Sorge um meinen besten Freund

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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 6. Apr 2015 12:32    Titel: Antworten mit Zitat

Oh, Annika,

ich kann dich ja so gut verstehen. Ich denke auch nicht, dass du per se was falsch machst. Ich glaube eher, es ist deine Ausstrahlung, derer du dir nicht bewusst bist und die auf andere anstrengend wirkt. Das hat aber auch was mit denen zu tun.

Das hört sich nun sehr kryptisch an, ich will es mal an einem wirklich dummen Beispiel zu demonstrieren versuchen: Ich hab vor einiger Zeit mal einen japanischen Kochkurs gemacht und dabei gelernt, kein Salz mehr an den Reis zu machen. Das führte in der Küche zu verdutzten Gesichtern (ein Freund von mir wollten Salz in den Kochtopf machen und ich bat ihn, das nicht zu tun) - und wurde am Esstisch nochmal thematisiert. Dann sagte eben dieser Freund, er würde sich jetzt gar nicht trauen, sein Essen nachzusalzen, weil er dann befürchte, ich würde Stunk machen!

Da hab ich geschluckt - glaub mir. So einer Ausstrahlung war ich mir wirklich nicht bewusst. Da stiegen die anderen Freunde in die Diskussion ein und sagten, dass das ja wohl das lächerlichste sei, was sie jemals gehört hätten - dass ich mir darüber Gedanken machte oder angefressen sein könnte, wenn jemand sein Essen nachwürzt. Ich sei die letzte auf Erden, die sich über sowas aufregen würde.

Das wurde dann diskutiert - ausführlich Rolling Eyes und es gab kein eindeutiges Ergebnis. Die meisten waren der Ansicht (zu recht) es sei mir ganz egal - nur dieser eine Freund unterstellte mir, ich sei beleidigt, wenn er salzen würde.

Was bin ich also nun? Das, was jeder denkt.

Was hat das nun mit dir zu tun? Du scheinst schon irgendwas auszustrahlen oder konfrontativ zu sein, was für die anderen unbequem ist oder so. Dennoch springen sie ja auch drauf an - hätten sie nichts damit zu tun, würde es sie nicht stören. Ich hoffe, das ist verständlich.

Beispiel: Eine Freundin von mir spielt sich gerne in den Vordergrund. Mich störts nicht, eine andere Freundin regt sich tierisch drüber auf, steht aber auch gern im Mittelpunkt. Die hat was damit zu tun, ich nicht. Mich stören dann wieder andere Sachen - die wiederum die andere nicht stören.

Ums mal allgemeiner zu sagen: Ich glaube, dass andere Leute und nur einen Spiegel vorhalten - und wir unser eigenes Verhalten auf andere projizieren. Ich kann nur erkennen, was ich von mir kenne. Deshalb lerne ich am meisten über mich, wenn ich analysiere, was ich über andere denke. Klingt sehr holzschnittartig, ist aber so. Und wenn mich das Verhalten einer anderen Person so richtig aufregt - dann liegt da ein Schatz der Selbsterkenntnis verborgen.

So gesehen, ist jeder Kontakt, egal wie gut oder schlecht man den empfindet, ein Geschenk - man kann immer was über sich lernen - und wird anderen gegenüber toleranter.

Und nun noch was zum nachdenken: wenn du eine Orange auspresst, wirst du immer nur Orangensaft bekommen - nicht Tomaten- oder Grapefruitsaft - nur Orange. Raus kommt also, was drin ist.
Wenn dich nun jemand anpiekst und du ärgerlich oder beleidigt oder liebevoll reagierst, das liegt an und bei dir, wie du reagierst,denn es kommt nur raus, was vorher drin war Shocked Jemand anderes ist niemals für deine Reaktion verwantwortlich - nur du - und zwar mit der Bedeutung, die du der Handlung gibst.

Und dann weißt du, was in dir steckt (im wahrsten Sinne des Wortes) und kannst daran arbeiten - wenn du mit dir in Frieden bist, regelt sich alles andere ganz von selbst (und ich stecke auch mittendrin zu erfahren, was noch alles rauskommt, wenn mich jemand piekst Wink )

Also, mach dir nicht so viele Sorgen um andere, kümmer dich um dich, frag dich, was es braucht, dass es dir gut geht - ganz unabhängig von anderen. Und warte, was passiert - lass dich überraschen.

Herzliche Grüße,

Sabiote
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 7. Apr 2015 08:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich versteh´ schon, was du mit dem japanischen Kochkurs meinst. Es kommt in erster Linie nicht darauf an, was du aussagen möchtest, sondern wie es bei den anderen ankommt. Bei mir denken manche auch, dass ich wegen jedem Fitzel Stunk machen würde. Dabei stimmt das gar nicht. Und weil mich manche Leute für empfindlicher halten als ich bin, lügen sie mich an und dann bin ich sauer.

Ich hatte gestern ein längeres Gespräch mit der Frau im FB-Chat. Wir haben einige Vorfälle, die zwischen uns standen, geklärt und vertragen uns wieder. Im Gegensatz zu mir ist sie sehr unscheinbar und zurückhaltend. Sie ist am liebsten die meiste Zeit alleine. Es bedeutet ihr nichts, von irgendwelchen Leuten auf Partys eingeladen zu werden. Sie wird auch nicht oft eingeladen, aber immerhin öfter als ich (ich so gut wie gar nicht mehr). Mir ist es sehr wichtig, zumindest sporadisch bei privaten Aktivitäten anderer Metaller dabei zu sein. Ich bin ein geselliger und kein eigenbrödlerischer Mensch. Damit ein geselliger Mensch auf seine Kosten kommt, braucht er eben Gesellschaft. Stattdessen werden lieber Eigenbrödler gefragt, denen das nicht wichtig ist und die problemlos ohne Gesellschaft auskommen könnten.

