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ulla79 Gold-User

Anmeldungsdatum: 17.03.2009 Beiträge: 908
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Verfasst am: 23. Okt 2012 10:57 Titel: Zusammenhang sozial schwäch. Familie - raus a. Abhängigkeit? |
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Mich würde mal interessieren, was das Forum hier dazu meint.
Ich kenne selber nur zwei Fälle, eben den „meinen“ und einen anderen. Natürlich ist jeder Drogenabhängige (Heroin) selber für sich und sein Handeln verantwortlich, aber letztlich kann ja auch die familiäre Unterstützung eine Hilfe sein.
Wenn ein Kind traumatische Erfahrungen gesammelt hat, die Auslöser der Sucht waren, zählt ja da auch oftmals die Familie zu den Beteiligten.
Kann es sein, dass die Drogenabhängigen, deren Familie sich ebenfalls mit der Sucht auseinandersetzt es leichter haben, ein cleanes Leben zu führen? Ich kenne eben wie gesagt nur die 2 Fälle, und bei dem einen ist es so. Da wurde die Familie mit in die Therapie einbezogen und die Familie setzte sich auch aktiv mit in die Therapie ein.
Andererseits wird oftmals, so erlebe ich es auch bei seiner Familie die Sucht in den Hintergrund gedrängt, das wichtigste ist das Geldverdienen!
Und komischerweise wiederholt sich dieses Schema oftmals, wie man z. B. aus zahlreichen TV-Dokumentationen sehen konnte. Die Kinder kamen aus dem Knast oder Therapie nach Hause und das oberste Ziel der Familie war, Geld zu verdienen. Die Frage, wie derjenige es jetzt schaffen kann, clean zu bleiben kommt gar nicht erst vor.
Können oder wollen die Familien sich nicht mit der Thematik auseinandersetzen? Ich meine damit nicht, dass wohlhabendere Familien logischerweise mehr Geld z. B. in Therapien usw (siehe US Schauspieler) stecken können, sondern die emotionale Seite bzw. geistige Seite.
Als ich ihm erzählte, dass ich seinetwegen bei einer Suchtberatung war, viel er zuerst aus allen Wolken. Für mich war das einfach nur logisch und selbstverständlich, sich mit dem Problem des Partners auseinanderzusetzten. Später hat er mal gemeint, dass er es großartig findet, dass ich mich so für ihn einsetze und das er es sich auch mal von seiner Familie gewünscht hätte, aber da kam nie was.
Es muss für eine Familie sehr schwer sein, damit umzugehen, wenn das Kind drogenabhängig ist. Aber anscheinend verfügen einige nicht über die Fähigkeiten, sich mit der Problematik auseinanderzusetzten. So gesehen muss das ja auch für den Abhängigen wieder ein großer Niederschlag sein, wenn er z. B. bei Therapien oder im Knast sieht, dass andere eine Familie haben, die sich auch damit befasst und Geschehenes aufarbeiten will. Weil so merken sie, dass sie eigentlich ganz alleine dastehen mit der großen Last, an der aber auch die Familie nicht schuldlos ist.
LG Ulla |
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BlancheNeige Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.10.2011 Beiträge: 694
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Verfasst am: 23. Okt 2012 13:28 Titel: |
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Hey Ulla,
ich glaube schon, dass es am meisten von Erfolg gekrönt ist, wenn die gesamte Familie mit einbezogen wird. Ich denke nämlih auch, dass die Gründe für den Konsum ganz oft in der Familiengeschichte selber zu finden sind.
Was du beschreibt, kenne ich. Ich soll ohne Drogen leben aber bitte trotzdem erfolgreich sein und mein Leben (Studium, Whg) selbst finanzieren.
Das geht nicht so leicht, wenn ich wirklich an mir arbeiten will, d ich dann keine Zeit für's Geldverdienen habe. Und das ist so wichtig. Geld war immer sooo wichtig
Wenn man die Familie nicht mit einbeziehen kann, dass gibt es noch die andere Option: man kann den Kontakt minimieren. Das habe ich getan, einfach gesagt ich will weniger Kontakt, so gut wie keinen. Und siehe da, es geht mir psychisch um Längen besser!
Man muss sehen, wo die Ursachen sind. Aber ich verstehe deine Überschrift dazu nicht, wieso aus "schwächeren" Familien? Wie meinste das? Sozial schwächer? |
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campmaster Gold-User

