Help needed! Daddy Alki - was zu tun?

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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 31. Jan 2015 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Wie schrieb schon St. Exupéry im "Kleinen Prinz"?
Zitat:

Der kleine Prinz und der Säufer
...Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer.
Dieser Besuch war sehr kurz, aber er tauchte den kleinen Prinzen in eine tiefe Schwermut.
„Was machst du da?“ fragte er den Säufer, den er stumm
vor einer Reihe leerer und einer Reihe voller Flaschen sitzend antraf.
„ Ich trinke“, antwortete derSäufer mit düsterer Miene.
„Warum trinkst du?“ fragte ihn der kleine Prinz.
„Um zu vergessen“, antwortete der Säufer.
„Um was zu vergessen?“ erkundigte sichder kleine Prinz, der ihn schon
bedauerte.
„Um zu vergessen, dass ich mich schäme“, gestand der Säufer und senkte den
Kopf.
„Weshalb schämst du dich?“fragte der kleine Prinz, der den Wunsch hatte, ihm
zu helfen.
„Weil ich saufe!“ endete derSäufer und verschloss sich endgültig in sein Schweigen.
Und der kleine Prinz verschwand bestürzt.
Die großen Leute sind entschieden sehr, sehr wunderlich,sagte er zu sich auf
seiner Reise.


Natürlich läßt sich "Schämen" auch durch die anderen Idems des "HALT"-Akronyms ersetzen: Hungry, Angry, Lonely, Tired

LG

Praxx
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Django.
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 10.11.2014
Beiträge: 786

BeitragVerfasst am: 31. Jan 2015 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, die Stelle kenne ich auch...trifft es gut!

Hans Fallada: Der Trinker

Er entschließt sich aber, seinem Dasein selbst ein Ende zu setzen; nicht durch gewaltsamen Akt - dazu ist er, wie er selbst bekennt, zu feige - sondern durch absichtlich herbeigeführte Ansteckung durch tuberkulöse Mitinsassen der Anstalt. Als er schon die ersten Anzeichen der tödlichen Krankheit spürt, malt er sich aus, wie er, beseelt von einer Überdosis Alkohol, in den Armen seiner früheren Geliebten, entschweben wird, in Rausch und Vergessen:

"Mischen Sie mir mit eigener Hand aus Alkohol und Wasser einen Schnaps, nur ein Wasserglas voll. Nicht so einen, daß ich sofort hinstürze und nichts von ihm habe, sondern einen, der mich wirklich glücklich macht!
...

Und ich werde werde nocheinmal jung werden...

...

und ich werde nicht mehr alt und verunstaltet sein, sondern jung und schön...

und wir werden entschweben in Rausch und Vergessen, aus denen es nie ein Erwachen gibt!

...

Und wenn mir so geschieht in meiner Todesstunde, werde ich mein Leben segnen, und ich werde nicht umsonst gelitten haben!"


Imho die traurigste Stelle in der Literaturgeschichte! Confused
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sweet_emotion
Anfänger


Anmeldungsdatum: 31.01.2015
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: 31. Jan 2015 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Danke fuer die Antworten!

@ Tanaka?
Auch du greifst erneut wie deine beiden Vorredner die Einsamkeit als Argument auf. Die war auch einer der Gruende, die mein Vater erwaehnte. Zieht sich wolh so durch...

@Veilchenfee
Danke, gute Vorschlaege!

Nur mit den koerperlichen Aspekten brauche ich ihm gar nicht zu kommen. Die Ironie, der gute Herr ist Mediziner und weiss genau was er sich antut.
Habe bereits Tabletten bei ihm entdeckt und dann Google um „Hilfe“ gefragt. Siehe da, irgendwas im Zusammenhang mit Leber und Nieren. Als ich ihn fragte was er das staendig nehme, meinte er, dass es sich um Vitamine und Co. handele.