Was meinen besten Freund angeht, meinte sie ich müsse das selber mit ihm klären. Dazu habe ich aber keine Lust mehr. Ich kann ja nicht einmal direkt mit ihm reden. Wir haben nach dem letzten Festival eine Woche lang E-Mails geschrieben. Ich hätte lieber ein direktes Gespräch mit ihm geführt, entweder am Telefon oder im Chat. Ich mag keine Aussprachen per Mail, weil ich immer auf die Antwort des anderen warten muss und er es sich herausnehmen kann, mich zu ignorieren. Das nervt mich.

Für mich ist die Zeit, die ich mit Männern verbringen darf (egal ob Beziehung oder Freundschaft), etwas Kostbares - weil ich so selten die Gelegenheit dazu bekomme. Meine Mutter hat sich jahrelang an mich geklammert und mir den Kontakt mit Männern untersagt. Deshalb ist das für mich etwas Besonderes. Und jetzt rennen die Männer alle vor mir weg, obwohl ich eine wirklich interessante Frau bin. Ich wollte immer eine Frau sein, nach der die Männer verrückt sind. Ich habe kein Problem mit längeren Singlephasen. Wenn ich rein freundschaftlich öfters mit Männern unterwegs bin, blühe ich richtig auf. Aber wenn mich alle auf Distanz halten, bricht für mich eine Welt zusammen Crying or Very sad .
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 7. Apr 2015 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

Oh je! Das versteh ich schon - und dennoch hast du deine Aufmerksamkeit mehr auf dem, was dir fehlt als auf dem, was du hast.

Sei doch einfach dankbar für die (wenige) Aufmerksamkeit, die du jetzt hast, statt mit deiner Aufmerksamkeit auf der Nichtbeachtung, dem Nichteingeladenwerden usw. die dir ja eh nicht gefallen. Das, auf was man seinen Fokus legt, wird mehr.

Und nochmal: sei dir selbst genug, danke dir selbst, dass du interessant bist, finde dich interessant, dann machen es auch wieder die anderen.

Ich glaube, momentan hast du dich da auf der Position eingegraben "keiner will mich" - und das erlebst du auch so. Change perspectives. Sie es doch mal anders rum. Dein Freund setzt sich ja immerhin mit dir auseinander, auch wenn "nur" per Email. Ich war mal in jemanden verliebt (unpassender Vergleich, dennoch) der sich mit mir gar nicht auseinander gesetzt hat. Irgendwann hat er nicht mal Emails beantwortet. Das tat mir sehr weh. Irgendwann war es mir dann egal - und plötzlich kam er aus der Ecke.

Und so kann dir das auch passieren und ich wünsche es dir.

Und noch was, Annika: wenn dein Freund sich nicht auf ein persönliches Gespräch einlassen will, dann hat er halt Pech gehabt - ist nicht dein Standard Razz YOU make the rules!
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 7. Apr 2015 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

Du hast Recht. Ja, ich sollte dankbar sein für das, was ich habe. Weißt du, wofür ich ganz besonders dankbar bin? Für meine Gesundheit. Das ist nämlich mein kostbarster Besitz. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist und mein Leben jederzeit vorbei sein könnte.

Ich fand mich selbst übrigens noch nie uninteressant. Nur leider konnte ich längere Zeit aus finanziellen Gründen kaum unter Menschen gehen. Wenn du irgendwann nur noch sehr selten präsent bist, gerätst du eines Tages in Vergessenheit.

Das Verhalten dieses Mannes, in den du mal verliebt warst, ist so typisch Mensch: Kaum ist dir jemand egal, kommt er wieder angedackelt. Irgendwie ist das immer so: Wenn mir ein Mensch am Herzen liegt, rennt er vor mir weg. Und wenn er mir mehr oder weniger egal ist, taucht er wieder auf. Aus irgendeinem Grund ertragen es viele Menschen nicht, wenn man großen Wert auf den Kontakt mit ihnen legt und viel für die Pflege tut. Ich war total begeistert, als mein Ex mir anfangs nachlief und so anhänglich war. Ich habe das in vollen Zügen genossen. Es trug mit Sicherheit auch dazu bei, dass ich mich in ihn verliebte. Als er merkte, wie toll ich das fand, ging er auf Rückzug.
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 8. Apr 2015 00:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Annika,

das ist jetzt der Knaller! Ich kenne das auch mit dem Rückzug! Und ich dachte, ich sei damit alleine auf der Welt. Der Typ, in den ich mich zuletzt verliebte, war ganz wild hinter mir her - bis ich mich auch für ihn interessierte und schwupps, ging er vom Gas.

Ich hab das auch schon öfter erlebt und frage mich echt, woran das liegen kann! Hast du eine Idee?

Viele Grüße,

Sabiote
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 8. Apr 2015 05:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, die meisten Frauen haben diese Erfahrung schon mal gemacht (ich auch schon öfters). Das ist DER Klassiker schlechthin. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Mann die Absicht hatte, mit deinen Gefühlen zu spielen. Du musst dir das so vorstellen: Du lernst jemanden kennen, findest ihn sympathisch, bist dir aber noch lange nicht sicher, ob sich mehr draus entwickeln könnte. Er findet dich interessant und bemüht sich um dich. Das gefällt dir, aber zu Beginn bist du noch zurückhaltend und möchtest ihn erstmal besser kennenlernen. Ihr verstehst euch bestens, du verbringst sehr viel Zeit mit ihm und stellst eines Tages fest, dass du ernsthaftes Interesse entwickelst. Eventuell hast du dich in ihn verliebt und betrachtest ihn in Gedanken schon als deinen nächsten offiziellen Partner.

