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Stephan Anfänger
Anmeldungsdatum: 14.12.2012 Beiträge: 2
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Verfasst am: 14. Dez 2012 15:46 Titel: Trinken aus Langeweile und Gewohnheit? |
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Hallo,
ich bin 27, berufstätig, allein lebend ( dazu später mehr... ) und komme aus dem Norden.
Mein Problem ist:
Ich trinke meist Abends nach der Arbeit...manchmal 1 - 2 Bier, ab und zu 2 Flaschen Wein. Je nachdem wie kaputt ich von der Arbeit bin. Ich bin mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen das es bei mir einfach nur die Langeweile und Gewohnheit ist ( wie das Rauchen ) und anfangs hatte ich damit auch kein Problem. Nur leider merke ich mittlerweile immer mehr wie ich abbaue. Ich kann mich immer schlechter konzentrieren, bin antriebslos, werde immer unordentlicher und ziehe mich sozial immer mehr zurück...komischer Weise bin ich im Beruf ein Zugpferd. Stürze mich in die Arbeit, erledige diese immer mit größter Sorgfalt, kümmere mich um viele Probleme anderer und versuche zu Helfen wo ich kann. Genauso bin ich immer pünktlich und zuverlässig...nur wenn es um mich geht ist mir alles egal.
Beispiel Heute:
Ich habe zur Zeit wegen des schlechten Wetters eine berufliche Zwangspause, also schlecht Wetter und sitze zuhause. Gestern Abend im Bett habe ich mir so viele Sachen vorgenommen...z.B. Küche streichen ( Farbe usw. hab ich bereits gestern besorgt ), durch saugen, Wäsche waschen... und was ist passiert?
Ich bin aufgestanden, hab mir eine Kanne Kaffee gekocht...bin zum PC geschlichen...als die Kanne Kaffee leer war ploppte auch schon das erste Bier ( gegen 11 Uhr ) ...danach das zweite...jetzt ist es halb 3, mein Vorrat an Bier ist erschöpft aber zum Glück habe ich gestern ja vorgesorgt und noch eine Flasche Rotwein gekauft...an der arbeite ich soeben. Ich hab noch nicht mal was gegessen.
Mich stört es auch nicht mich Abends voll laufen zu lassen und Morgens um 5 aufzustehen und auf Arbeit 101 Prozent zu geben...ich bin's halt gewohnt.
Wenn ich arbeiten bin denke ich nie an Alkohol, bin voll bei der Sache nur gegen Feierabend bin ich total erschöpft, will nur noch nach Hause und mein Bier trinken...und das tue ich auch. Mal mehr, mal weniger.
Ich kann auch keine...und ich meine wirklich keine Nacht mehr durch schlafen.
Dank des Suffs schlafe ich meist gegen 21 Uhr ein...wache um 00.00 - 01.00 meist auf und brauche dann eine weitere Stunde ( und ein paar Zigaretten ) bis ich weiter schlafen kann. Falls ich nicht alles an Alk gekillt habe, wird der auch noch schnell geleert.
Das ganze geht nun gut 4 Jahre so. Hinzu kommt wohl auch mein alter Arbeitgeber der mich bis aufs letzte und darüber hinaus gefordert hat, bis zur kompletten Erschöpfung...ein paar Beziehungsprobleme...die sich vor 6 Monaten eigentlich egalisiert haben, da sie ausgezogen ist und Ihr Glück in der USA gesucht hat...was nicht geklappt hat.
Und genau das ist der Umstand warum ich hier bin.
Sie will zu mir zurück ( Gott weis warum... ) und ich will mich ändern. Ich muss mich ändern. Sie ist die tollste Frau der Welt, hat den selben Humor, ist für mich alles was ich brauche...und sie ist es mir Wert. Aber mir war mein Saufen immer wichtiger als mich mit irgendwelchen Freunden zu treffen...geschweige denn mir ihr was zu unternehmen...hmm..muss wohl diese Liebe sein
Trotzdem habe ich Angst davor mich irgend wo zu melden ( Caritas o.ä. ) denn ich bin mir nicht sicher ob ich es ohne fremde Hilfe noch noch hin bekommen würde mein Privatleben irgendwie auf die Reihe zu bekommen.
Vielleicht ging oder geht es anderen wie mir und wir könnten uns ein wenig austauschen über Versuche und Erfolge solche Situationen und Lebensumstände zu meistern.
Auf jeden Fall tat es schon mal gut das hier zu schreiben. |
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Drachenläufer Silber-User


Anmeldungsdatum: 20.09.2012 Beiträge: 187
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Verfasst am: 14. Dez 2012 17:58 Titel: |
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Sehr guter, selbstreflektierter Text, lieber Stephan. Herzlich Willkommen !
