Tilidin-Entzug No. 2

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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2012 14:35    Titel: Tilidin-Entzug No. 2 Antworten mit Zitat

Hallo,

vorweg erstmal meine Vorgeschichte:

2009 kam ich das erste Mal in den Kontakt mit Drogen. Genau diese Erfahrungen mit Amphetaminen und später auch Kokain, haben bei mir alle Hemmungen gelöst. Fortan waren Drogen nichts schlimmes mehr für mich und ich ließ es in jenem Jahr richtig krachen. Da ich gerade in meine erste eigene Wohnung gezogen war, machte ich jedes Wochenende Party, geriet in idiotische Situationen (Schlägereien etc.) und tat genau das, was ich "wollte". Ich war schon immer eher der rebellische Typ, jedoch wurde ich absolut anders erzogen. Der Gedanken an meine Eltern ging mir eigentlich nie aus dem Kopf, ich feuerte ihn einfach in's Jenseits. Ende 2009 kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Opioiden (Tramadol) und stellte fest, dass kein Upper der Welt schöner sein konnte. Ein einschneidendes Erlebnis.

2010 begann meine Ausbildung in der IT-Branche. Ich war glücklich. Ich ließ die Finger von sämtlichen Drogen und beschränkte mich auf Alkohol am Wochenende, Zigaretten und Kaffee (sehr gesund Rolling Eyes). Durch den ganzen Streß war ich ziemlich geschafft (50 Std. Woche), meisterte das Ganze aber gut und leitete bald den Vertrieb der kleinen Firma, da der vorherige Leiter beurlaubt wurde. Nur einmal kam ich an Codein und das kleine Bronchicum-Fläschchen reichte eine knappe Woche. Das blieb aber für die Zeit der Ausbildung auch das einzige Mal.

Diese endete im Spätherbst 2010, plötzlich und unerwartet. Die Firma konnte mich nicht halten und entließ mich (später stellte sich heraus, dass noch drei weitere Azubis aus der Technik entlassen wurden, da der Laden nahezu pleite war). Ich stürzte in ein Loch aus Selbstmitleid und Verzweiflung. Ich erinnerte mich an Tramadol und organisierte mir 2 Flaschen. Das war der Startschuss in den "Abgrund".

Im Februar 2011 stieß ich auf Tilidin. Tilidin gefiel mir auf Anhieb besser, da es auf mich nicht so hibbelig wie Tramadol, sondern schön euphorisierend und sedierend wirkt/e. Anfangs organisierte ich mir meine Tilidin einmal in zwei, drei Wochen aus einem anderen Stadtteil. Ich machte also immer eine Woche Pause mit dem Konsum, doch das hielt nur zwei Monate an, denn dann ließ ich mir den Scheiß selber verschreiben. Ich bekam Valoron-Tabletten verschrieben, jedoch kam mein Arzt sehr schnell dahinter, da ich viel zu oft vorbei kam und mir wöchentlich meine 50 Stck. abholte. Im Juli 2011 war Schluss damit. Es machte sich der erste Entzug breit. Ich war hilflos und ratlos, kam jedoch durch Zufall ein eine 100ml Flasche Valoron. Es wirkte so viel schöner als die Tabletten, dass ich mich sofort in das Zeug verliebte. Der Kick war unbeschreiblich gut und ich nahm es fortan immer vor dem Essen ein um die Wirkung schneller zu spüren. Ich leerte somit eine Flasche pro Woche.