Anmeldungsdatum: 22.07.2012 Beiträge: 623
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Verfasst am: 23. Okt 2012 14:16 Titel: |
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Ich hab das aufgegeben, habe ewig mit meinen Eltern diskutiert als es schon zu spät war, Job weg, alle Freunde weg und nur noch Alkohol und schlechte Legal Highs Drogen aus dem Internet konsumiert. Ich wollte immer alles haben, viel Geld verdienen, mich jedes Wochenende abschießen, die schönsten Mädchen klar machen, alles gleichzeitig! Bin damit übel auf die Schnauze gefallen. Meine Eltern haben mir aber auch oft in meinen Kram reingeredet und mich nicht so behandelt wie es hätte sein müssen bei jemandem der sich jedes Wochenende im Club das volle Programm gibt und sich Abends nach der Arbeit stündlich ne Bong reinzieht! Sie waren nicht ansprechbar auf Drogen und mein Vater wäre höchstens ausgerastet und so ein Thema wie "Versuche erstmal mit den Chemischen Drogen aufzuhören und dann bekomm halt das Kiffen noch in den griff", undenkbar! Ich hab auf jeden Fall übel bezahlt, hatte keine Freundin die mich unterstützt hat (eher im Gegenteil), den ganzen Kifferfreunden muss man so in den Arsch treten das sie einem helfen und meine Eltern wollten mir bei meinen Plänen auch nicht unter die Arme greifen, vielleicht habe ich einfach zu viel gewollt! Ich fand es auf jeden Fall immer sehr schlimm das ich in der Familie keinen hatte dem ich mich so öffnen konnte, war vorher ohne Drogen immer ein sehr glücklicher Mensch und bin von alleine gar nicht mehr davon los gekommen! |
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ulla79 Gold-User

Anmeldungsdatum: 17.03.2009 Beiträge: 908
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Verfasst am: 23. Okt 2012 22:33 Titel: |
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BlancheNeige hat Folgendes geschrieben: | Wenn man die Familie nicht mit einbeziehen kann, dass gibt es noch die andere Option: man kann den Kontakt minimieren. Das habe ich getan, einfach gesagt ich will weniger Kontakt, so gut wie keinen. Und siehe da, es geht mir psychisch um Längen besser!
Man muss sehen, wo die Ursachen sind. Aber ich verstehe deine Überschrift dazu nicht, wieso aus "schwächeren" Familien? Wie meinste das? Sozial schwächer? |
Das ist interessant zu hören, ich dachte, wenn man den Kontakt abbrechen würde, wäre das noch eine zusätzliche Belastung.
Mit "schwächeren" Familien meinte ich sozial schwächere Familien, wobei ich das nicht ausschließlich aus finanzieller Sicht sehe. Klar, der Ausspruch "Hauptsache Geld Geld Geld" kann man dazu auch einordnen, da es oftmals ums pure Überleben geht. Aber ich meine das auch auf den allgemeinen sozialen, zwischenmenschlichen und leider auch geistigen Zustand. Eben aus dem Grund, weil ich manchmal die Vermutung habe, dass dieses passive Verhalten gar nicht mit Absicht geschieht, sondern dass einige auch z. B. gar nicht verstehen und kapieren, was evtl. Suchtberater usw. über das Kind und die Abhängigkeit erzählen. Sie können diesen Prozess leider einfach nicht folgen und können demnach auch keine Hilfe sein.
LG |
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bewa Gold-User

