Vorstellung...

[thomas41]

Hallo Seine Merkwürden, Hallo Ambivalenzia und alle anderen die hier schreiben

mir gehts immer noch gut. Ich hab Momente am Tag wo ich mich wie aufgedreht fühle...teilweise mehr unter Drogen als im letzten Jahr.

Das Umsetzen meiner Pläne läuft: Gestern hab ich mir im Angebot Bilderrahmen gekauft...ich werde jetzt mal ein Best-Of meiner Fotos von der Festplatte ausdrucken und meiner Wohnung was "persönliches" geben.

Dann hab ich (bisher war Gemüse und Salat für mich eher Garnitur zum Fleisch als dass man es wirklich essen konnte) gerade total Lust, auch mein Essen ein bisschen umzustellen. Hab gestern gedacht, hmm...jetzt schön frische Paprika, Tomaten und Schafskäse, das wäre ja geil...und mir spontan einen Entsafter gekauft um morgens frischen Saft zu trinken.

Vielleicht hab ich mir irgendwo ein ganz komisches Virus eingefangen...irgendwie kenn ich mich so NICHT! *lach*

Achso, und ich hab die freie Zeit genutzt und Psychologen angerufen. Es ist sauschwer einen Termin zu bekommen. Aber alleine das Anrufen bringt positive Energie und meine Krankenkasse schickt mir ne Liste mit angeblich freien Psychologen.

Gläubiger mit insgesamt 5000 Euro offenen Forderungen hab ich auch noch abtelefoniert und wider Erwarten mit denen vernünftige Vereinbarungen treffen können.

Kein Suchtdruck, keine schlechte Laune auch dank EUCH!

Danke und bis bald

[Etosha]

Lieber Thomas,
Deine Zeilen berühren mich sehr stark. Es ist bemerkenswert, wie reflektiert Du die ganze Sache angehst und alles versuchst "aufzudröseln".

Bitte versteh mich nicht falsch, ich will Dich wirklich nicht demotivieren, aber mir fällt schon auf, wie euphorisch Du bist und positiv. Für mein Gefühl ein wenig "zu"...

...denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leute, die mit den Drogen aufhören erstmal "high" sind von ihrem Klarsein.
Von den abertausend Möglichkeiten, die sich plötzlich bieten. Das ist gut so und richtig, aber trotzdem darf man sich wirklich bloss nicht in Sicherheit wiegen.

[thomas41]

Hallo Etosha,

vielen vielen Dank für deine Antwort.

ja, auch damit setze ich mich auseinander. Heute war ein Tag wo ich Nachmittags auf der Arbeit Ärger hatte und dieses "High-Sein" vom Nüchternsein weg war. Ich war nur noch fertig auf dem Weg nach hause und normalerweise wäre ich in meine Kneipe gegangen...4 oder 5 Bier, dann nach hause und Klappe zu.

Ich lauf leider fast jeden Tag dran vorbei, geht auch nicht anders - und ich würde lügen wenn da nicht kurz der Gedanke gewesen wäre da mal kurz "reinzuschauen". Hab ich aber nicht. Ich bin nach hause gegangen, hab gerade ne Stunde mit ner guten Freundin telefoniert und jetzt setz ich mich in die Wanne. Dann gehts ins Bett.

Das funktioniert jetzt seit 1,5 Wochen...mir ist klar dass es nicht weiter funktionieren muss, nur weil ich es gerne so will. Ich überlege, mir doch mal eine SHG zu suchen...einfach um mal Leute hier kennenzulernen die definitiv keine Kneipenkumpels sind. Wie gesagt, ich wohne ja erst 2 Jahre hier und alle in dieser Zeit kennengelernten Leute trinken Bier. Der eine mehr, der andere weniger...Für heute ist ein weiterer Tag ohne Alkohol fast rum...

...und ich hoffe, hier schreiben auch alle weiter mit mir, wenn es mal schlechte Tage gibt.