Im November 2011 kam mein Entschluss zu entziehen. Eine muslimische Freundin riet mir außerdem dazu, meinen Eltern alles zu beichten. Das tat ich 4 Wochen nach der letzten Dosis. Die Beichte tat gut, der Entug war grausam. Die ersten Tage überbrückte ich mit Valium. Die drei ersten Tage (der körperliche Entzug), überstand ich somit gut. Danach begann der Horror. Herzrasen und massiver Bluthochdruck bei den kleinsten Anstrengungen. Ich nahm Baldrian und Hopfen, was jedoch nur eine mentale Wirkung erzielte. Ich fühlte mich tagtäglich in Herzinfarkt-Gefahr und wollte meinen Kreislauf wieder in Gang kriegen. Ich begann mit Krafttraining, jedoch schien das alles nur zu verschlimmern. Ich wachte fast jede Nacht mit einem Ruhepuls von 120 auf. Ich wollte einfach nicht mehr leben. Lieber gar nicht leben, als so, dachte ich mir. Doch mein Ziel einer Fernost-Reise und mein Wille ließen mich weitermachen. Ich begann wieder mehr auf mich, meine Wohnung und meine Zukunft zu achten, bewarb mich bei Firmen und besuchte mehrere Ärzte um meinen Körper in den Griff zu bekommen. Meine Blutwerte wurden als hervorragend diagnostiziert und es konnte ebenfalls kein Herzleiden festgestellt werden. Ich bekam Metoprolol in der kleinsten Dosierung (47.5 mg) verschrieben, was ich noch bis heute einnehme. Ich nehme sogar nur eine halbe Tablette täglich. Mein Leben ging wieder bergauf, ich unterschrieb für dieses Jahr einen Traum-Ausbildungsvertrag bei einer großen deutschen Firma mit super Gehalt und tollen Weiterbildungschanchen. Ich war wieder glücklich.

Vor 3 Monaten passierte es dann: Ich bekam wieder Tilidin. Anfangs nahm ich es nur alle paar Wochen, was mir auch reichte. Ich hatte das Gefühl es im Griff zu haben. Was für ein Trugschluss.

Ich bin jetzt wieder seit 2 Monaten "an der Flasche", nehme bis zu 250 Tropfen täglich ein und fühle mich einfach nur hilflos. All meine Vorsätze, all meine Versprechungen, alles für die Tonne. Ich weiß, dass es erbärmlich ist und ich fühle mich so scheiße deswegen, aber ich habe eine heiden Angst. Ich will davon weg. In zwei Monaten beginnt meine Ausbildung und bis dahin muss ich wieder fit sein. Das Medikament gegen das Herzrasen habe ich, jedoch habe ich testweise mal einen Tag nichts eingenommen und ich dachte, dass mein Herz explodiert. Ich weiß nicht mehr weiter. Sad

Meine Fragen:

- Welchen Psychodoc sollte ich ansteuern (Psychiater, Psychologe)?
- Ist joggen unmittelbar nach dem Entzug sinnvoll (Stochwort Kreislauf)?
- Welche Ernährung und sonstige Aktivitäten sind sinnvoll?
- Welche Medikamente sind begleitend sinnvoll (Valium etc.)?

Ich habe jetzt noch knappe 2 Monate und will bis dahin wieder auf dem Damm sein. Ich will weg von dem Scheiß, aber habe die Flasche natürlich noch vor mir stehen und denke gerade auch an nichts anderes, als mir endlich wieder 30, 40 Tropfen zu geben, da ich langsam eine erste Nervosität feststellen kann.

Danke, dass ihr diesen Roman gelesen habt, und entschuldigt bitte diese endlosen Zeilen, aber das musste einfach mal von der Seele.

Keks.
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NoNameGirl
Anfänger


Anmeldungsdatum: 02.07.2012
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 5. Jul 2012 04:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Keks,
Bin zurzeit in einer sehr ähnlichen Situation..
Zu deinen Fragen:

-Ein Psychologe ist auf Dauer und für die mentale Hilfe bei dem Entzug aufjedenfall nicht schlecht, aber wichtiger ist es einen guten Psychater zu haben!
Nur er kann dich richtig auf Medikamente einstellen die dir beim Entzug helfen und die dir auch danach den Suchtdruck lindern können.

-Joggen kann ich wirklich nicht empfehlen! Mein Kreislauf ist dann riiiichtig im Eimer, wie wäre es mit leichtem Schwimmen? Natürlich nur in Begleitung!

-Ernährungsmäßig ist es sinnvoll dass du genug kalorien zu dir nimmst, auch wenn es in dem Moment schwer ist etwas zu sich zu nehmen, nur so hällst du den Kreislauf einigermaßen oben. Mir helfen vorallem Zuckerhaltige Softdrinks.

