Arbeitgeber und Heroinsucht

Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
sabotage35
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 00:24    Titel: Arbeitgeber und Heroinsucht Antworten mit Zitat

Hallo,
vielleicht kennt sich einer aus oder hat Erfahrung mit dieser Thematik.
Ich muss irgendwann nächste oder übernächste Woche auf Entgiftung. Ich habe einen festen Arbeitsvertrag und überlege ernsthaft meinen Arbeitgeber die Wahrheit zu erzählen. Was meint Ihr, soll ich erst ne Krankmeldung holen ,dann über dieses Thema sprechen (wegen Kündigungsschutz) und erzählen das ich irgendwann die nächsten 10 Tage auf Entgiftung gehen sollte oder einfach ne Krankmeldung abgeben und sagen Rücken, bin krank. War ein bischen unzuverlässig in letzter Zeit und die Chefin hat gefragt ob bei mir alles in Ordnung ist.
Wie sieht es mit Kündigung deswegen aus oder was für Möglichkeiten hat der Arbeitgeber in diesem Fall? Und bin ich geschützt weil es ja eine Krankheit ist und ich in der jetztigen Phase gar nicht Arbeitsfähig bin. Würde mich über Rückmeldung von euch freuen.
Nach oben
hammerhart84
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 08.06.2012
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 00:50    Titel: wenn dein arbeitsverhältnis... Antworten mit Zitat

...soweit intakt ist und deine chefin empathie gegenüber ihren mitarbeitern empfindet, sag es ihr.erzähl ihr, dass du einen entzug machen möchtest, damit du dein leben wieder in den griff bekommst.
es sollte ganz in ihrem interesse sein, dass du diesen schritt machst.
die vorteile liegen klar auf der hand:clean bist du wacher, zuverlässiger und sie kann noch über jahre von dir als arbeitnehmerin profitieren.
und schliesslich ist eine sucht eine krankheit wie jede andere erkrankung(z.b. gebrochenes bein) auch, zumindest aus sicht der arbeitsrechtler und krankenkassen.
gerade deshalb wäre es nicht verkehrt, deine chefin mit ins vertrauen zu ziehen.
evtl fühlst du dich dann auch besser und befreiter.
und wer weiss, würde es nicht eh irgendwann herauskommen?
gerade in der ersten zeit kann es sein, dass es dir noch nicht soo gut geht(besonders seelisch) und dann musst du nicht noch einige fragen über dich ergehen lassen, eben weil du es vorher geklärt hast.
kopf hoch und alles gute für dich.
drück dir feste beide daumen!
lg, die hammerharte 84erin.
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist viel zu selten, dass eine Person, die mit dieser Thematik nichts zu tun hat, und selbst wenn, Verständnis dafür aufbringt, als dass du deinen Job riskieren solltest. Was für einen vernünftigen Grund könnte es geben, zu erzählen, was für ein Problem du hast? Was erhoffst du dir dadurch? Kein Mensch wird darüber begeistert sein, eine Hheroinabhängige angestellt zu haben. Zumal du selber eine nachlassende Arbeitskraft bei dir bemerkt hast. Und wie du bemerkt hast, ist auch deiner Chefin etwas aufgefallen.

Solange du keine Gefahr darstellst, etwa als Pilotin, die Verwantwortung für hunderte von Menschen trägt, besteht kein Grund, jemanden darüber zu erzählen.

Du weisst, was allgemein von Heroinabhängigen gehalten wird. Wenn du an deinem Job hängst, dann würde ich es an deiner Stelle nicht nach außen tragen. Statt dessen sorge dafür, dass du wieder fit wirst und es auch bleibst. Das ganze hat den positiven Nebeneffekt, dass du eine beachtliche Motivation erfährst.

Ich würde den Arbeitgeber bereits jetzt darauf vorbereiten, dass du in den nächsten Tagen bescheid bekommst, deine Therapie antreten zu können. Du rufst doch schon jeden Tag in der Therapieklinik an, om aufgenommen werden zu können, oder? Ob du nun wirklich bei der Rückengeschichte bleibst, oder doch etwas anderes ausdenkst, das ist deiner Fantasie überlassen. Wenn du wirklich schlimm mit dem Rücken probleme hättest, wäre das wohl kaum in nur 10 Tagen geheilt. Steht auf der Krankmeldung denn nicht auch die Klinik? Oder schreibt sie dir dein Hausartzt? Zur Not könntest du auch Urlaub nehmen, mit der Begründung, deine Schwester müsste ins Krankenhaus und du trägst die Verantwortung für deren Kind, das weiterhin zur lokalen Schule gehen muss.

