Suchtdruck plötzlich nach 8 Jahren?

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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 14:05    Titel: Suchtdruck plötzlich nach 8 Jahren? Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und habe eine Frage, die meinen Freund betrifft. Er hat, als wir uns vor 8 Jahren kennen lernten, mit Pep und Speed (manchmal auch Koks) aufgehört. Er hat noch ein oder zwei Jahre gekifft, aber auch damit aufgehört. Danach ist er so langsam in eine Alkoholsucht abgerutscht, was er jetzt endlich erkennt und erste Schritte unternimmt, um sein Leben zu ändern. Er hat einen guten Job, ein gutes soziales Umfeld, etc. Als wir kürzlich noch einmal über die Alkoholprobleme sprachen meinte er "ich glaube, es ist nicht im eigentlichen Sinne der Alkohol, nach dem ich so süchtig bin. Ich glaube, es ist vielmehr der Kick, den ich all die Jahre vermisse, den ich immer mit Pep oder Speed (und die paar Male Koks) hatte. Dieses Gefühl des High-seins, dieser "Kick" eben, diese Grenzenlosigkeit, alles zu können, die intensiven Gefühle, etc.. Dieser Kick, der sofort da ist. Mit dem Alk das war immer Mist, da hab ich getrunken und getrunken und auf die Wirkung gewartet und wenn die dann einsetzte dann war's Mist weil ich zu viel getrunken hatte und es überhaupt keinen Kick gab."
Jetzt würde ich gerne wissen, ob es wirklich sein kann, dass man nach über 8 Jahren diesen Kick noch so sehr vermisst?
Er möchte eine Suchttherapie bei der Caritas machen. Was genau lernt man in der Therapie? Bekommt man diesen Kick wieder weg? Lernt man damit umzugehen oder ihn zu kontrollieren oder zu unterdrücken?
Danke für Eure Antworten, Butterblume
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Nach allem, was ich bisher theoretisch über die Sucht lernen konnte (ich selbst bin nicht süchtig), ist es wohl so, dass man auch nach so langer Zeit noch Suchtdruck haben kann und diesen wahrscheinlich immer mit sich herum schleppt. Korrigiert mich, falls ich falsch liege.

Dein Freund hat dir sehr gut beschrieben, was wohl in den meisten Menschen mit einer Suchtproblematik vorliegt. Das Erkennen der eigenen Sucht ist ein sehr gutes positives Zeichen, denn niemand möchte vermutlich von irgendetwas abhängig sein - suchen doch gerade abhängige Menschen eigentlich die Freiheit und Unabhängigkeit mit Hilfe ihres Kickes.

Dich erschreckt, dass dein Freund seit Jahren etwas für ihn Essentielles vermisst, etwas, dass du ihm nicht bieten kannst. Mir geht es ähnlich wie dir. Auch ich habe einen Freund, der süchtig ist und seit ein paar Monaten nicht mehr konsumiert, aber er sagt mir genau dieselben Dinge, die dein Freund dir sagt. Ich glaube, wir können da nichts tun.

Warum gibt es Menschen, die mit den Drogen aufhören? Ich hab mir oft diese Frage gestellt und nicht verstanden, warum man diesen Kick, der ja überaus grandios sein soll, nicht mehr haben möchte und dann doch irgendwann damit aufhört, obwohl man ständig Suchtdruck hat. Das ist meines Erachtens ein sehr hoher Preis. Vorstellbar wäre doch, dass ein Suchtkranker lieber nur 40 wird, dafür aber mit seinem alles geliebten Kick und glücklich als 80, gesund, aber ständig unter Suchtdruck leidend. Sein ganzes Leben mit der Sehnsucht nach dem Kick, das muss doch furchtbar sein. Ich glaube, ganz ehrlich, dass Menschen genau das in Kauf nehmen, wenn sie wirklich ganz unten waren, wenn der Kick nicht mehr schön ist, wenn man nur noch gierig ist, wenn die Droge alles bestimmt, man Dinge tut, von denen man nie geglaubt hätte, sie jemals zu tun (Prostitution, Diebstähle, Lügen etc.), wenn man bemerkt, wie tief die eigene Moral bereits gesunken ist.