-Aktivitäten: 3-4 sehr gute spannende Bücher, morgends kalt-warm wechsel Duschen für den Kreislauf und abends in ein heißes Bad für den guten Schlaf! Falls du das gerne machst : Ein anspruchvolles Konsolen/Pc Spiel besorgen und durchspielen Wink
Ansonsten : Viel an die frische Luft! Schonmal etwas von Geocaching gehört? Eine sehr gute Ablenkungsmethode!

-Die Medikament Frage ist immer seeehr seeehr schwierig und Personsabhängig, deswegen würde ich dir dringend raten einen Hausarzt und/oder den Psychater um Rat zu fragen!
Ansonsten gehören in deine Apotheke :
Buscopan - Gegen Übelkeit und Bauchkrämpfe
Thomapyrin - Migräne Anfälle verhindern
MCP Tropfen - Ebenfalls für den Magen, beruhigt sehr
Glaubersalz - Bei möglichen Verstopfungen

Ich weiss, dass es sehr umstritten ist, da es auch "psychoaktiv!" wirken kann, aber mir helfen in den ersten Tagen auch DXM Hustenstiller von Ratiopharm, bekommt man Rezeptfrei in der Apotheke, senkt den Tili/Valoron Spiegel und entspannt!

Alle anderen verschreibungspflichtigen Medikamente solltest du wirklich mit einem Fachmann durchsprechen! Da möchte ich nicht willkürlich etwas empfehlen! (Ich bekomme z.b. Seroquel zum einschlafen)

Ich hoffe dass war nicht zuviel Text und vielleicht konnte ich dir ja ein wenig helfen...

Liebe Grüße..
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TomasG
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 03.11.2011
Beiträge: 1301

BeitragVerfasst am: 7. Jul 2012 09:23    Titel: Antworten mit Zitat

also mcp tropfen/tbl sind wärend eines opioidentzuges mit vorsicht zu genießen, denn mcp steigert die darm und magenbewegungen.
wenn man also entzugsbedingt eh schon bauchkrämpfe und vor allem durchfall hat, dann sollte man mcp meiden!

bei thomapyrin muss man aufpassen, denn thomapyrin classic enthalten neben ASS und PCM auch 50mg koffein, und wenn man eh schon nervös und aufghedreht ist, und an herzrasen leidet, dan ist koffein nicht so sinnvoll!

buskopan kann man nehmen, aber mir hilft es leider nicht sonderlich gegen diese fiesen darm und bauchkrämpfe.

und glaubersalz, hmm das reizt doch auch den magen...
und wer hat bitte wärend eines opioidentzuges verstopfung?

normalerweise hat man durchfall...
und da hilt nichts, außer opioide!
hier empfielt sich loperamid, ein opioid was in normalen dosen nur im darm wirksam wird.
leider ist es rezeptfrei aber nur in 10er packungen zu haben.
man kann es übrigens so hoch dosieren wie nötig.
6-10 kapseln/tbl a2mg loperamid stoppen jeden durchfall, selbst wenn man hohe dosen opioid gewöhnt ist.
da du *nur* tilidin+naloxon genommne hast wirst du aber vermutlich mit 1-4 kapseln pro tag locker auskommen.

mit benzos wie diazepam(valium) sollte man sparsam umgehen, und sie nicht länger als 1-2 wochen nehmen, denn sonst ist man am ende bezoabhängig.
und eine benzoabhängigkeit ist auch nicht besser.
ich war selbst einige zeit abhängig von benzos, und der entzug ist verdammt hart!

wenn du mit hohem blutdruck und herzrasen probleme hast, könntest du dir clonidin verschreiben lassen, es hilft gegen entzugserscheinungen, und senkt den blutdruck.
es kann aber depression auslösen, also aufpassen.
zum schlafen kannst du dir ein antidepressivum wie doxepin, mirtazapin oder amitriptylin verschreiben lassen..
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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 7. Jul 2012 12:13    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für eure schnellen Antworten. Ich bin gerade noch beim brunchen, sprich unterwegs, werde mich aber nach auf jeden Fall nochmal ausführlich dazu äußern. Ich denke mal, dass ich mir auf jeden Fall Valium besorgen werde. Sonst kann ich das RLS und die Schlaflosigkeit in den ersten Nächten nicht ertragen.
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NoNameGirl
Anfänger


Anmeldungsdatum: 02.07.2012
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 7. Jul 2012 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

@TomasG
"und glaubersalz, hmm das reizt doch auch den magen...
und wer hat bitte wärend eines opioidentzuges verstopfung?"

