Mein Bester Kumpel ist Alkoholiker, wie sollte sich der Freu

[KS]

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Ich habe ein recht dringendes Anliegen.

Mein bester Freund (30) ist seit vielen Jahren Alkoholiker. Das ist uns auch schon lange bekannt. Er hat zwischendurch auch schon einen Klinikaufenthalt deswegen hinter sich. Er stürtzt aber derzeit wieder richtig übel ab. Er hat mit seiner Freundin schluss gemacht uns sich ihr gegenüber mehr als fies verhalten.

Zudem ist er auch in Psychologischer Behandlung weil bei Ihm eine Depression diagnostiziert wurde und ist auch medikamentös darauf eingestellt.

Da er seit gestern allein in seiner Wohnung ist fliesst der Vodka in Ströhmen. Er wird wohl so bald auch nicht damit aufhören.

Ich wohne leider 5h Fahrzeit von ihm entfernt und habe keine Möglichkeit etwas zu unternehmen. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich das tun sollte. Genaugenommen denke ich, dass der einzige Weg zur Gesundung nicht am totalen Absturz vorbeiführt. Unser restlicher Freundeskreis ist bei ihm in der Nähe und ich wollte Fragen wie wir uns alle Ihm gegenüber am Besten verhalten sollten. Ich tendiere fast dazu ihn vor die Tür zu setzten (und diesen Rat meinen freunden zu geben) wenn er besoffen ankommt bzw bei uns was trinkt. Damit er quasi merkt, dass er mit dem Alkohol alleine ist.

Ich möchte allerdings meinen Freunden auch keinen Blödsinn erzählen und damit am Ende noch Schaden anrichten.

Was sollten wir am besten tun?

Danke schonmal für euer Interesse.

LG KS

[veilchenfee]

Hallo KS,
es ist sehr schwer bis unmöglich, Dir in dieser Angelegenheit einen ultimativen Rat zu geben. Ich persönlich handhabe das so: Die Gesellschaft eines praktizierenden Alkoholikers ist unzumutbar. Wenn (in dem Fall mein Vater) also angesoffen ist, halte ich den Kontakt so knapp wie möglich und verabschiede mich mit dem Hinweis, dass er sich wieder melden kann, wenn er nüchtern ist. Gleichzeitig schaue und höre ich aber genau hin, um im Notfall eingreifen zu können. Da Du weit weg wohnst, ist Dir das unmöglich und glaube mir, ich verstehe Deine Sorge. Leider muss man die Dinge auch "laufen lassen" können. Wenn Dein Freund z.B. heute Nacht im Suff aus dem Fenster fallen sollte, ist das schicksalhaft und es gibt nichts, was Du hättest tun können, so traurig das ist. Gerade heute las ich einen Artikel über diesen Fußballer "Gascoigne" oder so ähnlich. Erst im März hatte er sich in den Entzug begeben und gestern ist er offenbar auf der Straße im Suff kollabiert.

Ich finde es legitim, wenn Deine Freunde ihn mit dem Alkohol alleine lassen. Gleichzeitig würde ich aber, sobald er wieder ansprechbar ist, sehr deutliche Worte an ihn richten.

Viel Glück ...

[KS]

Danke für die schnelle Antwort. Da sich die Situation heute abend unerwartet zugespitzt hat habe ich vorhin mit der Sucht-Hotline telefoniert. Die sagten in etwa das selbe was auch mein erster Impuls war. Den betunkenen Süchtigen nicht hinnehmen. Wenn er saufen will muss er schauen, dass er alleine klarkommt. Mit dem Nüchternen kann man dann reden.

Musste sogar die Polizei anrufen weil er nen Kumpel der kommen sollte nicht reingelassen hat und nicht reagiert hat.

Zumindest ist er soweit unversehrt.

[Jamilia]

Ich finde Du machst es genau richtig und auch die Sache mit "nicht irgendwas erzählen und dann geht der Schuss nach hinten los" ist überlegt und richtig. Es gibt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung diverse kostenlose und anonyme (!) kontaktmöglichkeiten. Dort würde ich mal nachfragen! Adressen und die Telefonnummer findest du u.a. hier: http://www.kenn-dein-limit.de/alkohol-beratung/

alles gute dir und deinem kollegen!