Und auf einmal tritt er den Rückzug an. Er meldet sich weniger, geht seltener auf deine Vorschläge ein und benimmt sich nicht mehr so liebevoll wie zuvor. Du bekommst Panik und versuchst womöglich ihn dazu zu bewegen, wieder so zu werden wie am Anfang. Merkst du was?

Als er anfing dich zu umwerben, warst du eine emotional unabhängige, selbständige und souveräne Frau. Das hat ihm stark imponiert. Irgendwann hast du deine spielerische Unbeschwertheit verloren. In deinem Kopf geisterte der Gedanke: "Diesen Mann MUSS ich haben!" Und als er sich distanzierte, hast du krampfhaft versucht, wieder die alte Nähe herzustellen. Du warst immer/häufig auf Abruf bereit, hast öfters nach Treffen gefragt und es mit deinem liebevollen Verhalten übertrieben. Dieses verkrampfte Benehmen schlägt Männer (und auch Frauen) allerdings in die Flucht. Menschen spüren das, wenn man etwas für sie tut, um sie stärker an sich zu binden und rennen dann weg. Kennst du das Buch "Ich lieb´ dich nicht wenn du mich liebst"? Da gibt es einige Beispiele, die sehr genau auf diese Situation zutreffen.

Mach´ dir nichts draus, mir geht es nicht anders. Souverän und gelassen zu bleiben gelingt mir nur, solange es sich um eine oberflächliche Bekanntschaft handelt, die mir nicht viel bedeutet. In diesem Punkt unterscheiden sich Liebesbeziehungen und Freundschaften nicht großartig voneinander. Wenn du dich in Gedanken zu sehr auf die Leute fixierst, laufen sie weg. Mit diesem Verhalten gibst du ihnen das Gefühl, dass sie dein Lebensmittelpunkt und somit verantwortlich für dein Wohlergehen sind. Das ist für die meisten Menschen eine Belastung, und deshalb flüchten sie irgendwann.
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 8. Apr 2015 09:43    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen, Annika,

das ist ein guter Tipp, mit dem Buch. Ich habe das auch zu Hause liegen, dennoch aber nur auszugsweise gelesen - das wird sich nun ändern. Mir war das zu schwarzmalerisch in der Phase, in der ich damals war. Aber, da wo der größte Widerstand liegt, ist auch der größte Schatz vergraben. Vielleicht sollte ich meine eigenen Weisheiten noch mehr befolgen.

(Witzigerweise wollte ich das Buch schon ein paar Mal loswerden, doch es kam immer wieder zu mir zurück - und ich hab gerade in den letzten Tagen auch ein paar Mal danach geschielt - also MUSS ich es jetzt lesen)

Ansonsten wünsche ich Dir - und allen anderen, die das lesen - einen guten Start in den Tag. Bleibt nur zu sagen, dass ich gerade an einem ähnlichen Thema wie du feststecke, allerdings in einer anderen Phase - und ich bin gespannt, ob ich was gelernt habe aus dem Austausch mit dir - theoretisch sitzt es ja, jetzt kommt die Praxis Shocked

Viele liebe Grüße,

Sabiote
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 8. Apr 2015 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabiote,

ich habe mir nochmal Gedanken gemacht über deine aktuelle Situation. Dabei ist mir etwas Wichtiges in den Sinn gekommen:

Ich habe jetzt keine konkreten Informationen über das Werbeverhalten dieses Mannes in der Anfangsphase und weiß nicht, wie er dir sein Interesse gezeigt hat. Eins kann ich dir aber versichern: Ein Mann, der anfangs extrem viel Nähe sucht, ist kein geeigneter Partner für eine ernsthafte Beziehung. Solche Männer haben 1.) große Nähe-Distanz-Probleme, können 2.) meist nur aus der Ferne lieben und keine echte Nähe zulassen und sind 3.) mehr am Kick der Eroberung interessiert als an der Frau selbst.

Mit Mitte 20 gab es mal einen Mann in meinem Leben, mit dem ich mir zuerst nur eine Kumpelfreundschaft vorstellen konnte, der mich aber beziehungstechnisch nicht reizte. Irgendwie fehlte mir bei ihm das gewisse Etwas. Als er anfing mich sehr intensiv zu umwerben, wendete sich das Blatt. Er schrieb mir gleich nach dem Aufstehen die erste liebevolle SMS, und dann ging es den ganzen Tag so weiter, bis er schlafen ging. Dann rief er mich eines Tages an, wir unterhielten uns super... und die Telefonate wurden immer häufiger, so jeden 2. Tag. Ich klebte nur noch am Handy, weil der Mann es geschafft hatte, mich mit seiner Dauerpräsenz innerhalb von 6 Wochen von seiner Aufmerksamkeit abhängig zu machen.