Anmeldungsdatum: 30.08.2012 Beiträge: 881
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Verfasst am: 24. Okt 2012 07:08 Titel: |
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so ganz habe ich deine frage nicht verstanden.
du meinst, dass eine familie, die nicht so auf's geld schaut,
einen drogensüchtigen besser unterstützen kann,
weil sie auch über wichtige sachen reden
und nicht nur über's geld verdienen?
ich glaube nicht, dass es was mit geld zu tun hat,
wenn man probleme in der familie beredet heisst das doch nicht automatisch,
dass die familie schlecht verdient.
aber ich habe mal eine familie kennengelernt
aus "prekären" verhältnissen, 8 kinder und sozialhilfe,
und ich war ganz angetan, wie die zusammengehalten haben,
und mich gleich integriert haben,
ich habe mich sofort zuhause gefühlt
ich komme aus sogenanntem "guten hause"
meine mutter war klavierlehrerin,
aber einen zusammenhalt innerhalb unserer familie gab es nicht.
ist es das, was du meinst? |
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mesut76 Platin-User

Anmeldungsdatum: 04.03.2012 Beiträge: 1238
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Verfasst am: 24. Okt 2012 08:15 Titel: |
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Zitat: | Das ist interessant zu hören, ich dachte, wenn man den Kontakt abbrechen würde, wäre das noch eine zusätzliche Belastung |
Ich muss jetzt hier mal ein bißchen Klugscheißern, weil ich es ja durchlebe dieses "Vorher und Nachher"
Wenn das Verhälntnis gut harmonierte, dann fehlt natürlich was und es kann dann eine Beleastung werden, wenn man den Kontakt minimiert.
Wenn man aber eh ein mieses Verhältnis hat und man sich nicht verstanden fühl, dann kann das schon gut tun, wenn man den Kontakt so wenig möglich hat.
Und meine Familie hat sich damit gar nicht auseinander gesetzt und meine Mutter verstehts immer noch nicht
Also die versteht nich, wie ein Mensch sich sowas antun kann und auch antut
Das ist auch schwer zu verstehen und nachzuvollziehen, deswegen erwarte ich das auch gar nicht.
Aber um mal auf die Frage zurückzukommen ob es für das Kind einfacher wäre, wenn es die Erlebnisse zusammen auferarbeitet werden würden, kann ich mir schon vorstellen das es nicht gut wäre, sondern schon sehr wichtig ist. |
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ulla79 Gold-User

Anmeldungsdatum: 17.03.2009 Beiträge: 908
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Verfasst am: 24. Okt 2012 09:40 Titel: |
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bewa hat Folgendes geschrieben: | so ganz habe ich deine frage nicht verstanden.
du meinst, dass eine familie, die nicht so auf's geld schaut,
einen drogensüchtigen besser unterstützen kann,
weil sie auch über wichtige sachen reden
und nicht nur über's geld verdienen?
aber ich habe mal eine familie kennengelernt
aus "prekären" verhältnissen, 8 kinder und sozialhilfe,
und ich war ganz angetan, wie die zusammengehalten haben,
und mich gleich integriert haben,
ich habe mich sofort zuhause gefühlt
ich komme aus sogenanntem "guten hause"
meine mutter war klavierlehrerin,
aber einen zusammenhalt innerhalb unserer familie gab es nicht.
ist es das, was du meinst? |
ich meine nicht das Geld, darauf kommt es nicht an! Sondern die Art und Weise wie die Familie mit der Drogenproblematik umgeht! Häufig entstanden ja die Probleme gerade dadurch, weil es in der Familie nicht so gut funktioniert hat. Aber wenn z. B. ein Familienmitglied durch sein Verhalten (z. B. er/ sie hat die Kinder geschlagen) dann gibt es ja noch das andere Elternteil.
Und genau da gibt es Menschen, die sich nicht mit der Vergangenheit ihrer Kinder auseinandersetzen wollen oder es auch nicht können. Vielleicht fehlt ihnen der Verstand dazu? Ich weiß es nicht! Auch wenn es komisch klingen mag, es gibt ja wohl auch dumme Menschen, denen das Denken und Verstehen schwer fällt. Das meine ich.
Es scheint mir so, als wenn Menschen, die sich noch nie groß Gedanken um ihre Kinder gemacht haben, dies auch nicht in schweren Zeiten tun und genau diese Kinder haben es meiner Meinung nach schwerer aus der Sucht rauszukommen, als andere. So erscheint es mir zumindest... |
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bewa Gold-User