Ich! Wink Wie du weisst, ist sowohl jeder Rausch wie auch jeder Entzug bei jedem Unterschiedlich! Deswegen habe ich auch mehrmals darauf hingewiesen, dass dies nur die Medikamente sind die mir gut tuen, und keine Allgemeine Ratgebung.

MCP ist das einzige was bei mir hilft einigermasen auf die Toilette zu kommen, und wenn du mal 5Tage Heißhunger Atacken hattest und nicht aufs Klo konntest bist du auch über Glaubersalz gott froh...

Da ich so oder so 1-2l Energy Drinks am Tag konsumiere fallen bei mir die 50mg Koffein in den Thomapyrin nunmal wenig auf, ist bei mir einfach das einzigste was gegen meine abendliche Migräne und verbundene einschlafprobleme helfen.

@Kekspower
Lass es dir gut gehen beim brunchen Smile
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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2012 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

Sooo. Gestern Abend habe ich die letzte Dosis genommen (Flasche ausgespült).

Was habe ich mir organisiert?

- 300mg Valium / Diazepam (30x 10mg; waren eigentlich 50x 10mg, habe den Rest allerdings Leuten gegeben, die es wohl noch 10x nötiger haben als ich.)
- Trockenes Futter (Brötchen etc.; wegen den Magengeschichten)
- Früchtetee
- Obst
- 6x 1.5 Liter Mineralwasser
- Schokolade Smile

Meine Freunde und Eltern sind informiert, dass ich "krank" bin und wissen Bescheid, dass ich erstmal nicht ansprechbar bin.

Zum Glück ist es Wochenende und ich kann mit einem Kollegen aus Berlin schön viel online zocken und Ablenkung ist ja sehr wichtig.

Bis jetzt ging es ehrlich gesagt, die Depressionen werden wohl durch die 15mg Valium unterdückt, welche ich bereits gestern Abend genommen habe. Schlafen konnte ich 9 Std., allerdings ist mir seit heute morgen ständig mal heiß, mal kalt. Ich schwitze durchgehend extrem, trinke daher auch viel Wasser. Ich danke, dass dieser Entzug zwar unangenehm, aber nicht fieser als der letzte wird. Es waren jetzt wieder genau 2 1/2 Monate Dauerkonsum. Zuletzt erschreckenderweise auch eine Flasche pro Woche.

Das RLS habe ich bis jetzt erst leicht gespürt, das Diazepam unterdrückt wohl die innere Unruhe und den Bluthrochdruck. Ich nehme dazu auch Metroprolol ein, welches ich sowieso verschrieben bekomme, da mein Körper in Stresssituationen zu viel Adrenalin produziere und mein Herz Amok läuft.

Das, was mich wirklich nervt ist dieses fiebrige Gefühl und die schnellen Wechsel von heiß auf kalt.

Naja, da muss ich jetzt durch. Ein super Job mit 'ner guten Zukunft wartet auf mich, das darf dem Tilidin nicht zum Opfer fallen. Cool

Am Ende nochmal an alle, die auch den Opioiden verfallen sind: Die innere Einstellung und gute Vorbereitung sind das wichtigste. Ihr schafft das. Wir schaffen das. Es ist falsch, dass die Droge dich kontrolliert, du musst die Droge kontrollieren.

