Suche Leute, die die trockene Seite kennen. Lohnt es sich?

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loriel77
Anfänger


Anmeldungsdatum: 04.03.2011
Beiträge: 18

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2011 12:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Maya,
vielen Dank für deine Gedanken! Du hast völlig Recht und ich find's gut, dass du mir das nochmal bewusst gemacht hast: wenn man als Mensch, der nicht mit Alkohol umgehen kann drauf ist, erreicht man zunächst völligen Stillstand und dann Rückschritte, was seine Persönlichkeit angeht. Man sitzt in der Bude, froh, es noch eben zum Supermarkt geschafft zu haben ohne durchzudrehen und trinkt sich eben einen. Stumpfsinn. Und auch ich merke, dass ich mich in meinem derzeitigen abstinenten Leben auf einigen Ebenen weiterentwickle, was mir mit Alk nie gelungen wäre. Das ist auch gut!

Aber eben der Alltag, das Wochenende, der Feierabend, wo man eben auch mal so eine Art Stumpfsinn möchte, d.h. abschalten, eben nicht hellwach und fit sein, sondern benebelt, in Watte gepackt, selig benommen. Du verstehst bestimmt, was ich meine, Maya. Da fällts mir schwer, nüchtern rauszugehen oder auf ein Konzert. Entweder man muss die versoffenen Menschen um sich herum ertragen - damit meine ich jetzt nicht meine Freunde - und/oder man langweilt sich schlichtweg. "Ach schön, ein Konzert, ganz nett, und jetzt gehe ich wieder nach Hause..."

Mit Alkohol passierte irgendwie immer etwas, man erlebte Abenteuer. Und selbst besoffen zu arbeiten, wie ich es oft getan habe, stellte eine Herausforderung dar. Ich will nicht sagen, dass mein Leben langweilig ist, aber ich habe noch nicht so recht gefunden, mit was ich mich jetzt pushen soll. Klar bin ich dankbar und froh, jetzt fit zu sein und einen klaren Kopf zu haben, aber vielleicht geht es manchmal auch einfach nur um Grenzüberschreitungen oder so, die jetzt nicht mehr stattfinden.

Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt, ich lerne jeden Tag dazu, nehme seit einer kurzen Zeit Campral, was mein Alk-Verlangen bockieren soll, da an Antabus ja jetzt relativ schwierig dranzukommen ist. Und bin fast schon froh, dass ich jedes Wochenende arbeiten muss, so erübrigt sich das mit dem Rausgehen ohnehin...Im Moment wohl ganz gut so.

Ich hoffe, ich konnte dir meine Gedanken ein bisschen verständlich machen und vielleicht hören wir ja nochmal voneinander. Schönes Wochenende allen
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Saufnix
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 21.08.2011
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2011 20:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo loriel77 und alle anderen

bin neu im Forum.
Meine (kurze) Geschichte: Trinke seit 25 Jahren mäßig aber regelmäßig ( Embarassed ) Alkohl, dann vor ca 1,5 Jahren kamen Stress und Mobbing im Beruf dazu und aus trinken wurde (frust - ) saufen. Bin seit 6 1/2 Monaten trocken und jetzt in ambulanter Therapie.

Ich kann das hier gelesene bestätigen. Der Suchtdruck ist da Crying or Very sad
Der Suchtdruck nimmt zwar mit der Zeit ab aber ...
Zuerst war alles neu (die Abstinenz) und der Wille zu kämpfen groß.
Jetzt kommt die Zeit in der alles alltäglich wird (scheinbar) Rolling Eyes
Und die Gefahr ist nicht aufzupassen steigt. Ich muß mir immernoch deutlich machen was Suchtdruck ist, denn manchmal kommt er schleichend. Wenn der Suchtdruck stark ist, ist er zwar leicht zu erkennen aber schwerer auszuhalten Evil or Very Mad

Also kämpfen UND aufpassen ... garnicht so leicht Crying or Very sad

Aber ich binn ja erst kurze Zeit in Therapie (2,5 Monate) und hoffe auf Besserung.
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Undine
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 10.09.2011
Beiträge: 85

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2011 11:36    Titel: Wie geht es dir? Antworten mit Zitat

Hallo Loriel, wie geht es dir? Ich habe die gleichen Schwierigkeiten wie dur, denke auch, es müsste doch möglich sein, nur zu gewissen Anlassen etwas zu trinken. Allein auskommunikativen Gründen. Ich bin neu hier, suche auch Hilfe.
lg Undine
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unverstanden
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 26.06.2010
Beiträge: 77

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2011 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo loriel77!