Die Sache mit dem Durchschlafen war vor zwei Jahren mein "Hallo Wach": Ich habe körperliche Entzugserscheinungen. Auch bei mir reicht es, wenn ich mich richtig ordentlich betankt habe (alles, was mehr als 4 Bier sind) dann für 3-4 Stunden Schlaf, danach ist für meinen Körper der sinkende Pegel ein Wecksignal. Totale Scheiße, aber auch gut, weil es mich zum Nachdenken gebracht hat.
Wie Du habe ich null Probleme mit meiner Performance als Angestellter. Da habe ich beste Bewertungen, gerade fetten Bonus bekommen ...aber eigeninitiativ zu Hause, ein Elend. Habe das in den vergangenen Jahren quasi nur bei gleichzeitigem Alkoholkonsum gemacht, was ich aber jetzt vermeide, weil ich definitiv weg vom Pegeltrinken will (und bin).
Soviel erst mal. Jetzt kommt mein Standard-Spruch: Du hast ein Problem, und es wird Dich sehr bedrücken, wenn Du nicht herausfindest, ob Du es in den Griff kriegen kannst oder nicht. Wenn ich wegen meiner Beziehung und Familie wieder Gewissheit brauchte, dass ich die Kurve kriege, habe ich für mehrere Wochen komplett gestoppt. Du wirst Dich auch freuen, mal wieder zu schlafen und morgens nicht am Arsch aufzuwachen! Wenn die Motivation, dass Deine Ex-Ex zurückkommt, ausreichen sollte, dann mach' das ! Da Du tatsüber nicht entzügig wirst, kannst Du das wohl auch "kalt" machen. Nimm Dir Magnesium und Baldrian hinzu und saufe Tee ! (Roibos, der beruhigt auch bisschen). Und denke an Dein Ziel !
Viel Spass hier ! |
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Drachenläufer Silber-User


Anmeldungsdatum: 20.09.2012 Beiträge: 187
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Verfasst am: 14. Dez 2012 18:00 Titel: |
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Ach so, eben erst gelesen: Blos keine Angst vor einer Selbsthilfegruppe. Ist ein nachhaltiger Schritt. Ich bin auch mal zu den AAs, und ich denke immer wieder an die Geschichten, die ich da gehört habe. Aber hier der Austausch ist auch schon sehr hilfreich (und toleranter als die AAs)... |
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silent addiction Platin-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2012 Beiträge: 1776
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Verfasst am: 14. Dez 2012 20:11 Titel: |
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Stephan...ich musste garnicht bis zu Ende lesen, um Dir das hier zu schreiben oder Dir die Augen zu öffnen...
Zitat: | ...komischer Weise bin ich im Beruf ein Zugpferd. Stürze mich in die Arbeit, erledige diese immer mit größter Sorgfalt, kümmere mich um viele Probleme anderer und versuche zu Helfen wo ich kann. Genauso bin ich immer pünktlich und zuverlässig...komischer Weise bin ich im Beruf ein Zugpferd. Stürze mich in die Arbeit, erledige diese immer mit größter Sorgfalt, kümmere mich um viele Probleme anderer und versuche zu Helfen wo ich kann. Genauso bin ich immer pünktlich und zuverlässig... |
Das typische Helfersyndrom, da Du Dich um viele Probleme Anderer kümmerst und dabei Dich selbst vergisst...
Zitat: | nur wenn es um mich geht ist mir alles egal... |
Warum ist Dir alles egal, wenn es um Dich selber geht?
Das wichtigste im Leben ist doch, das man erst mal nach sich selber schaut und das es einem gut geht...dann kann man den Anderen helfen, ohne selbst in Probleme zu versinken (Alkohol!)
Und noch was ist mir aufgefallen...
Zitat: | auf Arbeit 101 Prozent zu geben... |
und jetzt höre und staune...
Zitat: | nur gegen Feierabend bin ich total erschöpft... |
Ich denke Du lebst nur für Deine Arbeit und hast Dich komplett aus den Augen verloren. Hauptsache Du funktionierst auf Arbeit, aber sobald Du nach Hause kommst...
Zitat: | will nur noch nach Hause und mein Bier trinken... |
Ja, ganz logisch, um mal abzuschalten von Deinem übertriebenen Arbeitsverhalten!
Ich denke, da solltest Du mal ansetzen...ich weiß das ich nicht falsch liege!
Alles Gute![/quote] |
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silent addiction Platin-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2012 Beiträge: 1776
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Verfasst am: 14. Dez 2012 20:15 Titel: |
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Zitat: | Hinzu kommt wohl auch mein alter Arbeitgeber der mich bis aufs letzte und darüber hinaus gefordert hat, bis zur kompletten Erschöpfung... |
Muss hier noch etwas dazu sagen?