Er bezeichnete mich als seine Traumfrau, die Frau seines Lebens und sagte mir immer wieder, wie sehr er mich liebte. Ich fand das ganz schön übereilt und konnte es nicht erwidern, aber ich fühlte mich trotzdem wie eine Prinzessin und genoss seine Anhimmelei in vollen Zügen. Mir ging das auch viel zu schnell als er schon nach 2 Wochen "Beziehung" seinen Wunsch einer gemeinsamen Wohnung äußerte. 5 Tage später - also nach nur 19 Tagen - servierte er mich völlig überraschend per SMS ab. Begründung: Er dachte er sei verliebt gewesen, aber er hätte sich seine Gefühle nur eingebildet. Der Kerl war nicht einmal zu einem klärenden Abschlussgespräch bereit und beschimpfte mich noch ganz heftig, als ich traurig war und ihn verzweifelt anbettelte, mit mir zu reden. Zum Glück war ich recht schnell über ihn hinweg, weil wir nur kurz zusammen waren.

Männer, die Frauen in der Kennenlernphase dermaßen anbeten, haben ein gewaltiges Problem mit sich selbst. Es geht ihnen nicht mal unbedingt um eine Bettgeschichte, ich war mit diesem Kerl nicht im Bett, weil es schon vorher zu Ende ging. Meine Vorgängerinnen (die ich später kennenlernte) und meine Nachfolgerin haben mit ihm geschlafen und wurden ebenso schnell mit fadenscheinigen Begründungen entsorgt wie ich. Solche Männer können keine echte Nähe zulassen. Solange du die unerreichbare Traumfrau bist, vergöttern sie dich. Eines Tages entwickelst du Interesse (womit sie vorher nicht rechnen, weil sie sich selbst für wertlose Loser halten), und sie spüren das. Dann fällt ihnen auf, dass die ach so perfekte Traumfrau auch ihre Fehler und Macken hat wie jeder andere Mensch. Und dann zerplatzt ihre Illusion, und sie werten dich ab oder machen Schluss.

Mein letzter Ex ist ein ähnlicher Fall, nur leider habe ich das bei ihm wegen der räumlichen Entfernung lange nicht gemerkt. Der Mann schwärmt mit über 30 Jahren wie ein Teenager von irgendwelchen Promi-Frauen, schreibt sie auf FB an, schickt ihnen kleine Geschenke, usw. Diese Frauen sind größtenteils viel älter als er oder gebunden/verheiratet und wohnen mehrere 100 km von ihm entfernt - sind also völlig unerreichbar. Mich hat er klein gehalten, vernachlässigt, mir gegenüber mit Hilfsbereitschaft, Aufmerksamkeit, Zeit und Geld gegeizt.

Lass´ lieber die Finger von Männern, die dich anfangs wie einen Star behandeln. Und ich verhalte mich seit geraumer Zeit nicht mehr wie ein Star, damit mir sowas nicht mehr passiert.

LG
Annika
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Sabiote555
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 9. Apr 2015 10:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Annika,

Dein gestriger Post hat mich sehr nachdenklich gemacht. Da steckt viel Wahrheit drin für mich. Denn es ist tatsächlich so bei mir, dass ich, wenn ich verliebt bin, mich selbt recht schnell verliere - und dann nur noch mit dem anderen zusammen sein will, irgendwie den Anspruch habe, dass der mich komplett machen soll. Und deswegen geht das nach hinten los - weniger wäre hier mehr.

Und ich war mir dessen nicht mal bewusst. Und das ist bene besonders lsutog, weil ich dir immer geschrieben habe, dass du dir selbst genug sein sollst.

Hm, jetzt übe ich das mit mir selber Shocked . Schaden kann es ja nicht.

Viele Grüße und alles Gute,

Sabiote
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2015 06:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

inzwischen ist seit meinem letzten Beitrag eine ganze Weile vergangen. Das Verhältnis zu meinem besten Freund hat sich mittlerweile sehr gebessert. Wir haben wieder regelmäßig Kontakt und verstehen uns prima.

So ganz wie früher ist es allerdings noch nicht. Er meidet weiterhin Treffen zu zweit und Besuche in der Wohnung. Und behauptet wie eh und je, dass es am Zeitmangel liegt. Seit seinem Umzug vor 3 Monaten arbeitet er noch mehr als jemals zuvor. Eigentlich hat er einen 20-Stunden-Vertrag, ist aber unter der Woche meistens um die 50 Stunden an der Uni und geht auch am WE, Feiertagen, usw. oft dorthin, um zu arbeiten. Sein Professor und die anderen Kollegen sind am WE nie anwesend, er ist dann alleine an der Uni.

Meine Sorgen wegen dem Alkohol sind auch noch vorhanden. Er redet sehr oft über Alkohol, was er alles getrunken hat, was er trinken möchte, fordert andere Leute zum Trinken auf, etc. Fast alles dreht sich um Alkohol. Irgendwie habe ich das Gefühl, er ist am liebsten alleine und sonst nur unter Menschen, wenn er in Gruppen unterwegs ist, damit sein Konsum nicht so stark auffällt. Aber ich weiß nicht, ob ich da was machen kann.

LG
Annika
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Cariote
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2015 12:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Annika,

schön, dass du dich meldest. Ich hab schon manches Mal an dich gedacht. Es freut mich zu hören, ass euer Verhältnis besser geworden ist und es freut mich auch für dich. Trotzdem schade, dass es nicht mehr so ist, wie es war. Aber das kann ja wieder werden.

Mir scheint es so zu sein, dass er vor irgend was wegrennt, er arbeitet viel und wenn er das nicht tut, trinkt er. Daran wirst du nichts ändern können, das muss er selber tun.

Mein Tipp: Hab den Fokus auf den Dingen, die gut laufen und dir dir gefallen - und mach dich frei davon, zu vergleichen, was war und das, was jetzt ist, daran zu messen. Ihr habt euch beide verändert und werdet wieder zueinander finden. Der Trick ist, Frieden mit dem zu machen, was ist und darauf zu vertrauen, dass alles gut wird - und gleichzeitig nicht da eigenen Wohlbefinden davon abhängig zu machen, was irgend jemand macht.

Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche,

herzlich,

Sabiote
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normanthedoorman
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Anmeldungsdatum: 07.06.2015
Beiträge: 401

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2015 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Annika hat Folgendes geschrieben:
Seit ich eine eigene Wohnung habe, ist es zum Glück nicht mehr so schlimm. Meine Mutter betritt meine Wohnung nicht in meiner Abwesenheit (sie hat den Ersatzschlüssel), weil sie in einem anderen Ort in der Nähe lebt und zu faul ist, um alleine mit dem Bus hierher zu fahren (sie hat keinen Führerschein). Ich habe auch bei der Einrichtung meiner Wohnung durchgesetzt, dass hier alles nach meinem Geschmack aussieht und nicht nach ihrem. In den ersten Jahren hier wollte sie mir noch Vorschriften in meiner eigenen Bude machen, aber das habe ich sofort unterbunden.

Es sind nur noch die Anrufe und die Erwartung, dass ich ständig verfügbar bin. Meine Mutter ist Rentnerin. Sie hat zwar gute Freunde, aber wenn sie alleine zu Hause ist, kann sie sich gar nicht mit sich selbst beschäftigen und will dann am liebsten telefonieren. Sie hatte noch nie irgendwelche Hobbys und lebt nur für ihren Haushalt sowie die Familie.

Allerdings muss ich zugeben, dass sie mir auch das bietet, was sie von mir erwartet. Sie ist 7 Tage in der Woche rund um die Uhr erreichbar. Ihr Telefon nimmt sie immer mit: Wenn sie duscht oder badet, steht es im Bad. Wenn sie Wäsche aufhängt, nimmt sie es in den Keller mit. Beim Essen steht es neben dem Geschirr auf dem Tisch. Und beim Fernsehen liegt es auf dem Wohnzimmertisch. Wenn sie sich ins Bett legt, stellt sie das Telefon auf dem Nachttisch ab. Beim Einkaufen hat sie das Handy dabei. Wenn sie außer Haus war und zurückkommt, schaut sie immer zuerst ob jemand auf dem Festnetz angerufen hat, bevor sie irgendwas anderes macht.

Einmal war sie in der Heimat im Urlaub. Meine Eltern haben ein Haus auf dem Land gebaut. Ich erinnere mich daran, wie ich sie mal anrief und die Verbindung sehr schlecht war, ich konnte sie kaum hören. Auf meine Frage nach dem Grund für die schlechte Verbindung meinte sie: "Du, ich bin nicht zu Hause. Ich sitze gerade bei der Nachbarin und trinke mit ihr eine Tasse Kaffee." Hier in Deutschland würden die meisten Leute ihre Festnetztelefone mit Sicherheit nicht ins Nachbarhaus mitnehmen, wenn sie mal für ´ne Stunde außer Haus sind und nichts Wichtiges ansteht. Ich übrigens auch nicht, das fand ich schon gewaltig übertrieben.

Ich erwarte von meiner Mutter keineswegs, dass sie ständig erreichbar ist und mir immer erzählt, wo sie war und warum sie mal nicht ans Telefon gegangen ist. Das habe ich ihr schon x-mal gesagt, aber sie tut es trotzdem. Für sie ist das etwas ganz Natürliches. Einige Sachen habe ich in den letzten paar Monaten durchgesetzt. Bei unseren Telefonaten spricht sie öfters Dinge an, die mich ziemlich anöden. Z. B. will sie öfters wissen, was ich gegessen habe (diese langweilige Frage stellt sie mir fast täglich), was beim letzten Einkauf in meinem Korb gelandet ist, ob ich diese Woche schon die Wäsche gewaschen habe, um wie viel Uhr ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, usw. Sie fragt mich täglich, was alles auf der Arbeit passiert ist. Eigentlich will sie alles über meinen Tagesablauf wissen.

Am Wochenende ruft sie gerne mal abends an, weil sie neugierig ist, ob ich ausgehe (auch das muss ich ihr im Vorfeld sagen - sie reagiert total pissig, wenn ich spontan irgendwelche Leute treffe). Wenn sie mich zu Hause nicht erreicht, klingelt mein Handy. Ich hab´ mich schon dabei erwischt, ihren Anruf abzuwarten und erst danach in die Kneipe zu gehen, um sie im Glauben zu lassen, dass ich zu Hause war. Im ersten Jahr nach meinem Auszug habe ich oft am WE bei ihr übernachtet, weil sie das so wollte, aber das gibt es schon lange nicht mehr. Ich gehe auch nicht mehr jeden Samstag oder Sonntag zwecks Mittagessen zu ihr, sondern nur noch 1-2x im Monat.

Mein Ex-Freund war übrigens Deutscher ohne jeglichen Migrationshintergrund und trotzdem sehr kontrollsüchtig. Gegen ihn bin ich wirklich harmlos. Leider hat diese Beziehung mein Kontrollverhalten verstärkt, weil er einerseits die totale Kontrolle über mich wollte und andererseits mir nicht dasselbe zugestand.


Also zum Einen - soo schlimm finde ich das jetzt gar nicht alles...ja, es kann schon gewaltig nerven...aber andererseits besser, als total uninteressierte Eltern - das ist eben eine liebende Mutter und der kulturelle Hintergrund spielt auch noch eine große Rolle.
Ich denke mal Italiener oder Spanier?
(die streng katholischen stehen den Moslems ja in vielem in nichts nach...)
...und auch dazu muß ich sagen - nicht alles ist schlecht.

