Saufen - brauche ich Hilfe?

[Hennings]

Hallo,


ich bin 37, trinke seit Jahren viel und regelmäßig, und mitunter auch geheim. Ich habe das aber immer in sofern unter kontrolle, als dass ich nie mit Filmriss, Kontrollverlust oder ähnlichem zu kämpfen habe, im Job keine Probleme habe (hier ist es durch viele geschäftliche Verpflichtungen Abends sogar erwünscht).

Bis vor ein paar Jahren habe ich mir wenig Gedanken gemacht, viele saufen ja ohnehin Freitags abends, dann Samstag morgens auf dem Fischmarkt ein paar Sekt, ein netter Nachmittag im Park mit ein paar Kaffee, und Abends auf die Party oder den Club bis man voll ist. In der Woche abends zum TV ein paar Bier oder eine Flasche Rotwein zur Pasta. Nichts besonderes. Und da ich das tägliche Kiffen vor gut 10 Jahren eingestellt habe, muss ich ja auf dem richtigen Weg sein.

Nun habe ich mittlerweile Frau und Kind und die Sache klar reduziert, die Partys wurden weniger, und auch unter der Woche wurde nur noch mit klarem Anlass getrunken (z.B. Abendessen, Fernsehen, Bügeln oder Sex). Am Wochenende machten wir dann gerne auch mal ein paar Flaschen Champagner mehr leer. Während meine Frau damit zufrieden war, und am nächsten Tag Kopfweh hatte, ging es mir immer gut, denn ich habe ich meine Drinks in der Küche ja mit Wodka angereichert, oder heimlich mehr Rotwein in mich, als in den Bratensud gekippt. Mit 7 Jahren mehr Übung als sie steckte ich das locker weg.

Das kam natürlich irgendwann raus, und ich war selbst schockiert über all das, weil das einem Familienvater ja nun nicht steht. Ich habe also die Sache gelassen, den ganzen Sommer lang alkoholfreies Weizen getrunken und nur am Wochenende und auf echten Partys was getrunken, wie normale Menschen. Aber nach ein paar Monaten fing ich mit kleinen Wodkas von der Tanke vor dem Nachhausekommen im Auto an, und damit es nicht so langweilig wird, auch mal Nachmittags einen Schluck aus der Literflasche vom Lidl. Nicht täglich; nur alle 5-10 Tage eine neue Flasche.

Naja, so witzig ist das, wie wir alle wissen, aber nicht. Ich finde langsam, das ist alles Mist. Sinnlos trinken, und dann auch noch geheim, das macht nur alles kaputt nehme ich an. Richtig aufhören mit Alkohol will ich allerdings eigentlich nicht.

Wenn ich etwas ändern will, muss ich es komplett lassen? Ich bin doch so gerne angeschickert. Oder soll ich einfach aufhören, so gewissenlos zu saufen? Und wenn ich das ernst meine: brauche ich Hilfe? Ich habe keine Entzugserscheinungen, keine Probleme am nächsten Tag und brauche auch kein Konterbier morgens. Ich saufe einfach recht viel...

Kann ich es schaffen, zu trinken wie normale? Oder muss ich mich entscheiden? Und wer kann mir helfen (nicht hier, meine ich, im echten Leben)?

Danke fürs Lesen oder Schreiben!

Henner

[Obelix]

Hallo Hennings,

eigentlich beantwortest du Dir deine Frage mit deinem Post schon selbst.

[newlife]

ich schließ mich mal Obelix' Meinung an. Entweder ich saufe oder ich saufe nicht. Es spielt dabei keine Rolle, ob es an einigen Tagen mal so aussieht, als hättest du es vermeintlich im Griff. Du hast es nicht im Griff und die Spirale dreht sich weiter abwärts, aber du selbst regristrierst es nicht, da deine Wahrnehmung durch das Suchtmittel getrübt ist und du ja wie du selbst schreibst, auch gar nicht so richtig aufhören willst. Und warum willst du es nicht? Weil du süchtig bist.
Ich wollte auch immer weniger trinken, damit ich nicht so entzügig bin und andere können das ja schließlich auch. Stimmt aber gar nicht, ich redete mir das nur ein. Die ehrliche Antwort ist, dass ich nur noch saufen wollte und alles andere verzweifelte Versuche waren, dass meine Sucht in der Öffentlichkeit nicht so auffällt, was übrigens auch ein totaler Trugschluss war.

[Zowie]

Ich würde an der Stelle auch sagen, nun mußt du einen Schlußstrich ziehen. Du bist Vater? Gut, das solltest du als Anlass nehmen, den Alkohol komplett aus deinem Leben zu verbannen, wenn nicht dir allein, dann deiner intakten Familie zuliebe. Glaub mir, das geht auf Dauer nicht gut.