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Melinda Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2012 Beiträge: 24
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Verfasst am: 22. Mai 2012 15:27 Titel: Depersonalisation |
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Hallo, ich würde gerne von Euch wissen ob ihr auch die Erfahrung gemacht habt, dass sich Eure Persönlichkeit durch den Entzug komplett veränderte. Mir ging es bisher immer so, dass ich beim kalten Entzug bei allen (vielfältigen) Entzugserscheinungen so gut es geht die Zähne zusammenbeissen konnte, doch an dieser extremen Depersonalisation scheiterte es jedesmal wieder. Leider hab ich momentan auch keinen Therapeuten mit dem ich das besprechen könnte (die in der Drogenberatung können damit nichts anfangen). Stehe auf 7 Wartelisten, aber keiner meldet sich... |
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Humpelinchen Anfänger
Anmeldungsdatum: 21.05.2012 Beiträge: 10
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Verfasst am: 22. Mai 2012 21:55 Titel: |
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Hallo Melinda,
wie stellt sich denn bei Dir dieses Phänomen dar?
ich kenne es andersrum: ich nahm 2005 gegen meine Nervenschmerzen im linken Bein Lyrica. Ich wurde völlig aggressiv und bekam (jetzt darf gelacht werden) Putzanfälle...
Oder wenn ich von Jurnista runterdosiere, hab ich den Eindruck, dass mich Emotionen wie ein Tsunami überspülen...
LG
Humpelinchen |
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veilchenfee Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4072
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Verfasst am: 22. Mai 2012 23:51 Titel: |
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Depersonalisationsgefühle kenne ich gut, allerdings nicht in Zusammenhang mit einem Entzug. Glücklicherweise habe ich diese Phase zu 98% überwunden, aber diese Zustände (sie dauerten Monate) haben mich geprägt. Es fühlt sich widerlich an und es ist nicht leicht, so auch noch arbeiten zu gehen.
Eine Entgiftung würde ich daran nicht scheitern lassen. Man kann auch das noch ertragen, es geht ja vorbei... oder warum erträgst Du den Entzug, nicht aber die Depersonalisation? |
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Melinda Bronze-User
Anmeldungsdatum: 30.04.2012 Beiträge: 24
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Verfasst am: 23. Mai 2012 18:56 Titel: |
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Zitat: | wie stellt sich denn bei Dir dieses Phänomen dar? |
Danke, für Eure Antworten. Es ist bei mir so, ich sehe in den Spiegel und sehe eine fremde Person. Ich mache meine Arbeit und habe das Gefühl es ist ein Roboter. Ich werde angesprochen und antworte, aber es ist als ob ich mich dabei beobachte und kann mich mit dem Gesprochenen nicht identifizieren. Den ganzen Tag, egal was ich tue, bin nicht "ich" das, es ist definitiv jemand anderes.
Ich weiss dass das wohl ein Abwehrmechanismus ist, damit ich nicht durchdrehe. Trotzdem fühlt es sich sehr unangenehm an und lässt mich immer wieder rückfällig werden, egal wieviel Nebenwirkungen ich hab, deswegen ja auch die Suche nach einem neuen Therapieplatz.
Zitat: | warum erträgst Du den Entzug, nicht aber die Depersonalisation? |
Weil beim Entzug die mir vollkommen fremde Persönlichkeit zum Vorschein kommt, die ich absolut ablehne. Nämlich genau die Persönlichkeit, die sich über all die vielen Jahre in den ich immer schwächer geworden bin, entwickelt hat und vor der ich dann nicht mehr die Augen verschliessen kann. Ich könnte unmöglich sagen oder fühlen "das ich das bin". Ich hab mir, weil ich wie gesagt gesundheitlich sehr abgebaut hab, in den letzten Jahren so einiges (Erniedrigungen, Demütigungen, Missbrauch) gefallen lassen müssen, auch weil ich von einigen Leuten abhängig bin. Wahrscheinlich komm ich einfach nicht damit zurecht, mich nie richtig wehren zu können, was wie ihr ja bestimmt auch erlebt ein Teufelskreis ist; da man durch die Rückfälle immer schwächer wird, sich noch weniger wehren kann, sich wieder betäuben muss damit man alles aushällt... |
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veilchenfee Foren-Guru
Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4072
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Verfasst am: 23. Mai 2012 21:58 Titel: |
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Zitat: | Weil beim Entzug die mir vollkommen fremde Persönlichkeit zum Vorschein kommt, die ich absolut ablehne. Nämlich genau die Persönlichkeit, die sich über all die vielen Jahre in den ich immer schwächer geworden bin, entwickelt hat und vor der ich dann nicht mehr die Augen verschliessen kann. Ich könnte unmöglich sagen oder fühlen "das ich das bin". |
Das bist Du ja auch nicht! Es ist Dein "süchtiges Ich", Dein gequältes, missbrauchtes "Ich". Um wieder Du selbst werden zu können, musst Du Dir die Chance geben, Dich wieder zurückzuverwandeln. Es führt halt leider absolut kein Weg am Entzug vorbei!
Sieh mal, ich bin ein Dreivierteljahr wie Gemüse durch die Gegend gelaufen und musste dabei noch arbeiten gehen! Und ich mache einen qualifizierten Job, in dem ich den ganzen Tag hochkonzentriert sein muss und absolut keine Scheiße bauen darf. Azubis ausbilden musste ich nebenbei auch noch.
Ich sage Dir, es war die Hölle! Jeder andere hätte sich in die Klinik gelegt, auf jeden Fall aber krankschreiben lassen. Doch ich habe es durchgezogen und GANZ langsam wurde es besser ... und besser ... bis zur (fast) vollständigen Genesung hat es Jahre gedauert. Vor kurzem jedoch begegnete ich auf Arbeit einem alten Drogenkollegen von früher ... hatte ihn ca. 18 Jahre nicht gesehen ... und mit einem Schlag wurde mir schwindelig, die Beine drohten ihren Dienst zu versagen und ich wurde zitterig, panisch und konnte kaum noch sprechen.
Aber es lohnt sich durchzuhalten und ich finde es wichtig, auch mal so eine Erfahrung gemacht zu haben. Um so dankbarer ist man hinterher, wenn man wieder normal ist und sich wieder "kennt".
Wenn Du Deine langsame Rückverwandlung nicht ertragen kannst ... WAS ist die Alternative, rational betrachtet? Opiate bis zum (vorzeitigen) Lebensende? Willst Du es so enden lassen? Vielleicht hältst Du es ja doch aus ... es dauert ja nicht ewig! |
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