Was man heutzutage noch die "deutsche Kultur" nennen kann, gefällt mir in der Hauptsache nämlich gar nicht. Die Entwicklung die sich hier und in ganz Europa abzeichnet, leitet lediglich den eigenen Untergang ein. Kulturell und homogen.

Also laß dich nicht verrückt machen, weder von Muttern, noch von anderen Usern hier - es gibt weitaus schlimmeres, als eine Mutter, die immer für einen da ist und die das dadurch vielleicht auch automatisch für sich selbst in Anspruch nimmt. Was Du an ihr hattest, wird Dir erst auffallen, wenn sie mal nicht mehr da ist...



Lg.N.
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Annika
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Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

@Sabiote: Schön, von dir zu lesen Very Happy . Mir ging es die letzten Monate wirklich bestens. Ich habe mich mit Menschen getroffen, die mir gut tun und auch die Zeit für mich alleine in vollen Zügen genossen. Was meinen besten Freund angeht, sieht es leider nicht mehr so gut aus, aber dazu gleich mehr.

@Norman: Nein, wir sind weder Italiener noch Spanier noch streng gläubig. Meine Mutter ist nicht einfach, aber ich liebe sie trotzdem und sie ist sicherlich nicht die schlechteste Mutter auf Erden Wink .

So, und nun back to Topic. Mein bester Freund und ich hatten letzten Samstag den schlimmsten Streit überhaupt. Ich hätte ihn fast geohrfeigt und konnte gerade noch so im letzten Moment abbremsen. Wir beide und die besagte Freundin waren zusammen auf einem Festival im Ausland. Ich war schon am Freitag anwesend, die Beiden mussten noch arbeiten und sind am Samstag nachgekommen. Wir hatten im Vorfeld zusammen geplant und ich hab´ den Beiden ein Hotelzimmer vorgeschlagen. Sie haben das abgelehnt mit der Begründung, es wäre ihnen zu teuer gewesen. Das habe ich akzeptiert. Weil die Beiden nur einen Tag bleiben wollten, ging ich davon aus, sie würden die Nacht bis zum ersten Zug durchmachen. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich nur für Donnerstag und Freitag ein Zimmer gebucht hätte, weil mir 3 Nächte zu teuer sind und die letzte Nacht durchmachen möchte. Ich ging davon aus, wir würden zu dritt durchmachen.

Nun war es so, dass er Samstag bereits am frühen Morgen dort war. Sie ist einige Stunden später gekommen und ich kurz danach das Hotel verlassen habe. Als ich am Bahnhof stand, war nichts von den Beiden zu sehen. Ich habe ihnen SMS geschrieben. Irgendwann antwortete er mir, er wäre auf dem Markt in der Stadt. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo der Markt war und habe mich durchgefragt. Irgendwann sah ich die Beiden essend auf einer Parkbank sitzen. Ich hätte mir gewünscht, dass er mir vorher geschrieben hätte, wo sie sind und ob ich mich zu ihnen gesellen wollte. Wenn ich mich nicht gemeldet hätte, wären wir uns erst Stunden später auf dem Festival begegnet.

Alkoholtechnisch hat er sich für seine Verhältnisse einigermaßen zurückgehalten. Das Land, in dem wir waren, ist sehr teuer. Außerdem hat er viel Gepäck dabei gehabt und konnte nicht sehr viel mitschleppen. Als wir gemeinsam zum Festivalgelände liefen, erfuhr ich ganz nebenbei, dass er seine Zeltausrüstung mitgebracht hatte und gar nicht plante, die Nacht durchzumachen. Dann meinte ich: "Gut okay, dann machen wir Mädels eben gemeinsam durch." Er: "Nö, sie pennt bei mir im Zelt." Dann bin ich ausgerastet. Sie hatte ihn ein paar Tage vorher gefragt ob er sein Zelt mitnimmt. Er hat das bejaht und dann zugestimmt, als sie ihn fragte, ob sie bei ihm übernachten könne. Er will definitiv nichts von ihr. Sie hat seine Abfuhr damals hingenommen und datet inzwischen andere Männer. Trotzdem hat es mich mächtig gewurmt, dass er sie bei sich schlafen lassen wollte und ich die Nacht in der Kälte ganz alleine durchmachen musste.

Ich habe ihn richtig zusammengeschis.sen und wollte wissen, warum er mir nicht seine Pläne schon vor dem Festival verraten hatte. Meine Freunde wissen ganz genau, dass ich ausschließlich dann Nächte durchmache, wenn andere dabei sind und niemals alleine. Dann hätte ich auch Schlafsack und Isomatte mitgebracht. Er wurde daraufhin sehr böse und hat mir diverse Vorwürfe gemacht... ich würde ständig klammern und ihn kontrollieren, alles von ihm abhängig machen und hätte seit der letzten Aktion überhaupt nichts dazugelernt. Das ist sicher nicht wahr, weil ich in letzter Zeit viel mehr Kontakt mit anderen Freunden hatte und gar nicht auf ihn fixiert war. Aber ich erwarte im Umgang mit meinen Freunden ein gewisses Maß an Ehrlichkeit. Ist das denn so viel verlangt? Es hat mich sehr verletzt als er meinte, ich würde unsere Freundschaft total überbewerten und ihm hätte das alles nie so viel bedeutet wie mir. Früher hat er mir immer wieder gesagt, dass ich seine mit Abstand beste Freundin sei. Im März meinte er noch, dass ich abgesehen von seinen Eltern das Liebste sei, was er habe. Und jetzt behauptet er ich müsse mich nicht wundern, wenn ausschließlich er bestimmt, ob, wann, wie oft und wie lange wir uns treffen, weil ich immer so rumstresse. Tja, aber warum stresse ich so rum? Weil er mich immer wieder belügt und Geheimnisse aus Dingen macht, die eigentlich nicht der Rede wert sind.