Das mit dem nuechtern ansprechen ist eine gute Idee. Habe ihn bisher nur einmal angesprochen und da war er blau.
Das Problem ist, dass er nuechtern sehr verschlossen ist. Im Gegensatz dazu gibt er mir betrunken unbewusst Einblicke in sein „Seelenleben“ bzw. berichtet was ihn belastet etc. Er ist dann insgesamt sehr kommunikativ, obwohl ich dann sehr „boese“ mit ihm spreche weil ich angewidert und traurig bin. Es tut mir auch immer Leid in dem Moment aber irgendwie versuche ich ihm damit klar zu machen, dass ich eben nicht mit ihm kommunizieren will, wenn er trinkt. Er fragt dann auch, warum ich so respektlos mit ihm spreche. Ich sage dann eben, dass er betrunken sowieso nichts versteht und mich nervt.

Ein Film ist auch ein guter Vorschlag aber irgendwie verhaelt er sich gar nicht wie ein typisch Betrunkener, jedenfalls wenn ich in der Naehe bin. Abgesehen von seinem lallenden Sprechen und staendigen wiederholen von Saetzen.
Er geht jetzt nicht ab a la Mr. Hasselhof.

Immer wieder diese Einsamkeit. Habe ihn schon vorgeschlagen sich wieder oefter mit seinen Freunden zu treffen oder wieder in Vereinen taetig zu werden aber er hat dann immer irgendwelche Argumente, die dagegen sprechen.

Ich denke, dass es bei ihm ein ewiger Kreislauf ist, weil er nie wirklich die Konsequenzen seines Konsums spueren musste. Er hat Freunde, einen guten Job, ist angesehen und auch begehrt bei den Frauen.

Hat denn dein Vater konstant getrunken oder nur phasenweise bei Stress etc.?
Ich finde es auch merkwuerdig, dass er sich bei der Arbeit zusammenreissen kann. Sein Trinkverhalten ist so komisch.

Letztens hat mich eine Freundin von ihm auf seinen Konsum angesprochen.
Habe ihr nur gesagt, dass sie es ihm bitte selbst mitteilen solle. Wo sind wir denn? Ich bin die Tochter und nicht seine Mutter. Diese Situation hat mich so verletzt und wuetend zu gleich gemacht. Warum soll ich mich fuer ihn rechtfertigen?

@Praxx
„Le Petit Prince“ kenne ich sehr gut. Eines meiner Lieblingsbuecher….
Die HALT-Akronyms erinnern mich irgendwie an Maslow…


Heute Abend hat er mich wieder angerufen. Er hat heute frei ergo er trinkt wieder. Immer die selbe Leier: Hab dich lieb, bin so stolz... Also ich kann des definitiv nicht mehr ernst nehmen. Insbesondere kann ich ihm dann nicht sagen, dass ich ihn auch lieb habe. Geht nicht in so einem Moment und ich glaube, dass er es in solchen Momenten wirklich brauchen wuerde. Verdammt...
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veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 1. Feb 2015 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Hat denn dein Vater konstant getrunken oder nur phasenweise bei Stress etc.?
Ich finde es auch merkwuerdig, dass er sich bei der Arbeit zusammenreissen kann. Sein Trinkverhalten ist so komisch.


Im Grunde hat mein Vater konstant getrunken. Allerdings hat er, während z.B. wichtige Aufträge zu erledigen waren, wochenlang so wenig getrunken, dass es als "normales" bzw. sozialverträgliches Trinkverhalten durchging. Nach Abschluß des wichtigen Auftrages war er dann oft mehrere Tage am Stück "on Tour". Der ungekrönte Kneipenkönig der Stadt. Irgendwann hatte er dann eine Art Burnout, seine Firma gab es nicht mehr und dann starb auch noch meine Mutter. Da brachen alle Dämme.

Es wurde so schlimm, dass er sich sogar mit "asozialem Pack" in den Park gesetzt und gesoffen hat. Das muss man sich mal vorstellen. Das Ganze gipfelte darin, dass eine Saufkumpanin in den Tod stürzte, als er dabei war. Ein Drama! Er war so außer sich, dass ich dachte, er überlebt das nicht.

Ruhiger wurde er eigentlich erst nach diesem verflixten Jahr 2011, das ihm gleich 3 Klinikaufenthalte bescherte. Wie kam es dazu? Ich weiß es nicht genau. Es fing damit an, dass er immer wieder stürzte. Er fiel einfach um. Nüchtern. Dazu kamen allgemeine Schwäche und Verwirrtheit. Nach einigen Tagen entließ man ihn ohne Befund mit dem Rat, er solle sich "einen Gehwagen anschaffen". Lächerlich. Er erholte sich nur langsam und bezog ein Zimmerchen bei mir im Haus. Die nächsten 2 Klinikaufenthalte hatten andere Ursachen, aber ich war mir fast sicher, dass mein Vater fortan ein Pflegefall mit Demenz im Anfangsstadium wäre.

Erstaunlicherweise hat er sich zu fast 100% erholt. Mit dem Säufervolk trifft er sich schon lange nicht mehr und er lebt ruhig und friedlich bei mir, aber in einer separaten Wohnung. Seine eigene Wohnung hat er aufgegeben. Ein, zwei Exzesse im Jahr "gönnt" er sich wohl schon noch, aber ich bin dankbar und zufrieden, dass er mir noch ein paar Jahre Frieden schenkt. Er ist mittlerweile über 70.

Ich weiß genau, was es bedeutet, wenn sich ständig alles um den saufenden Vater dreht. Ruft er an, ist es "nix", ruft er nicht an, ist das noch schlimmer. Es könnte ja was passiert sein. Ich bin in der Lage, in ca. 5 Sekunden zu erfassen, ob er getrunken hat und wieviel. Dieser "Kontrollblick" ist gut antrainiert und findet auch jetzt noch automatisch statt.

Dass er ein Alkoholproblem hat, konnte mein Vater auch erst ziemlich spät zugeben und aussprechen. Er sagte aber auch immer, dass er nun säuft, seit er 14 Jahre alt ist und sich das gewiß nicht mehr abgewöhnen wird. Dennoch hat er eingesehen, dass sein Leben angenehmer und besser ist, wenn er sich beschränkt.

Außerdem hat er eine alte Freundin reaktiviert, die das Saufen nun wirklich nicht tolerieren würde. Wink
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BloKK
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Anmeldungsdatum: 11.11.2014
Beiträge: 548

BeitragVerfasst am: 1. Feb 2015 05:10    Titel: Antworten mit Zitat

Wie Django, Tanaka und Ich schon geschrieben haben ist die Einsamkeit einer der Hauptgründe. Meiner Meinung nach also wär es das schlechteste was du machen könntest wenn du ihn links liegen lässt und den Kontakt abbrichst.
Kann da zwar nur von mir sprechen aber bei mir hats das Gegenteil bewirkt: mehr gesoffen, öfter gewalttätig geworden, täglich Stress und Streit mit der Familie und die einzige Errinerung die ich an den Vortag hatte war das ich besoffen war und das auch nur weil Filmriss und Gedächtnislücken (da kann ja nur der Alk Schuld sein).
Und auch da kann ich wieder nur von mir sprechen. Psychiater (der größte Fehler meines Lebens), Suchtberatung, menschlichen Kontakt (wo ich mich immer wieder in die Einsamkeit flüchtete und alleine sein wollte damit ich trinken kann) - alles sinnlos.
Das einzige was mir wirklich geholfen hat war mein eigener Wille (den ich durch das Gras erlangt hab) und ich so ganze 3 Wochen ohne geschafft hab.
Django sagte es ja schon das Langweile ein sehr wichtiger Faktor ist.

Was macht denn dein Vater den ganzen Tag außer trinken?
Mit Alk macht halt jeder Scheiß Spaß, man muss lernen wieder ohne Drogen Spaß haben zu können und Einsamkeit & Langweile sollte man unbedingt vermeiden.
Fühlt sich grad ganz komisch an das genau ich das schreibe, ich mache ja auch nichts dagegen obwohl ich wüsste wie ich zumindest eine große Unterstützung erhalten könnte um davon wegzukommen.
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