Reichen dir denn überhaupt nur 10 Tage? Allgemein wird von 3 bis 4 Wochen ausgegangen. Mir ist das auch alles zu lang. Immerhin möchte man nicht so lange von der Arbeit fortbleiben. Es ist aber auf jeden Fall möglich, das ganze in 2 Wochen durchzuziehen. Die Schritte werden natürlich sehr groß und die Zeit zum jeweiligen Umgewöhnen sehr knapp. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und Durchhaltekranft! Nehme dir unbedingt etwas zum Ablenken mit, einiges zum Lesen, vielleicht eine Spielekonsole. Die Zeit vergeht in so einer Klink sehr langsam. Ich kam mir am ersten Morgen bereits vor, als sei es schon eine Woche.
Nach oben
sabotage35
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 19.06.2012
Beiträge: 573

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 14:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte leztes Jahr einen Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfallerscheinung. Ist komplett verheilt und habe keine Schmerzen mehr und auch sonst keine Beeinträchtigung. Also kerngesund. Der Vorteil beim Rücken ist dass dir niemand was nachweisen kann ob man dann tatsächlich wieder Schmerzen hat oder nicht. Also könnte ich meinem AG sagen, dass mein Rücken wieder Probleme macht. Auf der Krankmeldung steht ja dann auch nur KRANK bis xx.xx.xx. Die Diagnose sieht der AG ja nicht. Was aber wenn es rauskommt? Bin ja min. 2 Wochen telefonisch NICHT zu erreichen.

Mir ist es auch egal was eigentlich rauskommt. Meine Prio ist eindeutig clean zu werden. Arbeit findet man schon wieder. Es bringt mir aber auch nix, nen Job zu haben und drauf zu sein. Ich arbeite ja fast ausschließlich im Moment um meine Drogen zu finanzieren. Das kann es auch nicht sein. Und wenn ich erst mal nen gelben Zettel habe bin ich nicht arbeitslos. Weil krank ist immer noch krank.

Ich würde auch nicht sagen das ich H-abhängig bin. Ich hatte leztes Jahr den Bandscheibenvorfall und eine Trennung von meiner Lebensgefährtin. Das hat mich übelst fertig gemacht was ja auch der Grund für meinen Einstieg mit Heroin war. Ich könnte sagen das ich starke Schmerzmittel vom Arzt(irgendein Opioid) und vom anderen Arzt Benzos zur Beruhigung bekommen habe und erst jetzt gemerkt habe das ich abhängig bin und deshalb für 4 Wochen in die Klinik muss. Quasi Opfer der Arzte geworden bin. Klingt plausibel und ist est recht möglich. Also keine wilde Geschichte sondern so wie es wirklich sein kann wenn man mal eine schlimme Phase im Leben hat und kurz die Kontrolle verliert. Das ist dann eher verträglich für einen AG und bringt eventuell Verständnis für die Situation.
Nach oben
mesut76
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ja Sabo du hast natürlich Recht Job und Süchtig, ist nur begrenzt eine Lösung und auf Dauer geht das nicht gut.
Ich hab auch alles stehen und liegen lassen und bin von heute auf morgen mit Polizei/Gesundheitsamt in die Entgiftung und bin seitdem Tag "Gott sei der Dank "Clean" !

Ja das sehe ich auch ähnlich wie du, erstmal wieder fit werden.

Ich weiß jetzt nicht was du machst und wie Groß die Firma ist wo du arbeitest, es spielt auch eine Rolle inwieweit die soetwas tragen können.

Aber:

Ich würde an deiner Stelle dem Arbeitgeber nichts sagen, weil wenn da Leute sitzen, die sich nicht so damit auskennen oder ein ganz falsches Bild davon haben, werden die immer auf dich hinunterschauen und das Risiko würde ich persönlich nicht eingehen. Dann lieber die Nummer mit dem Rücken durchziehen.

Weil ich war ja hier in der Entgiftung bei mir um die Ecke und sogar die Pfleger die schauen auf Junkies hinunter. DAS KANNSTE MIR GLAUBEN !