Gute Nacht und bis Morgen Liebe Grüße, Thomas

[Füchslein]

Hallo Thomas,

ich bin auch erst seit kurzem hier im Forum und als ich deine ersten Zeilen las, fand ich erschreckend viele Parallelen zu meiner Situation. Ich finde es bemerkenswert, wie du an die Sache rangehst - sowohl positiv, als auch leider negativ. Etosha hat es schon angedeutet und dein Verhalten kenne ich nur zu gut, da wir uns scheinbar vom Wesen her sehr ähnlich sind. So z. B.:
- alles genau planen
- ach wie toll man trotz Suff Dinge auf den letzten Drücker perfekt hinbekommen hat
- neue Dinge total positiv sehen und umsetzen
- usw.
100% mein Spiegelbild! Hoffentlich teilst du nicht 100% meine Geschichte!
Die Antworten die du suchst, stehen zwischen deinen Zeilen in deinem Eingangspost. Daher pass gut auf dich auf und sei achtsam. Ein Therapeut wird dir helfen diese Anworten zu entziffern, bzw. sichtbar zu machen. Ich hoffe für dich, dass du schnell jemand findest zu dem du auch Vertrauen haben kannst. Den wirst du brauchen - ist nur ein sehr starkes Gefühl von mir. Sorry für meine direkten Worte - sollten diese dich runterziehen, sieh es positiv, da du ansonsten in dem Heißluftballon vom Suchtmonster sitzt, und es genüßlich darauf wartet, bis du hoch genug bist, um dich dann mit einem gezielten Schuss ganz schnell vom Himmel zu pusten. Und genau dieses wünsche ich dir nicht! Das tut nämlich verdammt weh! OK?

Halt weiter an deinem Kurs fest und nimm ein bisschen Geschwindigkeit raus - ist nur ein liebgemeinter Rat.

LG Füchslein

[thomas41]

Guten Morgen Füchslein,

Danke dass du schreibst und puh...als ich das gestern gelesen habe musste ich erstmal schlucken.

Hast du einen Thread hier? Hab schon geguckt...aber nichts gefunden. ich würde gerne auch deine Geschichte lesen.

und

[Füchslein]

Guten Morgen Thomas,

ich melde mich später noch einmal und kann dir gerne schildern, wie es mir ergangen ist und noch ergeht. Muss jetzt los zur Therapie...

bis denne

LG Füchslein

[Seine Merkwürden]

Hallo Thomas,

also, ich finde es grundsätzlich gut, dass du dir jetzt gezielt Dinge vornimmst. Wenn du vorher viel Zeit im Rausch verbracht hast, und der fällt jetzt weg, dann hat man eben auch viel Zeit übrig. Und die sollte man füllen.

Aber ich denke auch, dass du es nicht übertreiben solltest. Oft ist es ja so, dass man alles mögliche auf einmal erledigen will und dann klappt nur ein Teil, und das Ergebnis ist in der Regel: man ist frustiert (statt stolz auf das, was man geschafft hat). Das kenne ich auch zu Genüge.
Vieles von dem, was du vorhast, ist aber nun auch wirklich wichtig, z. B. dich um deine Schulden kümmern und um eine Therapie. Da solltest du auf jeden Fall dran bleiben (das mit den Schulden scheint ja schon mal gut zu laufen). Was den Rest angeht, also dein privates Umfeld, Wohnung, Freizeit usw., da würde ich mich auch erst mal etwas reduzieren. Auch wenn in der Zwischenzeit vieles liegen geblieben ist. Also eher einteilen, je nachdem, was dir am wichtigsten ist, dir am meisten Freude bereiten wird. Und wenn du den ersten Teil geschafft hast, dann hast du erst mal einen Erfolg und kannst dich darüber freuen. Und wenn es gut läuft und du noch Energie übrig hast, kannst du dich ja um weitere Sachen kümmern.

Und was deine Sehnsucht nach der Kneipe angeht: ja, so ist es halt. Irgendwas hat dir das Trinken ja gegeben. Sonst hättest du ja nicht so gelebt. Irgendwie war das auch (subjektiv) angenehm. Und natürlich fehlt einem das. Ich hatte das "Glück" ein paar Wochen in einer Klinik verbringen zu müssen, bevor ich aufgehört hatte (nicht direkt wegem dem Alkohol, aber der hat auch dazu beigetragen). Da hatte ich genug Zeit, mich davon zu distanzieren. Und danach konnte ich es wirklich recht einfach sein lassen. Ich habe eben bemerkt, dass ich mich ohne besser fühle (allein schon körperlich) und aus dem Alltag war ich auch eine zeitlang raus. Trotzdem hatte ich natürlich immer wieder mal Lust, was zu trinken. Aber ich war nicht mehr so "drin", konnte klarer darüber nachdenken und es dann lassen. Und mit der Zeit wird das immer normaler. Du hast ja nun sozusagen mitten im Alltag damit aufgehört. Das ist sicher viel schwieriger. Von daher finde ich, dass du dich bisher ganz gut hältst, nach dem, was du schreibst.

