder anstieg.

Aber jetzt habe ich ein wenig im Internet gesucht und festgestellt, daß Heroin (oder auch andere Opioide wie Morphin, Codein, Methadon, was auch immer) Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben. Viele Leute (Männer wie Frauen) haben quasi ihre Libido verloren seit sie Opiate nahmen.
Im deutschsprachigen Internet ist es wirklich schwer, etwas darüber zu finden. Im englischsprachigen Internet sah es zwar auch noch recht dürftig aus, aber wenigsten konnte ich da etwas finden.
Ich dachte mir, ich frage meine Ärztin. Diese substituiert und ist in meiner Stadt wohl die Ärztin, die sich am Besten mit Opioiden und Sucht auskennt. Leider konnte ich auch da keine brauchbare Information bekommen.

Ich habe über medline einige Studien gefunden, aber leider kann ich nur die kurzen Abstracts lesen und habe keinen Zugriff auf die Volltexte. Das reichte, um mir einen kurzen Überblick zu verschaffen, aber im Großen und Ganzen fehlt mir noch viel zu viel Information.
Opiate scheinen eine Auswirkung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) [engl: hypothalamus-pituitary-adrenocortical axis] zu haben.

Eventuell gibt es auch Auswirkungen auf die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse [engl: hypothalamus-pituitary-gonadal axis] und vielleicht sogar auch auf die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse [engl: hypothalamus-pituitary-thyroid axis].

Opiatkonsum scheint Auswirkungen auf Prolactin und Testosteron zu haben. Aber anständige Erklärungen konnte ich nicht finden. Meist eher nur Bemerkungen in Nebensätzen...

Wie genau wirkt sich der Opiatkonsum auf den Hormonhaushalt aus? Welche Wirkungen hat er auf die Nebenniere? Welche Auswirkungen hat es auf's Gehirn (Hypothalamus?) bezüglich der Hormone (CRH Corticotropin releasing hormone / CRF Cortiocotropin Releasing Factor)?
Glucocorticoiden stehen wohl auch irgendwie im Zusammenhang mit dem mesolimbischen System und dem dopaminergen Belohnungssystem. Aber ich finde kaum Infos. In jedem Fall zu wenig, um das alles zu verstehen.
Ich versuche etwas über Hormone zu lesen, damit mein Verständnis dafür größer wird, aber es gibt einfach zu wenig Infos über den Zusammenhang mit Opiaten.

Dann sieht es wohl so aus, daß der Körper vermehrt Cortisol ausschüttet, wenn er im Streß ist. Wenn ich die spärlichen Infos richtig verstanden habe, wird die Cortisolausschüttung bei Opiatabhängigen reduziert. Während des Entzugs, kommt es dann zu einer vermehrten Ausschüttung. Richtig?

Adrenal Fatigue (Nebennierenschwäche) wird irgendwie öfters mit Opiatentzug in Verbindung gebracht. Ja, während des Entzugs bin ich total schlapp und habe keinerlei Power. Aber kann das was mit Nebennierenschwäche zu tun haben? Müßte man bei Nebennierenschwäche nicht Cortisol geben? Aber während des Entzugs soll doch zuviel Cortisol da sein..?
Getrocknete Nebennierenkonzentrate/Drüsenkonzentrate (Adrenal gland extracts, adrenal cortex extracts) werden in englischsprachigen Foren öfters für den Opiatentzug empfohlen. Sollte das denn nicht völlig verkehrt sein?
Opiatentzug führt zur Hypercortisolismus? Dann könnte es helfen, wenn man den Cortisolspiegel irgendwie senken könnte?

Welche Auswirkungen stammen von den Hormonen? Z.B. Verlust des Interesse am Sex, Störungen im Zyklus der Frau, Schlappheit, Gereizheit, ...?