Dann gibt es unterschiedliche Gründe, Drogen zu nehmen. Für die einen ist es der Kick, für die anderen schlichte Kompensation von Traumatisierungen, schlimmen Erlebnissen, eigenen Sozialisationserfahrungen, nehme ich an. Für die, die nur den Kick suchen, ist es sicher einfacher, irgendwann damit aufzuhören, aber für diejenigen, die damit etwas fanden, was ihn bis dahin verborgen blieb (Wärme, Geborgenheit, Halt, Sicherheit, Selbstbewusstsein etc.), für die ist es sicher sehr schwer.

Du fragstest, was man in einer Therapie macht: Nun Reden! Irgendwer sagte mir mal, in einer TH würde man lernen, sich wieder selbst zu lieben und dann bräuchte man auch keine Drogen mehr nehmen Smile. Keine Ahnung, ob das so stimmt.

LG
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 16:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Yolande,

danke für Deine Worte! Ich vorgestern bei der Caritas Suchtberatung und habe mich informiert, was ich tun kann, um ihn zu untersützten, wie ich mich richtig verhalten kann, was ich besser sein lasse, etc.
Das hat mir schonmal gut geholfen, aber ich habe natürlich trotzdem noch tausende Fragen im Kopf, die alle nach und nach kommen. Ich beschäftige mich sehr intensiv mit dem Thema Sucht, Entstehung, etc., trotzdem kann ich vieles nicht (be)greifen.
Wenn man meinen Freund so sieht, würde man niemals erwarten, dass er ein Suchtproblem hat. Wir haben ein schönes Haus in einer guten Gegend, beide einen guten Job, usw.
Mein Freund hat keine so tolle Jugend gehabt. Die Mutter hatte eine Affaire, er hat mit 13 angefangen, Bier zu trinken, später kam dann Schnaps & Co dazu, mit damaligen Freunden auch Pillen, Speed und manchmal Koks, seine damalige Freundin war dreimal schwanger und hat dreimal abgetrieben... er ist ein sehr sensibler Mensch, der sehr darauf bedacht ist, dass es anderen gut geht. Ich glaube manchmal, dass er all das vielleicht noch nicht so richtig verarbeitet hat. Aber er will auch nicht mehr darüber reden. Ist auch alles schon 10-15 Jahre her.
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

(mein PC spinnt, ich muss meine Antwort leider aufteilen! Laughing )

... er sagte mal: es ist genug über all das geredet worden, irgendwann muss es auch mal gut sein und man muss mal die Vergangenheit ruhen lassen.
Der Alkoholkonsum und ein Unfall unter Alk waren jetzt eigentlich die Auslöser, dass ich immer wieder mit ihm gesprochen habe, weil ich finde, er trinkt viel zu viel. Nach dem Unfall, bei dem Gott sei Dank nix passiert ist ausser Blechschaden, habe ich dann nicht locker gelassen und ihn mehrmals darauf angesprochen. Er hat gesagt, er tut was und wir haben vereinbart, dass er jetzt ein halbes Jahr nix trinkt und er selbst darauf achtet, in welchen Situationen er meint, zum Alk greifen zu müssen. Die letzten Wochen durfte ich ihn nicht mehr darauf ansprechen. 8 Wochen vergingen. Dann hab ich zufällig rausgefunden, dass er sich Poppers besorgt hat.
als ich ihn dann darauf angesprochen habe und gefragt habe, warum er das getan hat, in der Zeit seiner Alk-Abstinenz, hat er angefangen zu erzählen... dass er manchmal den Kick vermisst, den er damals mit den anderen Sachen immer hatte, und dass er mit dem Alk versucht hat, den Kick zu kriegen (was nicht klappte). Und dass ihm jetzt so langsam klar wird, dass sein Problem wohl doch mehr noch von den anderen Drogen her rührt, als vom Alk. Dass er beim Arzt war, und der ihn an die Caritas verwiesen hat.
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