Keks.
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Melinda
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2012
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2012 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ich find das allerwichtigste bei einer Suchterkrankung die man bekämpfen will ist, die Umstände die zur Sucht geführt haben, zu bekämpfen bzw. sich einmal intensiv mit diesen auseinanderzusetzen... Das kann die Familie sein, das können die Freunde sein, das können Persönlichkeitsstörungen sein, falsche Lebensziele, falsche Lebensführung... Also alles substanzielle Dinge, die man nicht mal so einfach von heute auf morgen ändert... Und schon gar nicht alleine, oder indem man sich mit anderen Dingen ablenkt... Viele denken, lass ichs jetzt einfach mal sein, schluss mit dem ganzen Scheiss, beiss ich mal die Zähne zusammen, erschaff mir ideale Voraussetzungen um den Entzug zu schaffen... nur um dann "clean" genauso weiter zu machen wie bisher... also so geht das nicht...

Sorry, aber mir klingt das hier alles so, als ob Du Deinen Körper als Maschine siehst, der gefälligst zu funktionieren hat und wenn nicht, mit Medis in die richtige Richtung gelenkt wird.. nur damit er bald wieder in der Lage ist, für einen neuen Job zu funktionieren... Und wenn er da wieder überfordert wird, gibts dann den nächsten Rückfall, den nächsten Entzug...
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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 02:12    Titel: Antworten mit Zitat

Letztes Jahr habe ich locker 7 Monate Tilidin am Stück genommen und anschließend selber zu Hause entzogen. Einen Monat später habe ich alles gebeichtet. Ich werde meine Familie jetzt garantiert nicht wieder mit dem Scheiß belasten, meine Mum ist Leiterin einer öffentlichen Einrichtung und mein Vater Unternehmensberater, die haben beide extrem viel zu tun und sorgen sich sowieso schon um mich. Ich würde ihnen das Herz brechen, wenn sie von meinem Rückfall erfahren würden. Da muss ich jetzt alleine durch, koste es, was es wolle.

Ich werde mir jetzt, kommende Woche, einen Termin bei einem Psychiater besorgen und mal gucken was der mir so sagt. Allerdings muss man natürlich auch erstmal einen finden, der zu einem passt und die Terminvergabe erfolgt ja auch nicht von heute auf Morgen.

Ich sehe meinen Körper keineswegs als Maschine, ich weiß, dass ich mental derzeit auf keinen Fall stark bin. Ich will wieder fit werden. Physisch, sowie psychisch.

Die Medikamente für den Entzug helfen mir lediglich die bescheuerten Entzugssymptome zu verringern, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren in aller Verzweiflung mir wieder Tilidin zu besorgen.
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Melinda
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2012
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2012 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

Kekspower hat Folgendes geschrieben:
Letztes Jahr habe ich locker 7 Monate Tilidin am Stück genommen und anschließend selber zu Hause entzogen.


Du schreibst:

Kekspower hat Folgendes geschrieben:
Ich war wieder glücklich.

Vor 3 Monaten passierte es dann: Ich bekam wieder Tilidin.


Welches "Loch" ist denn da entstanden, dass Du Dir wieder Tilidin organisiert hast? Wodurch hast Du Dich so schlecht gefühlt, dass Du es wieder genommen hast? Oder war es immer noch der Entzug, den Du zuvor monatelang mit allerlei anderen Aktivitäten überbrückt hast?

Kekspower hat Folgendes geschrieben:
Einen Monat später habe ich alles gebeichtet.


Was hat denn Deine Familie gesagt? Haben Sie Dir Vorwürfe gemacht? Haben sie Dir Tips gegeben, Hilfe angeboten? Oder nur gesagt dass Du das alleine regeln und zum Arzt gehen sollst?

Kekspower hat Folgendes geschrieben:
Ich werde mir jetzt, kommende Woche, einen Termin bei einem Psychiater besorgen und mal gucken was der mir so sagt.


Wäre vielleicht keine schlechte Idee, hoffe Du gerätst dabei nicht an einen der Dich gleich in die Klinik einweist, obwohl ein Klinikaufenthalt ja besser helfen soll, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Oft muss man aber erst ganz am Ende sein, dass man dieses Prozedere da akzeptiert. Hab hier auch schon oft im Forum gelesen, dass viele Psychologen die Zusammenarbeit verweigern wenn sie erst mal wissen, dass jemand süchtig ist (könnte man aber im Vorfeld abklären).