Es ist echt schwierig, etwas zu dem Thema zu finden. Das Informativste, was ich finden konnte, ist folgender Text:
Todd T. Brown, Amy B. Wisniewski, and Adrian S. Dobs. Gonadal and Adrenal Abnormalities in Drug Users: Cause or Consequence of Drug Use Behavior and Poor Health Outcomes. Am J Infect Dis. 2006; 2(3): 130–135
Aber so wirklich hilft mir das auch nicht weiter. Ich wäre echt dankbar, wenn mir jemand das mal erklären könnte. Wir haben hier nicht zufällig einen Arzt im Forum..?

Eine wirkliche Erklärung (am Besten für Nichtmediziner) wäre das Beste. Links zu deutsche Texten wären auch hilfreich.
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roland1974
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 15.07.2011
Beiträge: 107

BeitragVerfasst am: 18. März 2012 22:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tim,

Bin mir sicher, dass sich der Hormonhaushalt durch Opiate ändert - genauso wie durch andere Drogen koka etc. auch.

Aber es stimmt, darüber ist wenig zu finden im Bezug auf Opiate.

Denke mal, dass Du hier MOMENTAN keine brauchbare Antwort bekommen wirst, denn momentan scheint es den meisten hier wichtiger zu sein rauszufinden, was man sich noch alles in den Allerwertesten schieben kann um noch nen krasseren Turn zu haben.

Lese ja schon lange hier, aber momentan ist es nur noch abartig. Shocked Shocked
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babsi
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 07.05.2009
Beiträge: 320

BeitragVerfasst am: 19. März 2012 02:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo tim,
ich kann es nur bestätigen , das man durch konsum von opiaten keine tage mehr bekommt oder sie ist unregelmäig.
ich bekomme sie schon seit jahren nicht mehr. ich habe auch keine lust auf sex.

lg
babsi
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 20. März 2012 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist durchaus möglich, dass Opiate den Hormonhaushalt verändern. Das nachlassende Interesse an Sex hat aber eine andere Ursache. Heroin dämpft emotional sehr ab. Das ist der Grund, warum viele Sorgen mit Gleichgültigkeit begegnet wird, etwas, was von vielen Süchtigen angestrebt wird. Die emotionale Dämpfung sorgt auch dafür, dass kein Interesse mehr an Sex besteht. Selbst wenn der Mann/die Frau es vom Verstand her sehr gerne möchte, da unten regt sich nichts, da keine erregende Nervenimpulse gesendet/empfangen werden, alles geblockt wird. Entsteht eine Senke, also eine kurze Zeit, in der weniger Opiate wirken, kommen sexuelle Gefühle wieder schwach durch.
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jusato
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 91

BeitragVerfasst am: 20. März 2012 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm mein Beitrag basiert jetzt leider nicht auf Texten, er basiert auf eine logische Schlussfolgerung die man fällen kann wenn man Opioide mit Endorphinen vergleicht.


Endorphine sind die Körpereigenen Drogen (ich weiß nicht ob man Endorphine als Hormone bezeichnen kann, wenn ja hat sich deine Frage vielleicht geklärt). Sie werden immer dann ausgeschüttet, wenn der Grund besteht sich wohl zu fühlen, also z.B. dann, wenn man den Durst/Hunger stillt, Atmet, Sex hat, Dinge versteht/begreift usw.

Opioide "imitieren" diese Körpereigenen Drogen (Endorphine), und verursachen wenn man sie einnimt je nach Dosis eine enorme/krankhafte Euphorie, ein überwältigendes Wohlbefinden etc.

Allerdings kommt es bald zu Gewöhnung, und die Dosen die sonst überwältigend Wirken wirken plötzlich gar nicht mehr.
Ich nehme an, dass durch die Gewöhnung die körpereigenen Endorphine ebenfalls nicht mehr Wirken, oder stark abgeschwächt wirken.

Daraus resultieren dann Symptome wie Depressionen, man fühlt sich so sehr man sich auch bemüht nicht mehr wohl, man verliert die Libido fast vollständig und ist vollkommen Appetitlos.

Ich denke man kann davon ausgehen, dass, wenn Endorphine zu den Hormonen zählen, der Hormonhaushalt sogar massiv gestört wird.
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