... weil es nicht die Caritas an seinem Wohnort war. Und dass er dann einen Termin bei der C. am Wohnort hatte, den aber wg. eines Todesfalls in der Familie nicht wahrnehmen konnte. Dass er so große Angst hat, dass die ihn sofort wegsperren, wenn er da mal alles erzählt und raus lässt, was früher so gelaufen ist, und dass es ihm so schwer fällt, vor denen "die Hosen runter zu lassen". Dass es ihm sogar vor mir schwer fällt, weil er immer Angst hat, dass alles was er mir erzählt, ich ihm dann irgendwann vorwerfen kann...
Ich habe versucht ihm klar zu machen, dass er keine Angst haben muss. Weder vor der Caritas noch vor mir. Dass ich da bin, wenn er mich braucht, und dass ich ihn unterstütze wenn er da hin geht.
Das Problem ist, dass er mir da nix von erzählt, wenn er solche Termine hat (Scham, Angst?), und ich natürlich denke, da passiert diesbezüglich nix. Auch wenn ich ihn jetzt ansprechen würde weil ich irgend eine Frage zu dem Thema habe, ist er sofort genervt und will nicht drüber reden. Dennoch glaube ich, er setzt sich weiter damit auseinander. Nur eben alleine. Erst mal mit sich selbst. Um sich einzugestehen, dass da ein Problem ist.
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe mir fest vorgenommen, ihm die Zeit bis September zu geben (das halbe Jahr, wie vereinbart) und dann zu sehen, was er getan hat (oder nicht getan hat). Er hat sofort gesagt, dass er keine Gruppengespräche machen will, weil er sich da nicht öffnen kann, das sei nix für ihn. Er ist davon ausgegangen, dass die bei der Caritas auch Einzelgespräche anbieten. Ich weiss aber, dass es sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche sind. Immer beides. Ich hoffe, er lässt sich davon nicht abschrecken und überwindet sich, trotzdem daran teil zu nehmen, und lernt sich dort zu öffnen und mal alles raus zu lassen...
Wir wollen gerne eine Familie gründen, und das macht mir natürlich auch Sorgen. Es ist zwar seit der Alk-Abstinenz alles gut in der Beziehung, er ist ganz klar und wir sind wieder enger zusammen gerückt, aber trotzdem ist so eine Therapie ja auch Stress. Und deshalb hadere ich momentan mit mir, ob wir mit einem Baby nicht warten sollten, bis er wenigstens eine Therapie begonnen hat. Die Caritas-Mitarbeiterin meinte dazu, es könne natürlich beides sein: ein Baby könnte ihn untersützen, die Therapie zu machen und sein Leben ändern zu wollen, es bedeutet natürlich aber auch immer Stress. Ich sollte ihn direkt darauf ansprechen und ihn selbst fragen, was er dazu denkt. Er denkt, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und wir wünschen uns beide Nachwuchs und er sieht keinen Grund, warum wir es nicht weiter versuchen sollten... Ich bin echt total verwirrt und weiss überhaupt nicht, was in in dieser Hinsicht machen soll...
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Butterblume34
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 16:26    Titel: Antworten mit Zitat

sorry für die Einzel-Beiträge, meine Zeichen waren irgendwie im Textfeld begrenzt und ich musste meinen Text deshalb aufteilen...
Ich würde mich über Eure Gedanken freuen, bin offen für Anregungen und Kommentare!
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn das Baby nicht euer Rettungsanker ist und ihr diesem kleinen Wesen nicht all die Verantwortung für ein "besseres" Leben auferlegt, dürfte dem doch nichts im Wege stehen.

Ich verstehe ihn sehr gut, dass er mit dir nicht über alles reden will, denn er will kein Mitleid und Bedauern deinerseits, sondern auf Augenhöhe sein mit seiner Partnerin. In den Gruppengesprächen muss er ja erstmal nichts sagen, sondern kann auch den anderen zuhören.Ich denke aber, es würde ihm helfen, zu erleben, dass es anderen Menschen auch so geht und nicht nur dem Bahnhofsjunkie, den er vielleicht vor Augen hat, wenn er an das Thema Drogen/ Sucht denkt. Es ist wichtig zu sehen, dass andere Menschen ähnliche Probleme haben und eben in einer solchen Gruppe zu erkennen, wie andere damit umgehen. Auch mit dem SUchtdruck.
Mein Freund geht auch zu einer Selbsthilfegruppe, einmal wöchentlich. Wir sprechen allerdings nie darüber, was da Inhalt ist. Zum einen gehts mich wirklich nichts an, zum anderen hab ich keine Lust mehr, mich mit ihm über Drogen zu unterhalten und drittens ist es einfach sein Ding. Ich habe damit nichts zu tun. Ich höre ihm natürlich zu, wenn er was erzählen will, aber ich frage da nicht mehr nach. Auch nicht, wie es ihm mit dem Suchtdruck geht usw. Er kann darüber sprechen, aber ich frage nichts mehr dazu und im Grunde fahren wir ganz gut damit.

