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Darky Anfänger
Anmeldungsdatum: 15.11.2011 Beiträge: 3
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Verfasst am: 15. Nov 2011 17:35 Titel: Alkoholabhängiger Cousin - wie verhalten? |
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Hallo zusammen,
ich habe mich hier angemeldet, da mein jüngerer Cousin (Mitte 20) seit ca. einem Jahr alkoholabhängig ist.
Er hat damals einmal seinen Job verloren, weil er einfach nicht nur Arbeit gegangen ist. Jetzt ist sein zweiter Job wieder in der Schwebe, weil er unerlaubt zu Hause geblieben ist.
Seiner Freundin hat er gesagt, er müsste Überstunden abbummeln und dann ist er in die Stadt gefahren und hat morgens schon Wodka getrunken.
Das ist schlimm, da er auch einen ganz kleinen Sohn hat.
Jetzt hat er viele wichtige Rechnungen wie Versicherungen etc. einfach liegen gelassen, so dass mehrere Hundert Euro Schulden entstanden sind. Da er das Geld "vertrunken" hat und seine Freundin wegen dem Kind nicht arbeitet, ist die finanzielle Situation nicht gut.
Er macht derzeit für ca. 3 Wochen eine körperliche Entzugskur in einer Klinik, weil seine Freundin ihm gedroht hat, dass sie ihn sonst vor die Tür setzt, er will aber im Anschluss keine richtige Therapie machen, sondern wieder nach Hause.
Seine Eltern haben in der Zwischenzeit seine Papiere sortiert, die Rechnungen bezahlt und mit seinem Chef gesprochen.
Meine große Sorge ist jetzt folgende: Dass das Problem heruntergespielt wird, da seine Eltern ihm alle Probleme abnehmen und sich um alles kümmern. Sie wollen ihn dann zu Hause betreuen, wenn er aus der Kur zurück ist.
Ich habe Sorge, dass er einfach weiter macht wie bisher, weil er ja keine professionelle Therapie macht und seine Eltern ihm alles abnehmen. Er hat ja schon mal seinen Job verloren und es ging immer irgendwie weiter. In der Familie wird das Problem irgendwie "kleingeredet".
Ich habe aber eher das Gefühl, es wird eine Schleife ohne Ende (Lüge, Hilfe, Kur, weitermachen) und er ist noch jung. Ich habe auch Sorge um das kleine Kind.
Ist es nicht besser, ihm klar zu machen, dass er was ändern muss und es so nicht weitergeht und ihn notfalls auch mal fallen zu lassen? Ich meine, er muss doch begreifen, dass sein Handeln negative Konsequenzen hat und wie soll er das, wenn ihm immer im letzten Moment rausgeholfen wird?
Wie hilft man da am Besten? Oder was meint ihr dazu? |
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Saufnix Bronze-User
Anmeldungsdatum: 21.08.2011 Beiträge: 60
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Verfasst am: 15. Nov 2011 22:32 Titel: |
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Hallo Darky
ich denke du siehst die Situation völlig klar.
Es wird nichts bringen ihm zu helfen.
Er muß selbst erkennen das es so nicht geht.
Leider ist das oft ein langer Weg, der manchmal auch bis zum bitteren Ende führt.
Aber es nützt nichts.
Ihm Geld zu schenken (oder Schulden zu bezahlen ) heißt ihm Alkohol zu kaufen.
Auch Therapie bringt nicht wirklich viel, da auch dort eine "Bereitschaft" vorausgesetzt wird.
Ich selbst bin jetzt in ambulanter Therapie.
Nur wenn ich abstinenz will kann die Therapie mich auf dem Weg dahin unterstützen.
Von selbst tut sich auch da nichts.
Das beste was du tun kannst ist dich selbst in einer Suchtberatungsstelle zu melden und das Problem mit Fachleuten bereden.
(Thema: Wie kann ich ihm das Problem nahelegen)
Dort wird man auch sagen können wie der Frau mit dem Kind am besten zu helfen ist.
Gruß Saufnix
Ich komme gerade von der Therapiesitzung und sauf jetzt Tee |
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Darky Anfänger
Anmeldungsdatum: 15.11.2011 Beiträge: 3
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Verfasst am: 16. Nov 2011 09:39 Titel: Das Problem ist die Familie |
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Hallo Saufnix,
danke für deine Antwort. Es ist gut, eine Einschätzung auch aus der Sicht eines Betroffenen zu hören. Mein Cousin spricht ja nicht darüber.
In der Familie wird über das Suchtproblem gesprochen wie über einen Schnupfen ("das kriegen wir schon hin"). Ich denke aber, eine Alkoholsucht ist nichts, was man "mal eben so hinkriegt". Ein richtiger Wille zur Abstinenz scheint bei ihm nicht gegeben zu sein, aber woher auch?
Letzte Woche habe ich ihn in unserem Supermarkt gesehen, er stand länger vor den Pfandautomaten herum und ging auf und ab. Ich weiß nicht, ob er gehofft hat, dass da irgendwas für ihn abfällt an Flaschen oder was er da sonst wollte.
Seine Freundin liebt ihn halt sehr und will ihn unterstützen, was ja auch gut ist. Ich verstehe sie ja auch, denn sie will ihren Freund eben auch nicht ganz unten sehen, das fällt ihr zu schwer, ihn fallen zu lassen.
Eigentlich bräuchte die ganze Familie eine Beratung, aber ich glaube nicht, dass ich sie dazu bewegen kann. Ich glaube, ihnen ist nicht klar, was das alles bedeutet.
Ich meine, er darf ja im Prinzip nie wieder etwas trinken. Wie soll das gehen, wenn dann bei Familienfeiern gleich wieder das Bier auf dem Tisch steht?
Man kann ja nicht von allen anderen verlangen, abstinent zu sein, aber ich finde den Umgang ziemlich schwierig, da ich ihn ja auch nicht in Versuchung bringen will.
Dir auf jeden Fall alles Gute, ich senke den Hut vor jedem, der es da selbstständig rausschafft, ich finde das toll, wenn Betroffene den Mut haben, sich dagegen zu stellen und etwas zu tun.
Ich weiß, ich kann ihn ja nicht zwingen, aber es bleibt die riesige Angst, zusehen zu müssen, wie er abstürzt, das ist für Angehörige echt schwer. |
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