Ich würde niemals auf der Arbeit etwas zugeben oder erzählen, was mich in eine schwierigere Position bringen könnte. Es kommt aber auch auf den Arbeitgeber an, wenn du sicher bist dass du keinen Nachteil dadurch haben könntest, dann erzähls ruhig, aber es kann dann auch passieren dass bei jedem kleinen Fehler gleich der Verdacht aufkommen könnte ob du wieder was genommen hast oder nicht, , , , ,also ich würds nicht erzählen, ja das ist meine Meinung, das muss aber jeder selber entscheiden und wissen wie er besser Klar kommt
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 21:13    Titel: Antworten mit Zitat

sabotage35 hat Folgendes geschrieben:
Ich könnte sagen das ich starke Schmerzmittel vom Arzt(irgendein Opioid) und vom anderen Arzt Benzos zur Beruhigung bekommen habe und erst jetzt gemerkt habe das ich abhängig bin und deshalb für 4 Wochen in die Klinik muss. Quasi Opfer der Arzte geworden bin. Klingt plausibel und ist est recht möglich. Also keine wilde Geschichte sondern so wie es wirklich sein kann wenn man mal eine schlimme Phase im Leben hat und kurz die Kontrolle verliert. Das ist dann eher verträglich für einen AG und bringt eventuell Verständnis für die Situation.

Es ist aber weiterhin eine Abhängigkeit. Wer darüber Bescheid weiss oder jemanden hat, der darüber aufklärt, wird wissen, dass die Rückfallquote sehr hoch ist. Wie schon "mesut76" schrieb, wird immer wieder der Verdacht aufkommen, man sei wieder drauf. Ich schreibe das aus Erfahrung. Ich kenne jemanden, der es auf diese Art gehandhabt hat, und wurde immer wieder damit konfrontiert, ob er nicht wieder etwas nehmen würde. Das kam zwar scherzhaft, der Ernst dahinter blieb aber nicht unerkannt.

Was die Kündigung betrifft, besteht Schutz erst ab 10 fest angestellen Mitarbeitern, soweit ich mich erinnere. Darunter bist du vogelfrei. Aber selbst mit Kündigungsschutz findet sich immer ein Grund, jemanden ein One-Way-Ticket zu verabreichen, notfalls durch Mobbing. Darauf würde ich mich nicht verlassen.

Heroin ist so ziemlich das Letzte, was man konsumieren kann, so zumindest in den Augen Außenstehender. Fast alle haben da ihre Erfahrungen gemacht, wie schnell man anders gesehen und behandelt wird. Auch ich habe bemerkt, wie schnell die mit Ultraschall untersuchende Ärztin von einer lockeren Unterhaltung mit Lächeln in Verstummung und maskenartiger Mimik wandelte, nachdem ich fragte, ob eine bestimmte Symptomatik von Heroinkonsum kommen könne. Selbst wenn du nach außen ein gutes Bild abgibst, gepflegt, eloquent, sympathisch, du wirst anders betrachtet, wenn Heroinkonsum bekannt ist. So ist es nun mal leider, und die Gründe dafür sind die wenigen auf der Straße, die einen Heroinkonsumenten versinnbildlichen. Dass die meisten Leute einer sogenannten Dunkelziffer angehören, wirkt sich dabei nicht aus. Selbst ein alkoholabhängiger Obdachloser wird nicht selten mit besserem Status angesehen als ein Heroinabhängiger. Das solltest du bedenken, bevor du dich als "Junky" outest.

Ich kenne das Dilemma, auf der einen Seite in eine Klinik zu wollen, auf der anderen Seite aber am Job zu hängen. Beim ersten Mal war ich so schnell wieder aus der Klinik, um wieder weiterarbeiten zu können, dass ich wieder in Entzug kam. 5 Tage waren schlicht zu kurz.
Nach oben
nivea
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 03.05.2012
Beiträge: 110