Vielleicht solltest du auch versuchen, dass es bisschen zu trennen.

LG
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

ich denke schon, dass es nie ganz weg geht. Ich bin seit 2,5 Jahren inaktiver Alkoholiker und hatte vor rund 4 Wochen richtig heftigen Druck, dass ich mittags ins Bett gegangen bin und wollte nix mehr wissen von meiner Umwelt. Abends ging es dann wieder.
Ich denke es liegt immer daran, wenn Situationen eintreten, die dich gedanklich an vergangene Ereignisse mit Suchtmittelkonsum erinnern. Also so die Zeit, wo es aus Sicht des Süchtigen richtig geil war. Das kann dann schon schwer sein, dagegenzusteuern. Sucht ist nunmal nicht heilbar.
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naima
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 17.10.2011
Beiträge: 154

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Suchtdruck geht nie weg und kann einen auch urplötzlich nach Jahren miteiner Heftigkeit anfallen, die grausam ist. Ich bin Ex-Junkie und hab immer wieder mit sowas zu kämpfen.
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carpuncel
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 13.02.2012
Beiträge: 267

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2012 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Vater der selber seit 23 Jahren trockener Alkoholiker ist hat mir gesagt das er in der Therapie erstmal lernen musste Probleme zu klären und nicht im Alkohol zu ertränken. Er hat keinen Suchtdruck gehabt die ganzen Jahre obwohl er eine Kneipe sogar geführt hat. Er erzählt immer wieder wie sehr er jetzt sein Leben liebt weil er den Alkohol besiegt hat. Er brauchte ganze 3 Jahre um da zu sein wo er jetzt ist (Therapie, Selbsthilfegruppe, gesunder Ehrgeiz)
Ich denke mir immer wenn wir (bzw.ich) das verlangen (suchtdruck) nach dem "Kick" haben, dann ist es häufig so das man der realität entfliehen möchte weil es gerade mal nicht so gut läuft oder die Erinnerung ans letzte mal so schön ist. So unbeschwert halt. Natürlich weiß man das es nicht so ist wie man es glaubt in Erinnerung zu haben aber die Sucht ist irgendwie damit zu vergleichen wie einer der sich nach Liebe sehnt. Es ist schon schwer zu beschreiben. Ich hoffe wirklich das bei euch alles gut wird und wünsche euch viel Glück.
Gruß
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mesut76
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2012 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

@naima

mich würde interessieren was du konsumiert hast und wie lange du jetzt Clean bist ?

Und ob du noch Alkohol trinken tust oder du medikamente einnimmst ? Kannste auch ausführlicher schreiben, wenn du Lust hast ?!

@carpuncel

da bin ich ja beruhigt von deinem Papa und seinem Erfolg gelesen zu haben, ganz ehrlich gesagt kann ich mir das im Moment nicht vorstellen, das ich wieder Bock auf koks bekomme, aber ich hab da grooooooßen Respekt vor, dass mir so ein Scheiß passieren könnte.

@Butterblume

Bei der Therapie lernt man Hauptsächlich sich selbst besser kennen und man lernt dort warum man überhaupt angefangen hat und dabei geblieben ist Drogen zu nehmen.

Ich möchte dir aber noch mitteilen, das dein Freund nie richtig sauber war, sondern der hat ja immer ein Ersatz gehabt, wenns nicht dies war, dann war es eben das . . . . und Suchtmittel bleibt Suchtmittel, solche ähnlichen Geschichten kann ich dir auch von mir erzählen, leider merkt man das aber erst in der Therapie, was denn wirklich abgegangen ist.

Und ganz ehrlich gesagt, waren die Gruppengespräche wirklich die geilsten, wenn der ne gute Gruppe erwischen sollte, wirst du ihn da so leicht gar nicht mehr raus bekommen, weil es nachher soviel Spaß macht, ich war 6 Monate da und die letzten 4 Wochen waren echt die schönsten und mein Abschied war echt sehr sehr sehr schön, ach man . . . . Eiegentlich ist dir Gruppe das A und O, sowie Yolande es gerade beschrieben hat trifft es eigentlich genau auch meine refahrungen

Beste Grüße
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Antonymus
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Anmeldungsdatum: 18.05.2012
Beiträge: 86

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2012 09:44    Titel: Sucht generell Antworten mit Zitat

Zunächst einmal möchte ich Dich beglückwünschen, dass Du zum Thema Sucht gefunden hast. Meiner Meinung nach ist das ein hochspannendes Feld, wo wir viel über unser Leben, die Gesellschaft und unsere Psyche entdecken können.