Kekspower hat Folgendes geschrieben:
Terminvergabe erfolgt ja auch nicht von heute auf Morgen.


Wenn Du sagst wie dringend es ist geht das ganz schnell. Würde jetzt aber trotzdem keinen x-beliebigen nehmen, sondern einen der sich mit Sucht auskennt. Um Reinfälle zu vermeiden schau mal hier: http://www.jameda.de , da wird auch vor vielen schwarzen Schafen gewarnt.
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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 20. Jul 2012 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Die Cleanphase hat mir eigentlich sehr gut getan, jedoch spürte ich nach und nach depressive Verstimmungen. Es ging hauptsächlich um ein Mädchen.

Gebeichtet habe ich halt meinen langzeitigen Konsum im letzten Jahr. Meine Mum war schon etwas geschockt, aber fand es sehr mutig von mir, alles zu erzählen. Sie schätzt so etwas. Mein Dad hat sogar gesagt, dass er stolz auf mich ist, dass ich es alleine geschafft habe. Er sagte: "Heute nehmt ihr sowas, früher haben wir Hasch geraucht."

Ein Psychiater wird für mich wohl die beste langfristige Lösung sein, da ich unter Stimmungsschwankungen bis hin zu Panikattacken leide (in der Cleanphase wurde es erst schlimmer und dann besser).

Ein Klinikaufenthalt kommt für mich nicht in Frage, da ich am 01.09. meinen neuen Job beginne, auf welchen ich mich schon tierisch freue. Es ist eine wirklich sehr gute Stelle im Marketing-Bereich.

Ich fühle mich derzeit einfach antriebslos. Normalerweise bin ich ein ordentlicher Mensch und meine Wohnung sieht für gewöhnlich immer tip top aus. Seitdem ich wieder Tille nehme, lass ich alles stehen und liegen. Das ist schon nicht mehr feierlich. Kommenden Dienstag kommt der Typ von den Stadtwerken um den Warmwasserzähler abzulesen, sprich ich bin sowieso gezwungen alles aufzuräumen. Das ist eigentlich ganz gut.

Jameda werde ich mir auf jeden Fall mal angucken, danke für den Tipp.

Das Problem ist, dass ich mir jetzt schon wieder eine 100ml Flasche geholt habe. Ich habe die Valium etc. natürlich noch hier und könnte jetzt auch sofort entziehen, aber irgendwie habe ich Angst, dass ich dann nichts mehr auf die Reihe bekomme. Noch weniger als jetzt. Ich bin total verwirrt. Ich denke, dass ich vorher dringend mit einem Psychiater reden sollte.

Danke für deine liebe Antwort und deine Zeit, die du für mich opferst.
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Kekspower
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 6

BeitragVerfasst am: 6. Aug 2012 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Sooo, da bin ich wieder. Da ich, resultierend aus totaler Inkonsequenz in der Zwischenzeit, zwischen meinem letzten Post und diesem hier, eine weitere 100 ml Flasche Tilidin geleert habe, habe ich es Freitag tatsächlich geschafft den Entzug zu beginnen.

Am 03.08. also, habe ich nur noch den letzten Rest aus der Pulle ausgespült und abends gegen 20 Uhr eingefahren. Der Opioid-Spiegel im Blut dürfte sich durch den Dauerkonsum doch nicht deutlich über die normale HWZ hinaus bewegen, oder? Ich rechne damit, dass ich spätestens nachts um 4 Uhr wieder nüchtern gewesen sein muss.

Demnach müsste die Rechnung in etwa so aussehen:

Samstag morgen 04.00 Uhr - nüchtern
Sonntag morgen 04.00 Uhr - 24 h Marke geknackt
Montag morgen 04.00 Uhr - 48 h Marke geknackt

Wir haben es jetzt Montag, ca. 10.30 Uhr, demnach müsste ich jetzt 54 1/2 Stunden nüchtern sein.

