Baclofen gegen Alkoholismus

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nebukadnezar
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2016 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hi dachserl,

Elontril liest sich ja furchtbar, nicht nur wegen der Drucktinte und Schellack darin, aber mal ne Frage:

Wie lange hat deine Freundin die denn nehmen müssen, bis die Kippein der Schachtel blieb?

sry f ot

LG N
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DieDächsin
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Anmeldungsdatum: 21.03.2016
Beiträge: 335

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2016 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

hey nebu,
also ganz genau da müsst ich sie jetzt fragen, aber es ging schnell, ich glaub nur ein paar Wochen. Sie hat gesagt das sie einfach kein Bedürfnis mehr danach hat, selbst ihr freund konnte neben ihr rauchen, bei ihr war einfach die "lust" auf ne kippe weg.
Aber ich kann sie fragen wie lang es genau war...
lg L.

ot: bin aufm weg zum Neurologen für medi und mrt; der Checkt auch gleich meine hws bezüglich Bandscheibe.
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2016 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

Danke! Werde mal meine Ärztin morgen danach ausfragen!

...alles Gute beim Doc!

LG N
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gast1225
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Anmeldungsdatum: 23.05.2015
Beiträge: 79

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2016 22:38    Titel: Antworten mit Zitat

Mal ein paar Fragen zum Baclofen. Wie das Baclofen wirkt ist mir schon klar.
Man nimmt jetzt an, ein Alkoholiker nimmt schon seit einigen Jahren Baclofen egal jetzt was für eine Dosis, aber dank Baclofen ist er trocken und führt ein unbeschwertes Leben ohne Craving und Entzugssymptome. Was würde passieren wenn das Baclofen sprich. ärztlich immer abdosiert wird und irgendwann komplett eingestellt wird?

Ist dann das sog. Suchtgedächnis wieder rückgängig umprogrammiert ( gelöscht) wurden sprich. wie vor der Suchterkrankung ( der Hormanhaushalt wieder repariert ) und der Alkoholiker kann dann problemlos wieder gemäßigt Alkohol trinken ohne das die Sucht rebelliert?
Oder sollte man das Baclofen für den rest des Lebens nehmen, wenn man auf der sicheren Seite liegen möchte?


Gruß
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 01:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Gast
das hängt vom Ausmaß der Toleranz und/oder dem "Rezeptorstatus" vor Beginn des Konsums ab.

Der GABA-A-Rezeptor, der indirekt an vielen Süchten beteiligt ist, ist "G-Protein.gekoppelt". Solche Rezeptoren können bei dauerhafter Überstimulation "degenerieren", also funktionsuntüchtig werden. Bei manchen Menschen kann von Geburt an aus "epigenetischer Ursache" die GABA-Aktivität grundsätzlich vermindert sein - mit der Folge von Neigung zu Angststörungen und/oder Depression (und dann natürlich Substanzgebrauch!).

Es kann also sein, dass nach dem Entzug der Substanz auch nach vielen Jahren die körpereigene GABA-Aktivität für ein inneres Gleichgewicht zumindest in Stresssituationen (wieder) nicht ausreicht.

In solchen Fällen kann es notwendig sein, Baclofen entsprechend lange zu nehmen. Grundsätzlich ist das kein Problem, in der Neurologie wid Baclofen seit Jahrzehnten als "Lifetime"-Medkament eingesetzt.

Etwa 20% der Anwender setzten in Frankreich bei einer 5-jährigen Beobachtungsdauer Baclofen irgendwann ab. Tritt dann erneut Craving auf oder kommt es zu einem unkontrollierten Trinkereignis, genügt es, wieder auf die letzte wirksame Dosis zu steigern. In dieser Phase wird Baclofen gelegentlich auch als "Bedarfsmediktion" benutzt.

Ob es tatsächlich ein "Suchtgedächtnis" gibt oder ob das eine Art "Hilfskonstruktion" für das Krankheitsmodell ist, ist noch nicht so ganzz klar.