Ich bin zwar keine trockene Alkoholikerin, aber ich trinke trotzdem nun schon seit 8 Jahre keinen Alkohol. Weder zu besonderen Anlässen, noch wenn ich mal mit Freunden weggehe oder sonstwas. Ich esse auch nichts, wo Alkohol drin ist (schmeckt ja auch nicht).

Ich finde das alles recht normal und ich verpasse auch nichts. Ich mein, was ist schon schön daran? Ich finds eher furchtbar durch Alkohol beeinflusst zu werden. Kontrollverlust, Beeinflussung des eigenen Willens, kein Auto fahren und es bedeutet in dem Moment für Freunde und Verwandte nicht da sein zu können. Mir bedeutet es viel zu wissen, dass ich jederzeit ins Auto steigen kann um Menschen, die mir viel bedeuten helfen zu können, für sie in Notfällen dasein zu können. Es kam auch schon vor. Da ging es meiner Mutti furchtbar schlecht und wir (meine Schwester und ich) haben sie zu uns geholt.

Ich finde allgemein den Konsum von bewusstseinsverändernden Substanzen als "einschränkend". Ich bin überzeugt, dass ich nur durch Abstinenz wirklich frei sein kann. Mh, ob diese Sichtweise dir irgendwie weiterhelfen kann, weiß ich nicht, aber ein Versuch ist es wert...

LG unverstanden
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damaLSDicht
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 17.10.2011
Beiträge: 27

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2011 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, loriel77,

ich kann sehr gut nachempfinden, was Du meinst. Bin jetzt seit 16 Jahren und genau 7 Monaten trocken, hatte also genug Zeit, mir über Alk und alle damit zusammen hängenden Faktoren Gedanken zu machen. Sprüche wie "Man kann auch ohne Alkohol lustig sein" verlieren spätestens auf Festivitäten jedwelcher Art ihre Gültigkeit. Wenn sie dann noch von Leuten kommen, die selber Alk trinken - was ja meistens der Fall ist -, kann ich nur müde lächeln.

Wenn ich mal auf einer Feier zu Gast bin, bleibt mir ab einem bestimmten Zeitpunkt/Promillepegel der anderen Gäste nichts anderes übrig, als zu beobachten und zuzuhören. Normale Unterhaltungen oder Humor auf gleichem Level sind dann einfach nicht mehr möglich. Natürlich kann man sich - ausgestattet mit Sarkasmus und Ironie - einen Spaß daraus machen, die unterschiedlichsten Ausfallerscheinungen zu betrachten und für sich selber zu kommentieren, nur wird auch diese unfreiwillige Commedy irgendwann langweilig. Ganz besonders dann, wenn man sich mit keinem anderen Nüchternen darüber austauschen kann.

Ich würde mich selber belügen, behauptete ich, dass ich nicht auch jetzt noch hin und wieder Bock darauf hätte, mir so richtig schön die Kante zu geben. Selbstverständlich will ich trocken bleiben, aber nicht etwa, weil der zutiefst empfundene Wunsch dahinter steckt, das harte Leben permanent ungefiltert zu ertragen, sondern weil ich noch ein paar Jahre fit durch´s Leben gehen will. Es ist also eine rein logische Entscheidung. Fragt mich jemand, ob er mich erschießen soll, sage ich schließlich auch nein.

Es verhält sich dabei doch wie mit eigentlich allen anderen Dingen im Leben auch: Man muss immer irgendwelche Kompromisse eingehen. Und genau deshalb halte ich die in Therapien und Selbsthilfegruppen oftmals propagierten Inhalte für nichts weiter als Dogmen und Selbstbetrug. Man legt gesteigerten Wert darauf, dass gesagt wird:"Ich WILL nicht mehr trinken!" - "Ich DARF" gilt nicht. Das muss man schön nachplappern, weil das Therapieziel ansonsten in Frage gestellt ist.

Bei einer Sache haben die Therapeuten und Ärzte allerdings Recht: Ein kontrolliertes Trinken ist für einen Alki nicht drin. Warum sollte auch plötzlich funktionieren, was beim ersten Versuch voll in die Hose gegangen ist...?!

Gruß, Mr. Niceguy
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Kadaver
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 22.06.2011
Beiträge: 39

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2011 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hey damaLSDicht,
ich finde es gut was du schreibst. Man wird sich wohl damit abfinden müssen, das man nicht nüchtern „saufen gehen“ kann mit anderen Leuten.
Man muss sich Leute suchen die auch nüchtern Dinge tun und Hobbys haben.
Ich glaube kaum, das Loriell überhaupt noch antworten wird...
Güße, Kadaver
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Saufnix
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 21.08.2011
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2011 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

das hast du sehr schön gesagt damaLSDicht

Man legt gesteigerten Wert darauf, dass gesagt wird:"Ich WILL nicht mehr trinken!" - "Ich DARF" gilt nicht. Das muss man schön nachplappern, weil das Therapieziel ansonsten in Frage gestellt ist.