[Lillian]

Hi,

ich würde es so halten wie Veilchenfee. Meine Mutter ist auch Alkoholikerin und wenn sie anruft und wieder ziemlich arg besoffen ist, lege ich auf. Sie wollte auch schon seit Jahren her kommen, doch da sie weiß, das ich Alkohol im Hause nicht dulde ( da ich selber 20 Jahre gesoffen habe), kommt sie nicht.

Kannst Du mit Deinem Freund nicht reden und mit ihm besprechen ob es eine Option wäre, evtl. doch noch in die Klinik zu gehen oder zu den AA's oder NA's ?

Halte uns mal auf den Laufenden.

[Old Shatterhand]

@ KS :

Wenn MIR alte Freunde die Tür vor der Nase zuhauen,hat sich das für mich -für alle Zeiten- erledigt.
Da trennt sich die Spreu vom Weizen.

Natürlich muß man aufpassen,nicht co-abhängig zu werden.
Ich finde,man sollte aber auch nicht sein Herz vergraben.

[Old Shatterhand]

Wobei man jetzt wieder auf die Frage zurückkommen kann:

WIE DEFINIERT MAN DEN BEGRIFF ´FREUNDE´ ? ?

Ich lasse keinen,mit dem ich ALLES erlebt habe,vor der Tür stehen!
Mag sein,daß er im Flur unterm Tisch pennen muß.
Hat er n´Dach übern Kopp.

Bekannte,mit denen ich einmal einen gesoffen habe und die mir nebens Bett pissen,sind keine Freunde!

[lämmchen]

Hallo KS,

sei für ihn da wenn er Dich braucht, d.h. wenn er sich bei Dir meldet.
Aus eigener Erfahrung mit meinem Freund weiss ich, das er sich erst dann meldet, wenn er beim ausnüchtern ist.

Wenn er gerade am abfüllen ist, ist er sich selbst peinlich. Drängen kann man ihn zu nix, das muss von ihm selber kommen.

Keine Vorhaltungen machen, das ist ganz wichtig, es ist eh sein Leben.

Gruss Lämmchen

[KS]

Also die letzten 2 Tage hat er ziemlich auf die Kacke gehauen. Er hat den Vodka flaschenweise reingelassen und wusste am Tag drauf nex mehr. Mich hat er morgens um 7 angerufen und mich zur Sau gemacht weil ich die Cops gerufen habe. Vorhin hat er sich wohl bei nem andern Freund mal gemeldet und gam sich angeblich recht einsichtig. Er ist jetzt bei seinen Eltern und ich hoffe da tut sich jetzt was. Hab ihn per SMS gesagt, dass er mich jederzeit anrufen kann wenn er möchte. Er wird wohl jetzt erstmal versuchen runterzukommen.

Und um das nochmal eben richtig zu stellen: Ich würd ihn sicher auch net auf der Strasse pennen lassen, ich lieb den Kerl, aber ich lass mich von Ihm nicht runterziehn wenn er dicht ist und sich eh nicht helfen lassen will.

Also vielen Dank nochmal für die vielen Antworten.

[albatross]

da gebe ich Old Shatterhand total recht. Wenn mich ein Freund in der Not vor der Tür stehen lässt - ists für mich für alle Zeiten vorbei.
Auch wenn jemand die Cops ruft, wäre ich sehr irritiert.
Allerdings muss man sich vorstellen, die andere Seite ist hilflos und will helfen und für mich als Alki ist es halt schlimm, wenn dann jemand das publik macht und die Polizei, weil dann aktenkundig - ruft. Ich rechne mir dann nämlich aus, da bin ich gelistet und die werden mich beobachten, auch im Straßen-Verkehr.

Ich würde mir wünschen, dass ich angehört werde, auch wenn ich besoffen anrufe, man kann mich ja höflich abwimmeln und mir am nächsten Tag sagen, was störte. Aber man muss mir das in Liebe sagen und ohne Vorwurf, dann bewegt sich etwas bei mir.
Ist alles nicht einfach, das weiß ich .
Albatross