Da diagnostizierten Alkoholikern auch ohne spezifische Behandlung in überraschend großer Zahl die Rückkehr zu einem unbedenklichen Trinkverhalten bzw "symptomfreien Risikokonsum" gelingt, ist die Übertragung der Ergebnisse von kurzlebigen Versuchstieren auf den Menschen nicht ohne weiteres zulässig.

Die selben Wissenschaftler, die behaupten, das "Suchtgedächtnis" identifiziert zu haben, sind Patentinhaber einer Methode, dieses wieder zu löschen...

Ich habe sowohl Patienten, die Baclofen nach Erreichen einer stabilen Abstinenz abgesetzt haben, als auch solche, die lieber die Einnahme in niedriger Dosis fortsetzen als auch nur den Hauch eines Rückfalls zu riskieren.

Ich persönlich gehe davon aus, dass es für den "Kontrollverlust" eine individuell unterschiedliche Trinkmenge und -frequenz gibt. Wird diese nicht überschritten, passiert nichts.

Jeder muss selbst entscheiden, ob der Genuss eines Abendessens oder mehr als Anstoßen bei einer Feier das Risiko eines Rückfalls rechtfertigt.

Die NIAAA der USA (National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism) hat festgestellt, dass ca 35% der Alkoholiker zu einem "medizinisch unbedenklichen Alkoholkonsum" in Lauf der Zeit zurückkehren, genausoviele wie abstinent leben

LG

Praxx
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MissElly
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Anmeldungsdatum: 05.01.2012
Beiträge: 427

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 02:13    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß, hier in diesem thread geht es um Baclofen im Einsatz bei Alkoholabhängigkeit. Aber da hier gerade aktuell über Baclofen geschrieben wird stell ich meine Frage trotzdem hier auch wenn sie evtl. etwas ot ist.

Ich meine mich zu erinnern, dass du praxx auch schon mal etwas zu Baclofen bei Kokain bzw. Amphetaminabhängigkeit geschrieben hast.
Hast du da persönlich Erfahrung mit bei Patienten, im speziellen Amphetamin, und wenn ja wie sind diese?

LG Missy
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DieDächsin
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 21.03.2016
Beiträge: 335

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

hey nebu,
hast du deine Ärztin mal auf elontril angesprochen? Mein Neurologe wills mir gegen fatigue nicht verschreiben, glaube selbst dafür hat es keine Zulassung.
Würde mich interessieren was man dir dazu gesagt hat...
lg L.
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Lillian
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Mitbewohner bekommt seit kurzer Zeit Elontril und es schlägt angeblich schon an.
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Marle
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Praxx,
Zitat:
Ich persönlich gehe davon aus, dass es für den "Kontrollverlust" eine individuell unterschiedliche Trinkmenge und -frequenz gibt. Wird diese nicht überschritten, passiert nichts.

Dasselbe habe ich über Jahre beobachtet. Es ist schon irgendwie erstaunlich. Wenn Leute ihre individuelle Konsummenge, die noch einen Trinkstop zuließ, nicht überschritten haben, dann waren das meist nur vereinzelte Rückfälle.
Wurde diese Menge aber überschritten, dann führte es binnen weniger Tage zum völlig Kontrollverlust.

LG
Marle
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2016 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Missy,

für Kokain ist die Wirkung von Baclofen schon einducksvoll im PET-CT demonstriert worden.
Ich habe in Einzelfällen Baclofen auch bei Amfetamin- und Kokainbhängigkeit erfolgreich eingesetzt, eine Kollegin aus Gießen hat größere Erfahrungen damit.
Baclofen wirkt definitiv auch bei Amphetamin- und Kokainabhängigkeit sehr gut - und auch bei Crystal Meth!
Trotz der Riesenprobleme mit Methamfetamin gibt es noch keine Studie dazu - niemand scheint ein Interesse daran zu haben, die bisher erbärmlichen Therapieergebnisse zu verbessern, niemand wagt den Einsatz von Baclofen...