Ich denke genau das ist das Problem:
Ich will trinken, habe mich aber entschlossen nicht zu trinken (Darf nicht)
Wenn ich nicht trinken wollte hätte ich ja kein Problem mit dem Alkohl.
Nicht andere trinken für mich.
Sie verführen mich nicht (oder nicht mehr)zum trinken.
Ich tue es !
Und ich will es !
Es ist ein schönes Gefühl! Embarassed

Nur der nächste Tag .. hmmmm...
Und wegen alldem, was an negativen Sachen nach dem Alkohl komm darf (will) ich nicht mehr trinken.

Gruß Saufnix

Muß morgen arbeiten darum sauf ich nix Twisted Evil
(ich brauche einen Grund nix zu trinken, denn jetzt könnt ich mir gut einen auf die Lampe gießen... Rolling Eyes )
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Kadaver
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 22.06.2011
Beiträge: 39

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2011 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist vielleicht die ersten 1-2-mal nach dem ersten Rückfall noch sowas wie eine Euphorie vorhanden. Danach ist das Trinken bei mir nur noch hektisch und es stellt sich gar keine Befriedigung mehr ein. Ekel, Koma, Unruhe, nichts mehr essen können und scheiße bauen.
Danach dann das schlechte Gewissen und sofort weitertrinken, nichts mehr auf die Reihe kriegen, kein Geld...

Deshalb will ich auch nichts mehr trinken, nur das Unterbewusstsein fragt trotzdem immer wieder mal danach. Ich will nur manchmal etwas trinken, wenn ich mich an die schönen Momente erinnere. Aber wenn ich den Gedanken weiterspinne hat sich das zum Glück meist erledigt mit dem Suchtdruck.

Zum Thema: die trockene Seite lohnt sich auf jeden Fall, es geht einem natürlich nicht ausschließlich gut und das Leben ist nicht immer leicht. Verglichen mit der Endphase des Alkoholismus ist es aber die bessere Wahl.

Es geht den Therapeuten oft darum, das Patienten Verhalten imitieren und das Leben anderer nachleben. Weigert man sich dies zu tun, so wird man entweder als Simulant hingestellt oder als Therapieverweigerer. Ohne Therapie liegt die Rückfallquote bei 95%( gestern gelesen), das hat in meinen Augen damit zu tun das die Therapieleute bereit sind alles für ihre Abstinenz zu tun. Das ist aber bloß meine Meinung.

Grüße Kadaver
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damaLSDicht
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 17.10.2011
Beiträge: 27

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2011 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Kadaver hat Folgendes geschrieben:

1. Zum Thema: die trockene Seite lohnt sich auf jeden Fall, es geht einem natürlich nicht ausschließlich gut und das Leben ist nicht immer leicht. Verglichen mit der Endphase des Alkoholismus ist es aber die bessere Wahl.

2. Es geht den Therapeuten oft darum, das Patienten Verhalten imitieren und das Leben anderer nachleben. Weigert man sich dies zu tun, so wird man entweder als Simulant hingestellt oder als Therapieverweigerer. Ohne Therapie liegt die Rückfallquote bei 95%( gestern gelesen), das hat in meinen Augen damit zu tun das die Therapieleute bereit sind alles für ihre Abstinenz zu tun. Das ist aber bloß meine Meinung.


zu 1.) Kann ich 100%ig unterschreiben. Nur habe ich den unschätzbaren Vorteil, mich damals wirklich fast zu Tode gesoffen zu haben. Ich war ein absolutes Wrack, körperlich so dermaßen am Ende, dass ich selbst bei der legalen Droge Alk ein Beschaffungsproblem hatte, weil ich so entkräftet gewesen bin, dass ich den Stoff nicht mehr nach Hause tragen konnte.

zu 2.) Ebenfalls volle Zustimmung. Staatlich geförderte/finanzierte Therapie-Einrichtungen haben nicht nur die Auflage, die Patienten gut drauf zu bringen. Irgendwie muss sich die Sache ja auch rechnen. Der Patient soll auch wieder "auf Linie gebracht" werden und als funktionstüchtiges Rädchen in eine mehr oder weniger funktionierende Gesellschaft eingegliedert werden.

Nicht umsonst ist von einem ach so erstrebenswerten, gut durchstrukturierten Alltag die Rede. Für wahre Freigeister ist da kein Platz. Im Nachhinein bin ich froh darüber, dass mir eine Alk-Therapie verweigert worden ist. So konnte ich mir meine eigenen Strategien aufbauen.

Gruß, MNG
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