Als wir uns beruhigt haben, gab es - mal wieder - eine längere Aussprache. Er lud mich auf einen Drink ein, später standen wir ein Weilchen aneinander gekuschelt an einer Treppe. Am nächsten Tag fuhren wir einen Teil der Reise gemeinsam zurück in die Heimat und verstanden uns bestens.

Und jetzt hat er schon wieder eine komische Aktion gebracht. Am Samstag habe ich ihn gefragt ob er Lust hätte, im Oktober nach England zu fliegen, wenn unsere Lieblingsband dort spielt. Antwort: "Auf jeden Fall habe ich das, habe schon nach Billigflügen geschaut. Sieht nicht schlecht aus. Muss aber noch warten, ob mein Urlaub genehmigt wird, bevor ich mit der Planung beginnen kann." Ich habe ihm gesagt, dass ich auf jeden Fall dabei bin, ganz egal wer sonst noch mitkommt.
Gerade eben schreibt er in einem öffentlichen Forum einen Beitrag an einen anderen User, der in etwa so lautet: "Bist du im Oktober auch in England? Ich musste letzte Woche spontan an dich denken als ich meine Flüge gebucht hatte." Warum erzählt er mir am Samstag, dass er noch nicht planen kann, bevor sein Urlaubsantrag genehmigt wurde und verschweigt mir, dass er seine Flüge schon gebucht hat? Mir ist klar was er sagt, wenn ich ihn darauf ansprechen würde: Ich klammere, habe zu hohe Erwartungen, bin kontrollsüchtig, usw. Ganz besonders heftig fand ich seine Bemerkung am Samstag: "Vielleicht bin ich ja ein Arschloch geworden. Kannst dich gerne von mir distanzieren, wenn du willst." Daraufhin ist mir fast die Hand ausgerutscht.

Was soll das? Liegt es am Alkohol oder hat er einfach keinen Bock mehr auf mich? Oder spielt vielleicht etwas ganz anderes eine Rolle, z. B. eine Depression? Unsere gemeinsame Freundin hat mir am Samstag anvertraut, dass ihr bisweilen komisches Verhalten eine Folge ihrer Depressionen ist. Sie hat schon mehrmals versucht, sich umzubringen und ist seit über 10 Jahren in Behandlung.
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Cariote
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2015 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Annika,

schön, von dir zu hören.

Deinen Beitrag habe ich aufmerksam gelesen und möchte meine Antwort vorweg nehmen. Ja, ich finde, du klammerst.

Ich sehe ja die Sitaution von außen und meine es wirklich lieb mit dir - und möchte gerne, dass du nicht mehr so leidest unter der Situation. Ich kann deinen Freund verstehen, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt, wenn du deine Pläne von seinen abhängig machst, zum Beispiel durchmachen usw.

Du ahnst nicht, wie unsere unbewusste Haltung andere unter Druck setzt, sie spüren das. Mein Tipp: Sei dir selber genug, entscheide selber, was du wann machst, angefangen von durchgemachten Nächten bis hin zu Festivalbesuchen. Plane Unterkunft und alles weitere nur für dich - und habe keine Erwartungshaltung ihm gegenüber.

Erwarte nicht, dass sie ihre Mahlzeiten oder Parkbankpicknicks mit dir planen, misch dich nicht ein, wer mit wem in welchem Zelt schläft. Lass es einfach los. Nach außen und vor allem innerlich. Mach dir keinen Kopf, verlass dich einfach darauf, dass sich alles wieder einrenkt. Nochmal: Lass es los.

Gerade bist du sehr fixiert auf äußerliche Symptome eurer Freundschaft. Dir sagt er, er wisse noch nicht, ob er nach England kann, einem anderen Freund verrät er, er habe schon Flüge gebucht. Du denkst, dass er dich belogen hat. Vielleicht hat er das, vielleicht nicht - vielleicht hat er seinen Freund belogen, vielleicht ist nichts wahr! Who cares? Lass es einfach sein.

Es ist völlig okay, dass du dir was anderes wünschst und ich kann deine Position durchaus verstehen, wir sind uns da nicht unähnlich. Deinen Verhalten liegt ein Angst zugrunde, eigentlich abgelehnt zu werden. Angst vor etwas, ist ein starker Magnet und du wirst anziehen, was du befürchtest. Die Angst los zu werdem dafür gibt es verschiedene Wege. Du kannst sie konfrontieren und aushalten, dann verschwindet sie. Du kannst dir deinen Selbstwert klar machen und üben, dass es dir egal ist. Im Moment, so mein Eindruck, klammerst du einfach innerlich viel zu viel. Du denkst, andere bekommen das nicht mit? Falsch gedacht, sie spüren das und wenden sich innerlich ab.

Mein bester Tipp, den ich dir oben schon gegeben habe ist und bleibt: sei dir selber genug, lieb dich so, wie du bist, mit allen guten und schlechten Seiten und erwarte nichts. Und dann wirst du sehen, wie sich die Situation auflöst.