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

sabotage,
ich glaube nicht, dass du telefonisch erreichbar sein musst, wenn du krankgeschrieben bist. Du könntest ja theoretisch auch zu deinen Eltern gefahren sein, um dich dort auszukurieren, falls dich jemand danach fragt. Handy hast du zu Hause gelassen, vergessen oder weil du es halt einfach nicht brauchst.
Ich glaube ich würde es auch nicht sagen. Es kommt vielleicht auch sehr auf den Job an (musst du Autofahren, hast du Verantwortung für andere etc.) und dann auf das Vertrauensverhältnis, das du mit deinem Chef hast.
Ich würds aber ehrlich gesagt auf keinen Fall erzählen, es sei denn die Chefin wäre meine beste Freundin ...
LG nivea
Nach oben
Pimpinelle
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 1. Jul 2012 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

CrazyMan hat Folgendes geschrieben:
... So ist es nun mal leider, und die Gründe dafür sind die wenigen auf der Straße, die einen Heroinkonsumenten versinnbildlichen. Dass die meisten Leute einer sogenannten Dunkelziffer angehören, wirkt sich dabei nicht aus. Selbst ein alkoholabhängiger Obdachloser wird nicht selten mit besserem Status angesehen als ein Heroinabhängiger. Das solltest du bedenken, bevor du dich als "Junky" outest.

...


Die "wenigen Heroinkonsumenten" treten nur leider - speziell in Großstädten in Horden auf, zeichnen sich oftmals aus durch kriminelle Handlungen und rücksichtsloses Verhalten usw., dass man zurecht solche Plätze - wenn denn möglich - meiden sollte! Welche Dunkelziffer meinst du? Ich vermute das sind diejenigen, die noch nicht bekannt oder noch nicht im Sumpf angekommen sind. Ich halte es schlichtweg für ein Gerücht, wenn immer wieder von den vielen, vielen H-Abhängigen aus besten Kreisen gesprochen wird. Selbst wo haufenweise Kohle vorhanden ist, so dass es zumindest kein Problem mit der Beschaffung gäbe, ist doch das Hauptproblem die immer höhere Dosis, die für den Kick erforderlich wäre. Du magst die vielen kennen, die absolut maßvoll ihre Droge konsumieren und über Jahre/Jahrzehnte hinweg arbeitsfähig sind. Ich kenne nicht einen, auch keinen der einen kennt usw. Was ich dir durchaus glaube und auch selber gesehen habe ist, dass nicht jeder völlig verlottert rumläuft.

Stimmt, Heroin ist so ziemlich das letzte, was man konsumieren sollte. Das trifft es durchaus, weil eigentlich jedes Kind schon weiß, welches Suchtpotential dahinter steckt. Aber ich finde überhaupt nicht, dass ein alkoholabhängiger Obdachloser besser da steht. Davon mal abgesehen gibt es heute einen Haufen richtig beschissener Drogen, die aus einem freundlichen Menschen in Nullkommanix einen Zombie machen. Ich glaube, die stehen dann doch nochmal ein kleines Stüfchen unter den Junkies. Wink
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

Pimpinelle hat Folgendes geschrieben:
...ist doch das Hauptproblem die immer höhere Dosis, die für den Kick erforderlich wäre. Du magst die vielen kennen, die absolut maßvoll ihre Droge konsumieren und über Jahre/Jahrzehnte hinweg arbeitsfähig sind. Ich kenne nicht einen, auch keinen der einen kennt usw.

Siehe Jörg Böckem, ein Redakteur, der über viele Jahre hinweg sogar per Nadel konsumierte. Ich selber hatte übrigens auch kein Problem, meiner Arbeit nachzugehen. Dunkelziffer ist dir nicht geläufig? Die gibt es bei den meisten Süchten, auch im Alkoholbereich. Das was du draußen siehst, die Leute, die täglich an der Parkbank süppeln, ist nur ein kleiner Teil der Abhängigen. Viele sind in der Tat nicht öffentlich, viele arbeiten sogar und geben sich ganz normal. Niemand würde darauf kommen, dass sie täglich mit x Promille vor ihnen stehen. Eine Person, die ich bis heute häufig sehe, arbeitet jahrzehntelang im Bergbau und ist H-abhängig. Andere gehen trotz H studieren. Und die Dosis muss nicht fortlaufend gesteigert werden. Irgendwann hat sich bei vielen eine konstante Menge eingependelt. Ein Rush, wie er zu Beginn des Konsums erlebt wurde, tritt bei regelmäßigem Konsum auch mit erhöhter Dosis nicht mehr auf, wozu also weiter erhöhen? Es ist irgendwann nur noch ein Mittel, um den Entzug zu verhindern.
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 09:25    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt tatsächlich die rosa Brille, die paar Leute in der Stadtmitte seien alle Abhängigen, die es in Stadt und Umkreis gibt. Klar, denn mit der Sucht entsteht eine Versammlungszwangsneurose, auch bekannt von Zombies, die in Gruppen durch die Fußgängerzone schlurfen, um sich in Köpfen zu verbeissen. Deshalb treffen sich alle Abhängigen an einem Ort und stehen dort bis zur Bettgehzeit, um sich am nächsten Tag erneut zu treffen. Spaß beiseite. Wink