[Füchslein]

Hallo Thomas,

bezüglich meinem Hintergrund, kannst du im Vorstellungs-Thread unter "Meine Geschichte" teilweise nachlesen, was bzw. wie es lief und läuft. Ich werde mich heute bzgl. der Therapiesitzung eher zurückziehen, da es mir nicht so dolle gut geht und ich ein wenig Ruhe brauche, um mich mit der zusätzlichen Diagnose auseinander zu setzen.

CYA Füchslein

[thomas41]

Hallo Füchslein,

das ist ja großer Mist. Dann hoff ich, dass es dir bald besser geht. Fühl dich mal gedrückt...

Alles Gute und bis bald. Liebe Grüße, Thomas

[Füchslein]

Hallo Thomas,

danke für die lieben Worte - kann die momentan sehr gut gebrauchen und helfen mir es ein wenig erträglicher zu machen.

CYA Füchslein

[thomas41]

Hallo und Guten Abend,

nach dieser aufwühlenden Woche mit sovielen positiven Gedanken habe ich heute einen ganz besonderen Schritt gewagt. Einem Menschen der mir mir ganz ganz wichtig ist (eine Frau...ich sag mal in der Anbahnungsphase...wobei klar ist, dass da auf jeden Fall eine ganz besondere Freundschaft ist und bestehen bleiben wird, egal was passiert) meinen Eingangspost von hier kopiert und ihr gesagt: Ich habe ein fettes Alkoholproblem. SO ehrlich hab ich ausserhalb der Anonymität des Netzes noch nie gesprochen. Die Reaktion war toll, Verständnis, Unterstützungsangebote, sie hat nochmals gesagt dass mich das nicht zu einem schlechteren Menschen macht und sie mir zuhört wenn ich reden will. Besser kanns nicht laufen. Sie wohnt allerdings 200km entfernt. Wir sehen uns erst in einer Woche.

Tja...und jetzt ist Freitag Abend, ich sitze hier, hab soviele Sachen eingekauft für meine Wohnung (will am Wochenende renovieren) und hab gerade das Gefühl ein paar Leute sehen zu wollen, dumm quatschen zu wollen, lachen zu wollen. Das Problem ist: Alle Leute die ich hier kenne gehen jetzt langsam in ihre Kneipen und lassen sich zulaufen. Ich will nicht (doch, ich will)...und es kotzt mich gerade an. Ich mach mir jetzt einen frischen Vitaminsaft mit meiner erworbenen Saftpresse und pack mich erstmal ne Stunde hin.

Hab mich gerade dabei ertappt wie hier ein anderer User geschrieben hat "erst durch eine Therapie konnte ich trocken werden" und ich mir dachte: Na siehst du, hast halt noch keinen Psychologen...dann kannst du bis dahin auch Freitags nochmal ein Bier(chen) trinken gehen.

Ne ne ne...aber ich bleib stark versprochen. Ich will nämlich nicht nur keinen Alkohol trinken, ich will mein Leben leben.

Bis später, viele Grüße, Thomas

[Füchslein]

Hallo Thomas,

da scheint das Suchtmonster Schabernack mit dir treiben zu wollen. Aber du hast es ja erkannt und damit verliert es auch erstmal seinen Schrecken und die Lust - da sind momentan genug andere draußen, die leichter einzuwickeln sind.

...und ich nehme dich bei deinem Versprechen beim Wort!

Du schaffst das! Da bin ich mir sicher!

LG Füchslein

[Füchslein]

...fast vergessen.

Das mit deiner offenen Mail an die besondere Frau - Respekt! Halte dich daran fest und verinnerliche dies. Und das wird nicht das letzte Mal sein, dass du wegen deiner Offenheit Respekt erntest!
Übrigens werden in den USA trocken gewordene Alkoholiker wie Helden gesehen - da sind wir in Deutschland in der Breite noch weit entfernt - aber in deinem engen Umfeld findest du mehr Unterstützung, als du dir momentan noch vorstellen kannst. Bestes Beispiel für mich ist mein 15 jähriger Sohn, der echt stolz auf mich ist, dass ich den Absprung geschafft habe und auch stetig an meiner Abstinenz arbeite.

Nur mal so als positive Perspektive!

[tuutsweet]

thomas lass die sau raus,ehrliche menschen sind hier immer willkommen, dein bericht hat mich voll erwischt , bordsteinkante morgens5.30h, 2grad, regenwetter
cu

[Ambivalenzia]