Anmeldungsdatum: 30.08.2012 Beiträge: 881
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Verfasst am: 24. Okt 2012 10:54 Titel: |
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so wie du schreibst geht dir das thema ganz schön nah.
du bist betroffen, oder?
es klingt so, als würdest du über deine eigene situation schreiben,
hast aber keine klare frage gestellt,
ich würde dir ja gerne helfen, irgendwie,
aber so funktioniert das leider nicht,
was ist los?
lass mal raten, du bist suchtkrank, und deine familie verhält sich nicht so, wie du es dir wünschst?
dir fehlt verständnis, das gefühl, ernst genommen zu werden?
lass mich/uns nicht raten, erzähl doch mal
liebe grüsse |
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ulla79 Gold-User

Anmeldungsdatum: 17.03.2009 Beiträge: 908
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Verfasst am: 24. Okt 2012 13:46 Titel: |
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Hallo bewa,
nein, es geht nicht um mich, sondern um meinen „Exfreund“. Er ist heroinabhängig und sitzt noch eine Haftstrafe ab. Und seine Familie kümmert sich einen sch… Dreck darum. Er hat sich zwar seit geraumer Zeit „gut im Griff“, aber ich merke, dass er unter der Situation von seiner Familie leidet. Er hat einmal eine Therapie abgebrochen. Als er zuhause war, wurde kein Wort darüber verloren, es ging nur darum so schnell wie möglich Geld zu verdienen. Auch in der Therapie sollten damals die Eltern mit einbezogen werden, sie hatten aber angeblich keine Zeit! Er hat mir kürzlich selber gesagt, er wäre froh, wenn die Eltern mal nachfragen würden oder sich mit dem Thema Sucht auseinander setzen würden. Immerhin sind sie nicht ganz unbeteiligt an dem ganzen. Es ist nicht mehr lange und dann kommt er raus. Ich habe erwähnt, dass er doch eine ambulante Therapie machen sollte, als Unterstützung, dass es klappt mit dem clean bleiben. Er würde es auch machen, aber dann müsste er arbeitsmäßig kürzer treten und da ist die Familie dagegen.
Die Sucht wird in der Familie wie eine normale Krankheit angesehen. Sagen wir mal so, sie denken darüber so, wie wenn jemand mit einer Blinddarmentzündung ins KH kommt, operiert wird und als gesund entlassen wird. So denken sie, ist das bei einer Drogentherapie auch!
Ein andere Fall hingegen, da hat es das Kind geschafft nach Therapien usw. Die Eltern haben waren selbst in Beratungen usw. Er sagt mir oft, dass er auch gern solche Eltern hätte.
Ich merke es ja auch, wie es ihm bei Besuchen im Knast weh tut, wenn andere Besuche und Briefe von den Eltern bekommen, nur er nicht. Da kommt kein Gefühl auch, immer nur, „jetzt ist der Sch… bald vorbei“.
Am Anfang dachte ich, diese Menschen sind aber eiskalt in ihrer Gefühlswelt. Aber mittlerweile denke ich auch, so können gar nicht anders. Sie können so leid es mir tut, nicht soweit denken, dass Sucht kein Schnupfen ist. Sie haben verstanden, dass Sucht eine Krankheit ist, aber sie haben eben nicht verstanden, dass man die nicht so einfach heilen kann.
Und gerade in letzter Zeit kamen auch wieder häufiger solche Berichte am TV. Da ist mir aufgefallen, dass es anscheinend dieses Verhaltensmuster öfter gibt. Wenn jemand aus einer Therapie oder Haft entlassen wird, wird so getan,als käme derjenige gerade aus dem Urlaub. Da werden Probleme nicht beredet, sondern weggeschoben.
Deshalb denke ich, dass es für Süchtige aus solchen Familien noch schwerer ist, ein cleanes Leben zu führen. So kommt es mir zumindest vor.
Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, dass es durchaus sinnvoll wenn die Familie mit zu einer Beratung usw. gehen würde, denn nur so könnte die Vergangenheit richtig aufgearbeitet werden. Aber wie es mir erscheint, er muss für das äußerst miese Verhalten und die schlimmen Erlebnisse von früher büßen und büßen.
Ich würde, wenn ich wüßte, dass ich mit dem Verhalten meiner Familie meinem Kind großen Schaden angerichtet habe, im Erdboden versinken wollen. Gutmachen kann man das nicht mehr. Aber wenigstens sich um ein bißchen Schadensbegrenzung kümmern, so wie die eine Familie es getan hat.
Aber da kommt nichts! Es ist doch nicht so viel verlangt, mal einen Brief zu schreiben oder jemanden zu besuchen! Immer nur diese faulen Ausreden, mit Benzinkosten und keine Zeit…
Ich bin zwar derzeit froh darüber, dass er so stabil ist und sich anscheinend auch der Suchtdruck in Grenzen hält. Es geht ihm auch derzeit wirklich gut und er kommt gut zurecht damit, dass er jetzt wieder in der „normalen Gefühlswelt“ gelandet ist. Er arbeitet wirklich sehr an sich, wird auch von anderen bestätigt, aber das mit der Familie, das nagt schon an ihm.
Und zusammen mit diesen TV Berichten, kam mir eben der Gedanke, ob es Kindern, die "solche" Eltern haben, noch etwas schwerer haben.
Liebe Grüße Ulla |
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Jelly Gold-User