LG

Praxx
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MissElly
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 05.01.2012
Beiträge: 427

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2016 02:03    Titel: Antworten mit Zitat

Dank dir für die Antwort Praxx!

Was mich noch interessieren würde. Was waren denn die ausschlaggbenden Kriterien für die Therapie mit Baclofen bei deinen Patienten mit Amphetaminabhängigkeit? Du schriebst du hast es in dort Einzelfällen eingsetzt. Waren bei diesen Patienten andere Therapiemöglichkeiten erfolglos ausgeschöpft? Wann macht es deiner Meinung nach Sinn oder ab wann lohnt es sich bei Amphetaminabhängigkeit einen Versuch mit Baclofen zu starten?
Frage aus persönlichen Interesse bzw. da ich selber betroffen bin.

Grüße Missy
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2016 07:35    Titel: Antworten mit Zitat

DieDächsin hat Folgendes geschrieben:
hey nebu,
hast du deine Ärztin mal auf elontril angesprochen? Mein Neurologe wills mir gegen fatigue nicht verschreiben, glaube selbst dafür hat es keine Zulassung.
Würde mich interessieren was man dir dazu gesagt hat...
lg L.


Hi dachserl,

grundsätzlich würde meine Ärztin es mir verschreiben, allerdings würde sie ( fast) alles verschreiben, wenn ich sie darum bitte. Allerdings schränkte sie ein, dass sie im Zusammenhang mit Rauchentwöhnung und Elontril nicht nur gute Erfahrungen gemacht hat. Bei Patienten mit meinem Rauchverhalten hatte das Medikament keinen Erfolg, darüberhinaus erzählte sie mir von NW bei diesen Patienten, die ich nicht riskieren möchte. Das ging von Schlafstörungen, Panickattacken über anhaltenden Durchfall und Hautirritationen bis starkem Zittern der Hände.
Das muss bei mir natürlich bei mir nicht passieren, aber riskieren möchte ich´s auch nicht.
Ich muss wohl auch erstmal meine Einstellung zum Rauchen ändern. Auf der einen Seite will ich aufhören, andererseits rauche ich sehr gern Evil or Very Mad Der ewige Zwiespalt in meinem Leben, Dinge gern zu tun , die man besser lassen sollte. Idea Rolling Eyes Wink

Ich wünsche dir einen schönen Start in ein hoffentlich dienstfreies WE!

LG N
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2016 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

@missy
Ich biete eigentlich allen entzugswilligen AMP Konsumenten Baclofen an. Denen zeige ich den Film von Anne Rose Childress und erkläre ihnen, wie das funktioniert. Leider muss ich dafür Geld verlangen, das schreckt wohl ab...
Vielen ist das zu experimentell

LG

Praxx
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MissElly
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Anmeldungsdatum: 05.01.2012
Beiträge: 427

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2016 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde mich wenn ich die Möglichkeit hätte auf jedenfall auf einen Versuch einlassen. Zahlen würde ich auch.
Allerdings habe ich hier überhaupt das erstmal davon gehört,dass es diese Option gibt. Gibt wahrscheinlich nur wenig Kollegen die das anbieten?
Kannst du mir da irgendwie weiterhelfen,wie finde ich da jemanden?Wie ist die Versorgung denn da deutschlandweit. Ich würde mich da gerne mal zumindestens genauer beraten lassen was diese Therapieoption betrifft.

Liebe Grüße Missy
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Nov 2016 00:11    Titel: Antworten mit Zitat

Die meisten Baclofen-Verschreiber behandeln nur Alkoholiker, weil da genaue Leitlinien verfügbar sind. Die Behandlung von Stimulanzienabhängigkeit mit Baclofen sehen viele als Risiko.
In den Anwenderforen (googlen!) gibt es Arztadressen, da musst du im Einzelfall dann nachfragen

LG

Praxx
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