Sucht ist wesentlich komplexer, als es die gängigen Schlagworte suggerieren: Entzug, Therapie, Suchdruck, etc., denn wenn wir uns von Mustern und Verhalten verabschieden möchten, die unsere Freiheit eingrenzen müssen wir mutig sein und in letzter Instanz auch etwas tun.

Aussagen wie folgende:

naima hat Folgendes geschrieben:
Suchtdruck geht nie weg


sind schlichtweg falsch. Wer sich der Sucht stellt, kann durchaus ein Suchtdruck Freies Leben führen, allerdings geschieht dies in der Regel nicht.

Warum? Wenn der Druck das Suchtmittel abzusetzen beispielsweise von außen kommt, besteht eine relativ geringe Chance die Freiheit zu erlangen, denn uns wurde etwas weggenommen und dem trauern wir nun nach. Unsere Botenstoffe im Hirn erleichtern diesen Umstand nicht gerade. Dies nur als ein Beispiel.

Wenn ich offen bin und mich dem Thema stelle, muss ich zunächst mal mit den Märchen aufräumen, die mich als Süchtigen begleitet haben. Nüchtern stelle ich nämlich sehr schnell fest was mich unglücklich und unzufrieden macht. Diese Umstände gilt es konsequent abzuschaffen, denn dieser Verdrängungsmechanismus ist sozusagen mit dem Absetzen der Droge an die Wand gefahren.

Das Leben wird härter, aber nicht ungerecht. Wir können lernen Verantwortung für unser Leben zu übernehmen.

Lerne ich diesen Schritt nicht, trauere ich in schwierigen Situation dem Dope nach, welches ja -ach so toll half, in solchen Situationen? Habe ich meine Hausaufgaben jedoch gemacht, weiß mein Kopf, wenn ein Problem ansteht bin ich gefragt, um es zu lösen. Letzteres kann man durchaus sportlich betrachten, oder als Drama.

Die Süchtigen bevorzugen meist das Drama. Drama ist Sucht durch und durch. (Beobachte Menschen, die permanent Dramen erzeugen)

Es sind die vielen kleinen notwendigen Schritte, die uns ungemein helfen können.

Über Suchtverhalten lernst Du sehr viel, wenn Du Dich dem Phänomen der Co-Abhängigkeit widmest. Hierzu gibt es im Internet, nach meinem Wissen, noch keine guten Informationen und ich möchte Dir das Buch mit dem gleichnamigen Titel von Frau Wilson Schaef empfehlen, wenn Du mehr darüber erfahren möchtest.

Viel Spaß mit der Sucht
Es ist kein Drama Smile

LG, A.
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2012 09:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Vielen Dank für all Eure Antworten, damit hab ich gar nicht gerechnet...

Seitdem ich das mit den Poppers mitgekriegt habe, und nach dem Gespräch mit meinem Freund darüber bzw. der Frage, warum genau er sie benutzt hat (sie werden ja nun mal für "bestimmte Situationen" eingesetzt Wink ) habe ich mir dann auch so meine Gedanken gemacht und gemerkt, dass er einen Ersatz für den Alk bzw. die anderen Sachen sucht. Er kann wirklich sehr gut sich selbst reflektieren, und hat dann eben auch ehrlich erzählt, dass er glaubt, dass es nicht der Alk ist, sondern letztlich die anderen Sachen von früher, die ihm fehlen. Aber das hatte ich ja alles schon geschrieben... was ich sagen wollte: ich bin natürlich irgendwie einige Schritte voraus, weil ich es als "aussenstehende" ganz anders betrachten kann als er, der betroffen ist. Und das ist bei uns ganz oft so, dass ich immer einige Schritte weiter bin, und er sich dann oft so fühlt, als ob er nicht hinterher kommt. Deshalb muss ich mich da jetzt wirklich ein bisschen zurücknehmen und muss ihn einfach mal machen lassen und hoffe, dass er irgendwann in den nächsten Wochen dann wenigstens mal Bescheid gibt, ob er denn jetzt mal bei der Caritas war oder nicht und wenn ja, was er jetzt weiter plant.