Anmeldungsdatum: 06.10.2011 Beiträge: 314
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Verfasst am: 24. Okt 2012 15:14 Titel: |
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Hallo Ulla,
es kommt bestimmt drauf an, WIE die Familie an der Suchtentstehung beteiligt war. Wenn es Mißbrauch, Mißhandlung oder starke Vernachlässigung in der Familie vorgefallen sind, dann ist oft ein Kontaktabbruch eine Hilfe, um sich erst mal gegen Übergriffe und weitere emotionale Verletzungen zu schützen. Um bei einer solchen Vorgeschichte die Familie positiv einzubinden, wäre Umdenken seitens der Angehörigen der erste Schritt. Das ist eigentlich unabhängig davon, ab man mit Sucht oder Depression etc. auf familiäre Traumata reagiert.
Ich hab z.B. während meiner ersten Therapie den Kontakt zu meiner Ursprungsfamilie abgebrochen und nach einigen Jahren eine Aussprache versucht, erfolglos. Seitdem hab ich das Thema entgültig abgehakt.
Andererseits gibt es Angehörige, die viel durchgemacht haben, die beklaut worden sind etc. da kann ich´s niemand verdenken, wenn er sich um sich selber kümmert...
Ich persönlich denke, das Thema Familie wird oft überbewertet, man braucht Menschen, mit denen man Dinge teilen kann, Verwandschaftsgrade sind dafür keine Garantie...
Lieber sich andere Menschen suchen, wenn ´s in der Familie nicht paßt.
LG Jelly |
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bewa Gold-User