Kurzer Rückblick auf die letzten Nächte:

Freitag -> Samstag: Absolut kein Problem, da wohl noch Tilidin im Blut war (habe zusätzlich eine Valium genommen, da diese bis zu 24 Stunden wirken und mich sozusagen auf den nächsten Tag "vorbereiten"). Morgens musste ich jedoch wegen des starken Schwitzens, das Bett abziehen und mich vorsichtshalber mit meinem Schlafsack abgeben (keine Lust meine ganze Bettwäsche vollzuschwitzen). Zudem plagten mich extreme Kopfschmerzen, also ging ich so gegen 12.50 Uhr zu Apotheke und organisierte mir Ibuprofen. Den Tag über nervte mich dieser ständige Tränenfluss und die ständige Gänsehaut.

Samstag -> Sonntag: Der absolute Horror. Ich habe keine Auge zu bekommen. Erst am Sonntag konnte ich schließlich von 12 - 15 Uhr und von 15.30 Uhr bis etwa 18.30 Uhr schlafen (dank 2 Valium). Trotzdem schwitzte ich weiterhin dermaßen und auch das RLS ließ nicht wirklich locker (keine Kontrolle mehr in den Beinen, ständiges hin und her wälzen).

Sonntag -> Montag: Ebenfalls besch*ssen, da ich immernoch wach bin. Ich habe heute Nacht lediglich knappe 2 Stunden gepennt. Das Schwitzen hat in dieser Nacht spürbar nachgelassen, ebenfalls ist diese innere Unruhe nicht mehr ganz so fies und auch tränen die Augen nicht mehr so stark. Ich fühle mich trotzdem absolut kraftlos. Mir ist trotz des Diazepam-Spiegels im Blut einfach nur zum heulen zu Mute, auch wenn es schlimmer sein könnte. Der letzte Entzug war stärker, meines Erachtens nach.

Wie ich also (wieder einmal) bemerkt habe, spielt die Psyche eine sehr große Rolle. Der körperliche Entzug dürfte nich länger als 72 Stunden dauern und danach ist es nur noch reine Kopfsache. Auch wenn viele das unterschätzen... hier liegt der eigentliche Hase begraben.

Was ich sonst noch unternehme ist:

- Viel trinken
- Ordentlich essen (viel Vollkorn)
- Ab und zu ein kleiner Spaziergang
- Mit Freunden telefonieren, Online zocken etc.
- Musik hören, Filme gucken

Zum Glück habe ich noch 7 restliche Valium / Diazepam (á 10 mg) hier liegen, die mir die nächsten 4 Tage erträglicher gestalten sollten (der Benzodiazepin-Spiegel sollte dann noch bis zu zwei Tage länger im Blut bleiben). Danach werde ich, wie beim letzten Mal auf Baldrian und Hopfen Kapseln umsteigen und mir Atosil-Tropfen verschreiben lassen (Promethazin), welche nicht abhängig machen und den Schlaf in den ersten Wochen erleichtern. Danach hoffe ich, bis zum 01.09. meinen Schlafrythmus enigermaßen wieder normalisiert zu haben. Dass das dauert, ist mir klar. Das letzte Mal hat es bestimmt 2 Monate gedauert, bis ich wieder ohne Hilfe von irgendetwas schlafen konnte.

Ich hoffe, dass es den anderen "Entziehern" auch langsam besser geht. Zähne zusammenbeißen und durch.
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Melinda
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.04.2012
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2012 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

Wie geht es Dir inzwischen? Hast Du geschafft durchzuhalten? Wenn ja müssten die Entzugssymptome schon etwas erträglicher geworden sein. Nimmst Du noch das Diazepam? Wäre damit und mit dem Atosil sehr vorsichtig, vor allem in Kombination und auch bei dem warmen Wetter im Moment, kann sehr schnell gefährlich werden weil beides das Herz sehr schwächt. Kannst Du im Moment schlafen? Ich wache sehr oft auf. Im Moment kann ich nicht mehr schreiben, da es mir selber nicht sehr gut geht. Wollte nur mal fragen wie es Dir so ergeht.
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