Mir sind so ein paar Sachen hängen geblieben aus unserem Gespräch, z. B. als wir darüber gesprochen haben, dass ich diese Drogen nie ausprobiert habe, weil ich immer vieeel zu viel Angst um mein Leben und meine Gesundheit hatte, und ich noch viel zu viele Träume und Pläne habe, um so'n Mist zu nehmen. Und er hat, noch während ich das sagte, angefangen zu nicken und sofort gemeint "ja, ja genau, so sehe ich das ja jetzt auch, aber es ist eben so schwer, wenn du einmal diese Tür geöffnet hast, und weiss, was dahinter ist, dann kannst du sie nie wieder schließen!" Er sagte eben auch, dass es ihm wichtig ist, zu verstehen warum er diesen Kick braucht, wie er damit umgehen kann, etc. und dass es ihm wichtig ist, sich damit auseinander zu setzen, und er auch nicht zur Therapie/Gruppe gehen will um seinem Gegenüber nur das zu erzählen, was der/die hören will, sondern er WILL ja weiter kommen und an sich arbeiten. Das find ich natürlich gut, dass er das auch so offen und ehrlich gesagt hat, und dass er überhaupt auch darüber nachgedacht hat und sich selbst dieses Versprechen gegeben hat. Ich bin eben nur vorsichtig geworden, diese Sachen zu glauben. Ich habe einfach Angst, wieder verletzt und belogen zu werden. Das ist im Moment das Schlimmste für mich. Die Angst, dass er wieder heimlich irgendwas nimmt, dass er mich wieder hintergeht und belügt. Ich weiss, das ist die Sucht, das ist die Krankheit. Aber trotzdem ist es einfach so unglaublich verletzend. Und damit muss ICH lernen, irgendwie umzugehen.
Und es ist auch schwer, mir selbst einzugestehen, dass er wohl wirklich nie richtig "sauber" war, wie Mesut schreibt.
Ich hoffe so so sehr, dass er sich von den Gruppengesprächen nicht abschrecken lässt. Vielleicht hilft es ihm, wenn man ihm wirklich sagt, dass er erst mal nur zuhören kann und gar nichts sagen muss. Und wenn er heim kommt von der Caritas und mir sagt, dass er das nicht macht weil er da zur Gruppe muss, dann weiss ich noch nicht, wie ich reagieren soll. Es gibt ja nun mal keine Alternative, da Psychotherapie beim Psychiater ja flach fällt, weil die ja keine Suchtkranken behandeln. Und ich glaube, das wäre auch nicht das richtige für ihn. Ich glaube mittlerweile (auch wenn ich anfangs auch sofort gesagt hab "nee, Gruppe würde ICH auch nieee hin gehen, das wäre mir auch total unangenehm) dass es GENAU das richtige für ihn ist.

Es ist einfach so, dass er - wie ich anfangs auch geschrieben habe - eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben steht, einen guten Job hat, ein schönes Haus in einer guten Gegend, etc. etc. - und für ihn ist es (glaube ich) so, dass er sich trotz seiner Selbstreflektion immer noch weit weg von "den anderen" sieht, die drogenabhängig sind (die kriegen ja nix mehr auf die Reihe, schlafen unter der Brücke, etc. - das typische Bild halt).

Bezüglich unserer Familienplanung, Yolande, ist es nicht so, dass das Baby unser Rettungsanker wäre. Eigentlich ist unsere Beziehung wirklich sehr harmonisch und liebevoll, vor allem seit der Alk seit März weg ist, ich bin einfach so froh, ihn wieder zu haben, mit KLAREM Kopf. Wir machen vieles gemeinsam, haben unseren Garten umgestaltet, gehen zusammen cachen, etc.
Ich hatte mir eben nur Gedanken gemacht, dass ein Baby ja schon auch Stress bedeutet, Schlafentzug, Sorgen, und dann käme für ihn eben noch der Job und die zeitliche Planung der Gespräche/Gruppe dazu... vielleicht sollte ich jetzt einfach mal warten, ob er in den nächsten Wochen mal erzählt, dass er dort war, und was er jetzt plant, wie's weiter gehen soll... ich glaube, ich kann jetzt einfach nicht auf Monate im Voraus planen (ich bin sonst immer die Planerin vor'm Herrn!) sondern muss einfach mal Woche für Woche schauen... es ist halt nur so, dass ich ja auch schon 34 bin, und wir immer zwei Kinder haben wollten, und irgendwann müssten wir jetzt mal langsam damit anfangen. Smile Und er wünscht sich ja auch eine Familie, und ist immer wieder traurig, wenn's dann wieder nicht geklappt hat.
So, jetzt werde ich erst mal frühstücken Very Happy
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Butterblume34
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Anmeldungsdatum: 15.06.2012
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2012 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Antonymus,

irgendwie haben sich unsere Beiträge eben überschnitten, ich hab Deine Antwort nicht gesehen, deshalb würd ich gerne noch was zu Deinen Worten schreiben...