Anmeldungsdatum: 30.08.2012 Beiträge: 881
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Verfasst am: 24. Okt 2012 17:44 Titel: |
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ich will die eltern nicht in schutz nehmen,
nur ein erklärungsversuch:
wenn du mit der ganzen thematik nicht vertraut bist, hast familie und kinder,
und liest in der BILD- zeitung über böse junkies,
und dann ist dein sohn so einer,
damit sind eltern oft erstmal überfordert.
du sagst, sie wären an der entstehung der sucht mitbeteiligt,
keine frage, das stimmt oft,
ABER das kann man den eltern nicht vorwerfen,
dann ist das gespräch sofort vorbei:
"DU nimmst drogen, und ICH/WIR soll(en) daran schuld sein?"
schuld ist ja nicht die frage, jeder macht fehler bei der erziehung,
aber jeder gibt sein bestes.
und alle denken: therapie? wunderbar, danach ist es vorbei, normal.
soweit, so schlecht!
früher war es üblich, dass drogenberatungen den angehörigen gesagt haben:
schmeissen sie ihr kind raus, lassen sie ihn/sie fallen, sie können nichts tun.
"normalerweise" haben heroinabhängige ja auch eine menge porzellen zerschlagen,
gelogen, betrogen, portemonnaie geplündert,
und dann ist es an den junkies, das vertrauen wieder herzustellen...
...was nicht heissen soll. dass sich die eltern deines freundes nicht etwas mehr kümmern könnten,
aber es müssen beide seiten aufeinander zugehen,
mit dem finger auf den anderen zeigen, "du bist schuld" führt zu nichts.
ich will deinem freund nichts unterstellen,
aber gerade heroinabhängige neigen dazu, ihre eigene verantwortung herunterzuspielen oder gar nicht wahrzunehmen.
vielleicht solltest du mal mit den eltern reden,
über ihre ängste, sorgen, wünsche,
vielleicht gibt es einen weg zu einer verständigung,
andererseits, wenn die eltern ihm nicht mal eine therapie gönnen, weil's um das liebe geld geht,
das ist schwierig.
wenn dein freund therapie machen will, und die eltern sind dagegen,
dann würde ich den kontakt abbrechen solange,
erstmal klarkommen, und dann den eltern sagen,
o.k. hier bin ich,
ich bin so und so
und nicht, wie ihr mich wolltet. |
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Catinka0472 Gold-User

Anmeldungsdatum: 12.12.2011 Beiträge: 430
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Verfasst am: 24. Okt 2012 19:33 Titel: |
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Hallo Ulla,
Ich denke, dass kann man so pauschal nicht sagen.
Es kommt drauf an, welches Verhältnis der Süchtige zu seiner Familie hat.
Wenn das Verhältnis eh gestört ist und der Süchtige eigentlich nix mehr mit denen zu tun haben will (oder die Familie nix mit ihm), macht eine Beteiligung an der Therapie auch keinen Sinn.
Wenn der Süchtige sich die Hilfe von seiner Familie wünscht und die auch bereit sind, sich mit dem Thema ohne Vorbehalte auseinanderzusetzen, glaube ich, dass das ne außerordentlich gut Voraussetzung zum (dauerhaften) Erfolg einer Therapie sein kann. |
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Yolande Platin-User

Anmeldungsdatum: 01.06.2011 Beiträge: 1438
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Verfasst am: 24. Okt 2012 22:03 Titel: |
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Liebe Ulla,
ich glaube nach wie vor, dass die Chance, wirklich aufzuhören eng damit verbunden ist, aus welchen Gründen man damit begonnen hat.
Klar, es ist immer gut, wenn man eine starke Familie als Rückhalt hat, aber auch dann, wenn die Kindheit richtig scheiße war, ist der erwachsene Mensch selbst seines Glückes Schmied. Er ist mündig und kann selbst entscheiden, ob er sich und andere weiter ruiniert oder nicht.
Wenn mein Sohn Drogen nehmen würde, ich könnte das niemals verstehen. Ganz ehrlich, ich hab dieses Kind unter meinem Herzen getragen, es unter Schmerzen geboren, nachts an seinem Bettchen gesessen, es geliebt wie man nur einen Menschen lieben kann...wenn er sein Leben für Drogen wegschmeißt, dann möchte ich nicht daran denken, was ich dann tun würde...
LG |
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BlancheNeige Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.10.2011 Beiträge: 694
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Verfasst am: 25. Okt 2012 00:01 Titel: |
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Zitat: | wenn die Kindheit richtig scheiße war, ist der erwachsene Mensch selbst seines Glückes Schmied. Er ist mündig und kann selbst entscheiden, ob er sich und andere weiter ruiniert oder nicht. |
Wenn aber manche Dinge so "scheisse" waren, dass man damit nicht einfach so abschließen kann? Der Verstand und die Psyche sagen doch nicht "So, nun bist du 18, jetzt vergiß mal was war, schau nach vorn."
Der mensch bleibt derselbe & wenn gewisse Sachen in ihm zerstört wurden dann nützt auch kein "Nachvornblicken" etwas.
Scheiss Kindheit ist auch immer realtiv. Es geht mehr oder minder um Gefühle und das Empfinden generell. Wurde einem Kind immerzu suggeriert, dass es nicht viel wert st / nicht viel kann, wie soll es dann mit 21 Jahren selbstbewusst durch die Welt ziehen?
Davon ab, entscheidet sich doch niemand bewusst dazu, sich oder sein Leben zu ruinieren. Das ist eine naive Denke. Die meisten wollen etwas ompensieren mit Drogen-oder Alkoholkonsum. Die wolen also etwas optimieren, ein Defizit ausgleichen. Damit meine ich jetzt weniger die Partykonsumenten, sondern diejenigen, die Drogen in ihren Alltag einbauen.
Ich finde es ein wenig vermessen zu sagen, auch wenn es die letzten 18 Jahre scheisse gelaufen ist, Pech gehabt, jetzt bist du erwachsen & sei normal.
Das klappt leider nicht immer. Manchmal klappt es sofort, manchmal dauert es.
Aber es ist ein Prozess, das darf man nicht vergessen.
Liebe Grüße und eine gute Nacht. |
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ulla79 Gold-User