Dein bester Freund hat dich gerne, davon bin ich überzeugt. Bist du es noch? Kannst du es glauben? Das wäre ein wichiger Hinweis, warum du so klammerst. Du kannst niemanden zu etwas zwingen, doch du kannst an dir arbeiten, dich selber mögen, dir selbst genug sein. Und dann passieren Wunder.

Hoffentlich kannst du mit meinem Text was anfangen. Möglicherweise macht er dich wütend oder du denkst vielleicht, ich habe das Problem nicht verstanden? Annika, ich habe verstanden und alles, was ich dir schreibe, habe ich selbst probiert. Ausgelöst wurde mein Prozess durch eine durchaus vergleichbare Situation, ich bin fast verzweifelt daran. Und dann bin ich dran gewachsen und kann heute aus voller Überzeugung sagen: Du kannst deine Freundschaft mit ihm genau so haben, wie du möchtest. Du musst es nur glauben und dir selbst genug sein. Wenn du es nicht glauben kannst, dann kannst du das ändern, das ist der Schlüssel zu allem, glauben/Glaube (er versetzt letzlich Berge). Eine Glaubensüberzeugung ist nur ein Gedanke, den wir oft genug gedacht haben. Denk also nicht daran, was du nicht willst, vielmehr daran, was du willst. Und dann verschwinden die Ängste und Sorgen von selbst. Live from the end!

Herzlich,

Sabiote
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Annika
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2015
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2015 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Sabiote,

danke für deinen ausführlichen Beitrag. Dann nehme ich mir natürlich gerne die Zeit, um auf die einzelnen Punkte zu antworten.

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Du ahnst nicht, wie unsere unbewusste Haltung andere unter Druck setzt, sie spüren das. Mein Tipp: Sei dir selber genug, entscheide selber, was du wann machst, angefangen von durchgemachten Nächten bis hin zu Festivalbesuchen. Plane Unterkunft und alles weitere nur für dich - und habe keine Erwartungshaltung ihm gegenüber.


Ich hatte mein Ticket für das letzte Festival schon gekauft, als ich noch gar nicht wusste, ob er überhaupt hinfährt und meine Anwesenheit nicht von ihm abhängig gemacht. Welche Konzerte und Festivals ich besuche, mache ich in erster Linie vom musikalischen Programm abhängig. Ich habe aber große Probleme, wenn ich merke, dass Freunde von mir gemeinsam die Anreise, Unterkunft, usw. planen und mich bewusst ausgrenzen. Dann kommt in mir die Eifersucht hoch.

Kannst du nicht verstehen, dass mich das verletzt? Stell´ dir mal vor, du wärst in der folgenden Situation: Du fährst auf ein Festival und gibst eine große Summe Geld für ein Hotelzimmer aus. Vor Ort erfährst du, dass dein Freundeskreis sich in einer Ferienwohnung eingenistet hat. Die anderen Leute bezahlen nicht nur viel weniger als du, sondern verbringen auch wesentlich mehr Zeit miteinander in der Gruppe, während du außen vor bleibst. Würde dich das wirklich kalt lassen?

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Gerade bist du sehr fixiert auf äußerliche Symptome eurer Freundschaft..


Ja. Ich hatte mit ihm schon mehrere Aussprachen und dachte, wir wären wieder auf einem guten Weg. Wenn ich mich mit jemandem ausspreche, dann mache ich das mit dem Ziel, ihm wieder näher zu kommen. Und wenn derjenige trotzdem auf Distanz bleibt, bin ich erst Recht enttäuscht. Dann frage ich mich, warum ich mir so viel Mühe gegeben habe, wenn es doch nichts bringt.

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Deinen Verhalten liegt ein Angst zugrunde, eigentlich abgelehnt zu werden.


Jein. Bei diesem Mann spüre ich keine so starke Verlustangst wie früher bei anderen Leuten. Aber ich habe Angst, dass wir uns nicht mehr so nah stehen und irgendwann nur noch oberflächliche Bekannte sind. Ich will weiterhin eine enge Freundin für ihn sein und keine oberflächliche Festivalbekanntschaft.

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Mein bester Tipp, den ich dir oben schon gegeben habe ist und bleibt: sei dir selber genug, lieb dich so, wie du bist, mit allen guten und schlechten Seiten und erwarte nichts. Und dann wirst du sehen, wie sich die Situation auflöst.


Ich mag mich selbst wirklich sehr gerne und akzeptiere meine Macken ohne Wenn und Aber. Es fällt mir jedoch schwer, nichts zu erwarten. Ich habe ein großes Problem mit Erwartungen, seit ich denken kann und finde kein Rezept dagegen. Ich verfalle immer wieder in die gleiche dumme Lage und bekomme Probleme.

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Dein bester Freund hat dich gerne, davon bin ich überzeugt. Bist du es noch? Kannst du es glauben?


Ja, auf jeden Fall. Wenn er einen Menschen nicht mag, dann redet er generell nicht mit ihm.

Cariote hat Folgendes geschrieben:
Du kannst deine Freundschaft mit ihm genau so haben, wie du möchtest. Du musst es nur glauben und dir selbst genug sein. Wenn du es nicht glauben kannst, dann kannst du das ändern, das ist der Schlüssel zu allem, glauben/Glaube (er versetzt letzlich Berge). Eine Glaubensüberzeugung ist nur ein Gedanke, den wir oft genug gedacht haben.


Ich weiß... immer schön positiv denken. Hat in letzter Zeit auch super geklappt - bis Samstag zumindest. Ich bin immer noch zu abhängig von der Bestätigung durch andere Menschen, wenn auch bei weitem nicht mehr so sehr wie früher.

LG
Annika
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