Allein in Baden-Württemberg, wo diese drei Fälle aktenkundig wurden. hatte die Zahl der Drogen-Toten im Juli dieses Jahres bereits die des gesamtes Vorjahres erreicht: 29 Menschen starben am Heroin, und die Dunkelziffer wird von Fachleuten des Rauschgiftdezernats "auf mindestens das Doppelte" geschätzt.
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41125261.html

Der Artikel ist von 1976. Heute geht man davon aus, dass die Dunkelziffer sogar weitaus höher ist.

Zwar sei statistisch gesehen in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren ein Rückgang der Drogenkriminalität zu verzeichnen. Doch dieser bedeute keineswegs eine Entwarnung. "Wir müssen davon ausgehen, dass das Dunkelfeld größer geworden ist, das wir nicht ausleuchten, weil wir als Polizei nicht mehr mit der gleichen Personalintensität wie in vergangenen Jahrzehnten in dieses Feld können"
Quelle: http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Dunkelziffer-wird-groesser;art4319,1061074

Es ist Zufall, dass beide Artikel von Baden-Württemberg handeln.
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 09:35    Titel: Antworten mit Zitat

Da die Artikel mehr auf Kriminalität und Drogentote bezogen waren, was ich in der Eile nicht gleich gesehen hatte, ich muss arbeiten, hier ein letzter aber treffender Artikel. Es gibt davon unzählige, man muss sich nur mal bemühen, bevor man behauptet, es sei alles ganz anders:

Laut einer Studie des Dresdner Psychologieprofessors Hans-Ulrich Wittchen, leben in Deutschland 168.000 bis 282.000 Heroinabhängige, welche die offizielle Zahl von 150.000 deutlich überbietet. In der nächsten Woche soll die Studie auf einem Fachkongress in Berlin vorgestellt werden. Der Untersuchung zufolge bietet nur jeder vierte von 8.000 Ärzten Ersatzdrogen wie Methadon und Buprenorphin an. Diese Behandlungsmaßnahmen weisen zurzeit eine sehr große Lücke auf.
Quelle: http://www.shortnews.de/id/594697/168-000-bis-282-000-Heroinabhangige-in-Deutschland
Nach oben
Pimpinelle
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 10:23    Titel: Antworten mit Zitat

@Crazyman

Du unterstreichst ja nahezu noch meine Aussage, die du hoffnungsvoll ganz gelesen hast? Wink

Jörg Böckem ist das beste Beispiel, das du bringen konntest. Denn er sagt von sich selber, er wäre an der Droge kaputt gegangen und er wäre auf einem guten Weg abwärts gewesen.

Da du anscheinend aber meine Aussage nicht so ganz verstanden hast nochmal: Es ist mir klar, dass es eine Dunkelziffer geben muss. Das sind aber die, die noch nicht aufgefallen und wahrscheinlich noch nicht in Substitution sind oder direkt mit Drogen wie Metha und Pola anfangen. Logisch. Die haben aber erstmal einen Weg vor sich mit der Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Droge irgendwann nicht mehr klar kommen. Ich sage ja nichtmal, jeder ist völlig verlottert und glaube dir, dass du gepflegt und ordentlich rum läufst. Das war ja auch nicht meine Aussage. Ich wage aber zu bezweifeln, dass sich langfristig mit Sucht und/oder Heroinsucht gut leben lässt, in den meisten Fällen zumindest. Nicht jeder ist so diszipliniert, weil eben fast jeder nach dem Kick sucht.
Nach oben
CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Daran kaputt zu gehen ist eine andere Geschichte. Ging es nicht darum, ob es möglich ist, mit der Sucht zu Arbeiten? Und genau das hat Böckem geleistet, wie es auch in seinem Buch zu lesen ist. Es ist klar, dass es nicht immer leicht ist, aber es ist machbar! Mich kotzte das H auch immer an, dennoch machte ich meine Arbeit, und die ist anspruchsvoll. Es gibt viele Leute, die es ebenso ausüben.