Anmeldungsdatum: 17.03.2009 Beiträge: 908
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Verfasst am: 25. Okt 2012 00:36 Titel: |
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@ bewa:
Ja überfordert, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie sind überfordert mit der Situation. Anfangs war es ihm als „Junkie“ auch ganz recht, dass sie keine Ahnung hatten, so viel einiges nicht auf. Komischerweise erst als er angefangen hat, sich mit den Ursachen usw. auseinanderzusetzen, kam er ins Grübeln. Auch eben als die von mir erwähnte Familie (deren Kind es geschafft hat) sich mit ihm unterhalten hatten, fragte er nach, warum das bei ihm nicht so ist. Dann irgendwann kam das große Thema Urvertrauen, welches ja erwiesen gerade bei Heroinabhängigen oftmals zerstört oder nicht vorhanden ist.
Nach außen verteidigt er seine Familie sogar, ehrlich denke ich, es wäre für ihn mal befreiend, die „Schuld“ seiner Familie zuzuweisen!
Selber habe ich auch schon versucht mit ihnen zu sprechen, aber egal was ich vorgeschlagen habe, es kam immer nur die Antwort, wir haben keine Zeit, die Arbeit geht vor und das wird schon, wenn er wieder arbeitet…
@ jelly:
Wenn keine Beziehung vorhanden ist, sollte man dann eher getrennte Wege gehen, auch wenn es die Familie ist. Leider hat er dies wohl indirekt schon in der Kindheit getan – und seine Familie auf der Straße zu suchen, naja du kannst dir sicher vorstellen wo das geendet hat.
Irgendwie merke ich gerade das das alles ein großer Kreislauf ist. Schlechte Erfahrungen in der Kindheit – Freunde auf der Straße, die einen zum Drogenkonsum anstiften usw…
@ Yolande:
Oh ja, ich kann mir das auch nicht in Ansätzen vorstellen, wenn mein eigenes Fleisch und Blut so am Ende wäre. Weil man liebt es ja! Aber das ist gerade glaube ich der Punkt! Wenn man sein Kind liebt, passieren solche traumatischen Erfahrungen einfach nicht! Und man schaut dann auch nicht noch weg! Da ist gerade der Punkt, der wahrscheinlich für einen Süchtigen der Schlimmste ist! Er muss erkennen, verstehen und einsehen, dass wie in „meinem“ Fall die Ursache in der Familie liegt und wenn wie u. a. in seinem Fall auch, die Mutter sicherlich ihr Kind liebt, aber eben nicht so, wie eine liebende Mutter es sollte (Urvertrauen fehlt). Damit zurecht zu kommen ist äußerst schwer!
Vor einiger Zeit habe ich mal mit ihm darüber sehr offen gesprochen, aber leider nicht in cleanem Zustand. Wenn er (oder auch andere) dies schaffen, nehme ich an, haben sie den größten Schritt in ein cleanes Leben geschafft.
LG Ulla |
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