Ich habe mich sehr schnell, als das Thema Alkohol für meinen Freund zum Problem wurde (vielmehr als ICH merkte, er hat ein Problem mit dem Alk) auch mit dem Thema Co-Abhängigkeit beschäftigt, und weiss sehr genau, was das beinhaltet, welche Fehler ich machen kann, gemacht habe, und wie ich mich verhalten bzw. nicht verhalten sollte. (Dennoch ist es natürlich manchmal sehr schwer, gegenzusteuern, trotz des Wissens darum, was gut und was nicht gut ist, das gebe ich zu. Aber ich sauge jegliche Infos auf, die ich zum Thema Sucht und Abhängigkeit bekommen kann, das hilft mir.)

Vor einem Jahr hätte ich mir noch nicht vorstellen können, den Schritt zu tun, zur Suchtberatung für Angehörige zu gehen. Doch jetzt habe ich die Kraft und den Mut gefunden, weil ich einfach an meine Grenzen gekommen bin. An die Grenzen meiner Kraft und meines Willens, so weiterzumachen.

Der nächste Schritt muss jetzt von meinem Freund gemacht werden. Es liegt nun an ihm. Ich weiss aber auch, dass ich ihn da nicht drängen darf. Es kostet ihn unheimlich viel Überwindung, sich selbst einzugestehen dass er ein Suchtproblem hat, und die nachfolgenden Schritte kosten dann nochmal wieder mehr Überwindung. Aber ich habe ihm klar gemacht, dass er nicht alleine ist, dass ich ihn unterstütze. Wenn er was tut. Und dass ich meine Konsequenzen ziehen werde, wenn er nichts tut.

Er ist noch immer in dieser Schleife, dass er dem hinterher trauert, wie toll es war, diesen Kick zu bekommen. Die Erinnerungen, die er damit verbindet, die intensiven Gefühle. Wie geil das war. Natürlich fühlt es sich für ihn so an, als würde er dann etwas aufgeben, verlieren. Aber über genau das hab ich ja auch mit ihm gesprochen, und er meinte auch ganz klar: ich will frei werden von dem Scheiss, ich will das nicht mehr brauchen müssen.

Wenn ich mal ein bisschen Hobby-Psychologe spiele, würde ich vermuten, dass er in die Sucht geraten ist, weil es für ihn ein einfacher und schneller Weg war, negative Gefühle in der Jugend zu betäuben, schöne Gefühle zu bekommen, Geborgenheit bei seinen Freunden zu finden (die mit ihm z.B. Pillen eingeworfen haben) und in den Freunden dann eben eine "Ersatzfamilie" zu finden, da es in seiner eigenen Familie damals Krach und Krisen gab. Das Speed hat ihm dann in der Studienzeit geholfen, wach zu bleiben und die Nächte durchzuarbeiten und Leistung zu bringen. Der Alkohol (der ihm dann noch "geblieben" ist, als er mit allem anderen aufgehört hat) hat ihm dann geholfen abzuschalten, wenn er nach stressigen Arbeitstagen heim kam und zu aufgekratzt war, um einschlafen zu können. Er hat nie gelernt, Probleme anders zu bewältigen bzw. sie "auszuhalten". Das ist eine Sache, an der er arbeiten kann.
Dazu kam dann irgendwann das dem-Kick-Hinterhertrauern, weil er nun einen "geregelten Alltag" hat, arbeiten geht, verheiratet ist und eine Familie gründen will. Aber es hat ganze 8 Jahre gedauert, dass er das rausgefunden hat und sich das so langsam selbst eingesteht. Und das stelle ich mir sehr hart vor. Das macht einem Angst. Und da bin ich noch etwas ratlos, wie man damit umzugehen lernen kann, wie man "den Kick" ersetzen kann oder lernen kann, ihn nicht mehr zu vermissen.
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