Was die Dunkelziffer betrifft, habe ich es wohl falsch verstanden. Du meinst also nur die aus "besten Kreisen"? Selbst wenn viel Geld vorhanden ist, bedeutet das nicht zwangsläufig eine steigende Dosis. Wie schon erwähnt, es ist irgendwann ganz einfach Ente mit Rush. Einen Monat jeden Tag konsumiert, und man merkt nicht mehr, das da etwas anflutet. Da nutzt auch eine hohe Dosis nicht. Ich hatte mir einen 2,5-Beutel in einer Stunde reingezogen und saß dann unbeeindruckt. Nein, es war nicht grotten schlecht. Es hielt eben nur länger. Es wirkte aber nicht stärker. Man gewöhnt sich eben daran. Dann kann man vielleicht noch vom Rauchen oder Naseziehen auf Nadel umsteigen und hat, mit etwas "Glück", wieder eine Woche lang das Gefühl, wie es anflutet. Dann ist aber auch hier wieder Schluss und es geht nur noch darum, den Entzug zu vermeiden. Viel mehr wird nicht mehr vom H wahrgenommen. Eine Gleichgültigkeit ist noch vorhanden, und gedämpfte Emotionen.
Nach oben
Pimpinelle
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 2. Jul 2012 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, ich meine nicht nur die aus den besten Kreisen, wollte nur vorbeugen, dass wieder mit Beschaffungskriminalität argumentiert wird. Wink

Ich würde nie behaupten, dass Arbeiten auf H gar nicht möglich wäre. Mit Disziplin kann ich mir das durchaus vorstellen. Aber selbst Jörg B. sagt, es war ihm langfristig nicht mehr möglich. Und ich denke, genau das ist ja der springende Punkt. Die sog. Dunkelziffer dürfte diejenigen betreffen, die noch nicht am Ende angekommen sind, ggf. noch nicht allzu lange drauf. Jahrzehntelang auf Opiaten und kein Problem mit Arbeit usw. kann ich mir gar nicht vorstellen UND ich kenne niemanden, habe auch nur selten (!) davon gelesen, dass es langfristig funktioniert. Ich denke mal, viele scheitern doch eh daran, dass sie wider besseren Wissens den Kick suchen. Sind erstmal Benzos mit im Spiel (ich erzähle dir hier mit Sicherheit nichts Neues), dann ist der Weg nach unten ganz schnell ganz steil!

Du magst das anders handhaben, aber ich behaupte, du gehörst zu einer Minderheit und ich halte es für ein Märchen von den vielen heroinabhängigen zuverlässigen Arbeitnehmern und Studenten. Da muss ich mir nur die Beiträge hier im Forum durchlesen. Das dürften sogar Dunkelziffer-Leute sein, die auch hier posten, ein Zuhause und PC haben, einer geregelten Arbeit nachgehen oder studieren und irgendwann anfangen genau das zu vernachlässigen.

Ich lese mir die Beiträge hier schon sehr aufmerksam durch, Crazyman. Wink
Nach oben
PAGM
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 08.06.2012
Beiträge: 56

BeitragVerfasst am: 6. Jul 2012 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

@pimpinelle

ich denke Du weisst nicht genau wovon Du redest, sorry.
Auch ich (wie crazyman) gehe einer geregelten und sehr sehr anspruchsvollen Arbeit nach.
Obwohl ich mit 15 angefangen habe H zu nehmen (iv) und seit gut 30 Jahren drauf bin (die letzten 12 mit 10ml Metha und ganz ganz selten Beikonsum)
habe ich mein Abi gemacht, studiert, ein Kind grossgezogen (werde demnächst Opa) und war nie arbeitslos (und auch so gut wie nie krank geschrieben, bevor das jetzt kommt!).

Klar muss man sich dazu am Riemen reissen, aber allein in meinem Bekanntenkreis kenne ich noch 3 Leute, die es auch so handhaben (und ich habe so gut wie keinen Kontakt mehr zur Szene).

Happy weekend,
pagm
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Heroin Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
Seite 1 von 3
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin