Beziehung kaputt durch die Trinkerei

[Papierblume]

Hallo Ihr Lieben,

ich lese schon länger hier im Forum und heute habe ich mir ein Herz gefasst und mich registriert.
Ich bin 48, lebe allein und trinke jeden zweiten Tag.
Angefangen habe ich mit 6 Flaschen Bier; inzwischen bin ich bei 8 Flaschen u. wenn´s nicht reicht, noch ne Pulle Rotwein dazu.
Zuletzt am Samstag. Heute ist mein 3. trockener Tag.

Durch meine Sauferei habe ich meine Beziehung zerstört. Wenn ich besoffen bin, dann werde ich richtig fies und habe meinem Partner schon so einiges an den Kopf geworfen. Ich bin dann total auf Streit aus.
Seit Anfang Dezember letzten Jahres sind wir getrennt, weil mein Freund das nicht mehr mitmachen wollte. Vor allem kann er mir nicht verzeihen, dass ich statt ihm beizustehen, als seine Mutter im Sterben lag, lieber in meine Wohnung gefahren bin um mich zuzuschuetten.

Ich konnte mich zuletzt selbst nicht mehr ertragen; nicht mehr im Spiegel anschauen. Ich habe mich total gehen lassen, nichts war mehr wichtig. Habe meine Wohnung verlottern lassen und mich selbst auch. Bin kaum noch raus gegangen, erst abends, wenn´s dunkel war um Bier zu holen.

Vielleicht musste das passieren, dass ich jetzt nach 8 Jahren Beziehung allein hier sitze, um zu sehen, dass ich so nicht weitermachen kann.
Wie gesagt, heute ist mein dritter trockener Tag und ich hoffe, dass es noch viele, viele mehr werden.

Meine Entzugserscheinungen halten sich in Grenzen. Ich bin nur extrem muede und traurig. Ich trinke Unmengen Wasser und Tee und behalte meinen Blutdruck im Auge.

Danke fuers Lesen!

[GagaMama]

Willkommen hier im Forum!

Es tut mir wirklich leid für Dich, dass das passieren musste! Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du es schaffst. Vielleicht kannst Du Deinen Partner zurückgewinnen, wenn Du ihm Deine Entschlossenheit zeigst und ihr zusammen an der Beziehung arbeitet.

Schreibe ruhig, wie es Dir geht und wie Du dich fühlst. Das hilft oft sehr gut, klarer zu sehen und Entscheidungen zu treffen.

GaGa

[Papierblume]

Danke Dir, GaGa!

Ich wuensche mir schon, meinen Partner zurueck zu gewinnen. Aber ich sehe es auch so, dass ich MIR zuliebe mit dem Trinken aufhören muss.
Seit zwei Wochen befindet sich mein Freund in einer psychosomatischen Klinik, weil er mit all dem, was in den letzten Monaten passiert ist, nicht mehr klar kam.
Das habe ich am Wochenende erfahren.
Wir haben inzwischen auch - vorsichtigen - Mailkontakt. Er schreibt, dass er gerne nochmal mit mir reden wuerde, wenn er wieder zuhause ist.

Dass ich mit dem Trinken aufhören will, habe ich ihm nicht gesagt.
Diese Versprechen hat er schon zu oft gehört. Ich möchte es ihm viel lieber ZEIGEN, dass es mir ernst ist.

[GagaMama]

Natürlich machst Du es nur für Dich! Ansonsten hättest Du bei der kleinsten Enttäuschung sofort einen Grund, um wieder zu trinken, weil "es der Typ ja nicht Wert ist, sich so anzustrengen. . . "

Aber als zusätzliche Motivation wäre das doch schön. . . ZUSÄTZLICH, aber nicht ausschlaggebend!

Gebt euch gaaaanz viel Zeit - da ist von seiner Seite her ein enormer Vertrauensverlust und viel Enttäuschung! Keine Ahnung, ob er den Mut hat, es noch einmal zu versuchen. . . aber wenn Du seine Angst akzeptierst und ihn fragst, wie weit er bereit wäre, dir eine Chance zu geben. . . vielleicht hast Du ja Glück!

Wünsche es Dir und ihm auf jeden Fall - 8 Jahre sind eine lange Zeit!

GaGa

[Papierblume]

Ich glaube, ich melde mich gleich wieder ab hier.
Heute mittag noch grosse Sprueche gekloppt, von wegen "ich höre auf mit dem Trinken!".

Vor zwei Stunden dann wurde ich tierisch nervös; der einsame Abend lag vor mir.
Ich bin dann zu meinem "Lieblingstuerken" und habe mir 5 Bier geholt. Wie fern- gesteuert. Gehirn ausgeschaltet.
Habe mir gesagt: Morgen ist Aschermittwoch, hörst Du halt dann auf!
Ich könnte mir selbst eine klatschen.

Tagsueber kriege ich das gut gebacken; gehe viel raus mit meinem Hund, kann auch ohne Probleme in den Supermarkt, ohne dass ich am Alkoholregal nervös werde. Aber wenn es dann dunkel wird... Dann kommt die verdammte Einsamkeit.


Ich weiss nichts mit mir anzufangen.
Ich habe so ein großes Beduerfnis, meinem Exfreund zu schreiben. Er sagte ja, er wolle sich nochmal mit mir treffen und dass er mich "irgendwie" noch immer liebt.
Ich mag mich aber nicht aufdrängen. Und es hat irgendwie so was erbärmliches, ihm hinterher zu rennen. Ausserdem schrieb er, er wolle sich bei mir melden.
Nun sitze ich hier, warte und trinke.

Klar, ich könnte lesen. Das ist/war mein grösstes Hobby. Ich habe Buecher verschlungen. Habe auch noch zwei tolle Thriller von Weihnachten hier liegen, aber darauf kann ich mich null konzentrieren.
Ein Buch habe ich angefangen, aber ich schaffe immer nur einige Seiten, dann ist es vorbei. Dann schweifen meine Gedanken ab und das war´s dann.

Und ständig mit dem Hund draussen rumrennen bringt es auch nicht. Irgendwann muss ich dann doch zurueck in die leere Wohnung.

Euch das Allerbeste!

[Andrew]

Hallo,

[GagaMama]

Nix abmelden - schön hier bleiben!

Hat jemand Dir versprochen, dass man "liebe Gewohnheiten" so einfach aufgeben kann? Oder eine zumindest psychische Abhängigkeit mal eben zu den Akten legt? Nee, wenn das so einfach wäre, dann bräuchten wir das Forum nicht!

Wie Du schon schreibst. . . tagsüber ist das alles kein Problem, da bist Du abgelenkt. . . und dann der Abend mit der Einsamkeit!

Ich glaube, das Problem haben viele Singles. . . da fällt mir nicht viel Gescheites ein. . . Du könntest schauen, ob die Kirchen oder andere Einrichtungen abends Veranstaltungen anbieten - muss ja vom Thema her nicht so Dein Ding sein. . . nur eben, dass Du unter Menschen kommst und sich vielleicht mit jemandem ein Gespräch ergibt. Du könntest schauen, wo es Chatrooms gibt, wo Du Dich austauschen kannst. . . nicht unbedingt zu Alk aber vielleicht einfach so. . . Vielleicht motiviert Dich ein anspruchsvolleres Computerspiel. . .

Wichtig ist, dass Du den "Kreislauf", also Deine "lieben Gewohnheiten" durchbrichst. Ein Bekannter hat beispielsweise festgestellt, dass er die Flasche Bier in den Händen braucht wie der Raucher seine Zigarette. Ohne ging nicht - er ist die Wände hoch und konnte nur an das blöde Bier denken und hatte richtig Panik, dass er schleichend zum Alkoholiker geworden ist. Er ist dann hingegangen und hat vor jedem alkoholischen Bier ein alkoholfreies getrunken, dann hat er die alkoholischen Biere nach und nach durch Leicht-Biere mit wenig Alkohol ersetzt. . . würde dann bei Dir nur zwei oder drei Alkohol-Biere bedeuten. . . wäre das nicht einen Versuch wert? Und nach ein paar Wochen ist er dann ganz auf alkoholfrei umgestiegen und für ihn ist das inzwischen auch völlig okay und er trinkt höchstens am Wochenende oder auf Feten mal zwei oder drei Bier, aber auch nicht mehr!

Mein Vorschlag für morgen: vier normale Biere und zwei alkoholfreie. . . und dann schaust Du, wann Du wieder bereit bist, ein weiteres normales Bier durch ein alkoholfreies zu ersetzen - nur überstürze das nicht, sonst geht das schief wie jetzt auch und Du empfindest Dich wie der letzte Loser. . . Alternativ kaufst Du zwei normale Biere und drei Leichtbiere. . . und gehst erst den Schritt über die Leichtbiere. . . nur die Anzahl Flaschen darfst Du natürlich nicht erhöhen, solange Alkohol enthalten ist!

Bin gespannt! Erzähle mal, ob Du damit leben könntest. . . Du könntest auch hier weiterschreiben, wenn Du magst: http://forum.suchtmittel.de/viewtopic.php?p=146336&highlight=gagamama62#146336 im zweiten Beitrag auf Seite zwei.

GaGa

[Andrew]

[Papierblume]

Hi ihr Lieben,

ich bin sicher, dass ich morgen keinen Bock mehr auf Bier haben werde.
Das ist immer so. Einen Abend saufen und am nächsten Tag ist mir so schlecht, dass ich allein beim Gedanken kotzen könnte.
Und dann kommt auch der "feste" Vorsatz: Ab jetzt ist Schluss!
Trotzdem ist da irgendso ein Teufel in meinem Hirn, der mir erzählt "Och komm, heute noch mal. Aufhören kannste auch morgen."

Das mit der Kirche, liebe Gaga, daran habe ich auch schon gedacht.
Hier um die Ecke gibt es eine Gemeinde der Baptisten und ich habe mich bisher nicht hingetraut.
Mit den "normalen" Katholiken oder Protestanten habe ich so meine Probleme.

Aber unterm Strich zählt nur, was hilft.

Ich habe auch schon dran gedacht, wieder in meine ehemalige SHG zu gehen. Aber ich bin damals weg dort, weil der Altersdurchschnitt 70 Jahre war. Kein Witz. Im Grunde habe ich dort jeden Montag meine 2 Stunden abgesessen, war genervt und froh, wenn es vorbei war.
Ausserdem fing dann einer der "Herren" an, mir andeutige Avancen zu machen.
Ich hatte da fast einen stalker am Hals und das war auch ein Grund, die Gruppe nicht mehr zu besuchen.

Aber um nochmal auf die Sache mit der Kirche zurueckzukommen. Ich bin sehr schuechtern und habe eine Sozialphobie. Ich könnte also niemals mal eben so in deren Gottesdienst gehen.
Aber ich könnte morgen mit Hundi mal gucken gehen. Die haben sicherlich einen Schaukasten, wo was drin steht. Im Internet habe ich zu dieser Gemeinde nichts gefunden.

[GagaMama]

Hallo Andrew,

so wie ich das verstehe, ist sie keine körperlich abhängige Alkoholikerin. Da es ein "Kopfproblem" ist, sehe ich da gute Chancen mit meinem Vorschlag. Es ist ja diese Gewohnheit, das Bier in der Hand zu halten oder vor sich stehen zu sehen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. . . wenn es funktioniert ist es prima, wenn nicht . . . dann eben nicht! Gar nicht mehr zu trinken hat auch durchaus etwas sehr Erschreckendes!

Hallo Papierblume,

Du könntest hier im Forum mal nach dem Wort "Baclofen" suchen. Musst nur bei Suchen unten links auf "Beiträge" klicken und nicht bei "Themen" stehen lassen. Das wäre eventuell eine Option, über die Du nachdenken könntest. Ein Bekannter von mir hat es sich immer am Wochenende mit 8+ Weizen gut gehen lassen. Wenn er dann Trinkdruck bekam, hat er 10 bis 15 mg Baclofen genommen und nach 15 bis 20 Minuten war der Trinkdruck weg. Es gibt auch spezielle Foren dazu. Musst Du "Baclofen Forum" eingeben. . . Ein anderes Konzept ist das "kontrollierte Trinken", was hier und in einem eigenen Forum beschrieben wird. Wenn Du wirklich aufhören willst, musst Du Deinen eigenen Weg finden. . . aber Du musst Dich halt auf den Weg machen!

Drücke Dir die Daumen! Und schreibe ruhig weiter hier. . . es gibt viele Teilnehmer hier, die ähnliche Probleme haben, nur halt nicht jedem Tag hier lesen und schreiben!

GaGa

[Andrew]

@Gaga Mama: Ich war/bin ebenfalls nicht körperlich abhängig. Es scheint aber so zu sein, dass bei Alkoholismus sich psychisch etwas im Gehirn festsetzt. Ein Alkoholiker, der nur entgiftet hat, der hat auch keine körperlichen Symptome mehr, aber fällt üblicherweise in alte Trinkmuster zurück, sobald er irgendwann wieder anfängt. Dein erstgenannter Bekannter war möglicherweise wirklich noch nicht richtig abhängig.

Ob Papierblume mit dem Tipp was anfangen kann muss sie letztlich selbst wissen, ich spreche eben davon, wie es bei mir ist und wie ich das auch in anderen Foren schon sehr oft von Menschen mit Alkoholproblemen mitbekommen habe.

[GagaMama]

Ja, Andrew,

Du hast vollkommen Recht! Das Konzept kann funktionieren - oder auch nicht. Es ist eben einen Versuch wert. . . wie jedes andere Konzept auch und es ist auch nur als EINE Möglichkeit von vielen gedacht! Es ist eben so wahnsinnig erschreckend und auch abschreckend, wenn man sich sagt: "Das war es und ab heute NIE WIEDER!", weil eben "liebe Gewohnheiten" und Routinen dahinter stecken. . . das "Kopfding" eben, solange man nicht körperlich abhängig ist!

Skeptisch bin ich nur bei diesen "Ein Programm passt für alle!" Sachen! Wenn man deren Erfolgsquote sieht, ist meine Skepsis wohl auch berechtigt.

Ich hatte letztens einen sehr "erleuchtenden" Beitrag über die Macht des Suchtgedächtnisses gelesen und das hier auch gepostet. Ich weiß nicht, ob Du das gesehen hast. . . wäre auch für Papierblume interessant! Aber letztlich muss jeder seinen eigenen Weg gehen, wie er mit Alkohol - oder eben ohne - umgehen will und kann!

http://forum.suchtmittel.de/viewtopic.php?p=167018&highlight=gaga#167018

GaGa

[Papierblume]

Also, ich denke schon, dass ich abhängig bin.
Wie sonst ist es zu erklären, dass manchmal 6 Flaschen Bier nicht reichen und ich muss dann noch mal los um noch 2 zu holen. Dann habe ich genug und falle hintenueber.
Mein Therapeut hat mir auch sowas erzählt, ich wuerde "nur" Missbrauch betreiben. Als ich sagte, ich wuerde mich gerne im Internet einer Gruppe anschliessen bzw. mein Problem mit Gleichgesinnten teilen, riet er mir dringend davon ab.
"Sie befassen sich dann viel zu sehr mit dem Thema und dann kommen sie gar nicht mehr davon los. "

Fuer mich ist das kein Missbrauch mehr. Bei mir ist die "Bremse kaputt".
Ich bin nicht in der Lage, zwei Flaschen Bier zu trinken und dann aufzuhören.
Das ist, als ob sich ein Schlund auftuen wuerde und ich muesse immer mehr reinkippen.

Vor allem mache ich unter Alkoholeinfluss Dinge, die ich nuechtern nie im Leben tun wuerde.
Das schlimmste war, als sich Ende Januar ein alter Freund bei mir meldete und ich ihm sagte, ich sei jetzt getrennt und es ginge mir gar nicht gut.
Er hat sich sofort angeboten, vorbeizukommen auf einen Kaffee.

Ja, toll. Er kam hier an, ich war schon angetrunken und er hat meinen Zustand sozusagen ausgenutzt. "Lass Dich mal in den Arm nehmen.."
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich habe mit dem geschlafen, obwohl ich mehr komatös als scharf auf ihn war.
Ich will das nicht mehr. Ich habe mich und mein Verhalten nicht unter Kontrolle, wenn ich trinke. Ab einem gewissen Pegel ist mir alles egal.

[Andrew]

Also auch ich sehe es ebenfalls so, dass es nicht einen Weg für alle gibt...ich bin auch kein AA-Apostel. Der Sektensprech von denen schreckt mich total ab

[Andrew]