Und mit Deiner Beziehung, das ist nicht der Auslöser für Deinen Alkoholkonsum.
In erster Linie ist es Deine Arbeit...schließlich geht das ja schon Jahre so!
So, jetzt habe ich alles gelesen.
Gruß! |
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mesut76 Platin-User

Anmeldungsdatum: 04.03.2012 Beiträge: 1238
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Verfasst am: 14. Dez 2012 22:57 Titel: |
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Hallo Stephan,
ich hab das so ähnlich wie du praktiziert, hab auch immer nur aufn Feierabend gewartet und war lieber allein Zuhause und hab mich weggebeamt.
Viele viele Jahre habe ich das gemacht und ich kann dir sagen, mit Langeweile und Gewohnheit hat es zwar auch zu tun, aber der Kern liegt woanders. Das ist meine Meinung, weil du könntest ja alles andere machen, z b Abends mal ind die Sauna, Sport, Spazieren, Freunde treffen, Fitness, Zuhause putzen usw . . . du könntest sehr viel anderes machen, wenn es nur die Langeweile wäre.
Aber nein du entscheidest dich immer wieder für den Alkohol, ich habe viele Jahre auch so wenig geschlafen und kein Wunder das du lieber alleine bist.
Ich denke du bist auch Abends dann so platt, das auch keine Lust mehr hast, deine Freunde zu treffen oder eben noch was anderes zu starten. Dein Alkohol gibt dir dann wieder das Gefühl "alles ist gut" und du machst immer weiter.
Ist schwierig, aber ich glaube um da auszusteigen muss schon was passieren, vielleicht bringts ja was wenn deine Freundin wieder zurück bei dir ist. |
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Stephan Anfänger
Anmeldungsdatum: 14.12.2012 Beiträge: 2
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Verfasst am: 15. Dez 2012 00:21 Titel: |
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Hallo und Danke schon mal.
Das mit der Arbeit habe ich bereits mit einer neuen Arbeitsstelle gelöst. Es war damals für mich definitiv auch der Grund das Trinken anzufangen...in Kombination der Beziehungsprobleme. Jetzt, trotz neuer Arbeit, ist es Gewohnheit.
Die Tipps mit der Ablenkung...naja, eher schwer umzusetzen wenn man generell Lust und Antriebslos ist.
Freunde und soziale Kontakte an sich hab ich mir über die Jahre auch erfolgreich versoffen...es war ja, wie oben bereit beschrieben, immer interessanter zuhause sich die Birne voll laufen zu lassen und am PC abzugammeln.
Interessant find ich allerdings den Punkt :
Ich denke Du lebst nur für Deine Arbeit und hast Dich komplett aus den Augen verloren. Hauptsache Du funktionierst auf Arbeit, aber sobald Du nach Hause kommst...
Das habe ich bereits des öfteren gehört...da muss auch was wahres dran sein wenn ich mir mein Resturlaub 2011 und vom laufenden Jahr anschaue + Überstunden Konto...
Ich habe selber kein Bock darauf jeden Abend und wenn ich zuhause sitze wie zur Zeit, selbst jeden Mittag besoffen vorm Spiegel zu stehen und mich selber zu bemittleiden ( und auszulachen? ) aber trotzdem war es die erste und wichtigste Aktion nach meinem mittäglichen Ausnüchterungsschlaf zu Netto zu flitzen und mir Bier zu kaufen.
Und nun sitz ich wieder hier und kanns kaum mehr lesen was ich schreibe. |
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Jamilia Anfänger
Anmeldungsdatum: 11.01.2013 Beiträge: 13
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Verfasst am: 11. Jan 2013 16:06 Titel: Gut so! |
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Ich find es klasse wie du darüber sprichst! Ich trau dir (Ferndiagnose) zu dass du es packst. Man sagt ja immer der erste Schritt ist der wichtigste... nun... ich denke eigentlich dass es hierbei verschiedene Schritte gibt, die gleichermaßen wichtig sind. Aber eines steht fest: Bevor der erste nicht gemacht ist passiert gar nix! Ich hatte deinen Bericht jedenfalls gelesen und mir nur gedacht: Schau, genau DORT HIN will ich einen Freund von mir auch bringen. Ich erkenne dein Verhalten nämlich in seinem Verhalten (was ich so weiß) wieder. Und man muss kein Alkohol- oder Suchtexperte sein um erahnen zu können, dass es SO nicht weitergehen sollte. Oder anders ausgedrückt: Dieser Weg würde Ihn (und jeden anderen) an einen wie ich denke vorgezeigten Punkt führen... Ich drück dir jedenfalls die Daumen und mache mich nun weiter auf die Suche nach Anhaltspunkten, wie ich meinem Kollegen Feuer unter'm A... machen kann!  |
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