Ein Dogma fällt!

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RainerSkeptiker
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 19.04.2011
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 18. Jul 2012 23:16    Titel: Ein Dogma fällt! Antworten mit Zitat

Kontrolliertes Trinken.
Jahrelang wurde es bekämpft
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/alkoholentzug-kontrolliertes-trinken-ist-besser-als-abstinenz-a-844209.html

Die Realität holt alle ein.
www.Angsthilfeforum.de
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standard76
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 06.11.2010
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 19. Jul 2012 00:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde den alkoholikerbericht echt klasse und klingt auch logisch. Ich hab auch nach der therapie gedacht "egal wenn du rückfällig wirst" und so ähnlich ist es auch in dem bericht, weil viele einfach angst haben auf alles verzichten zu müssen. Lieber kontrolliert trinken
, anstatt völlig untergehen. . .
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newlife
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 19. Jul 2012 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Personen, bei denen der Kontrollverlust massiv ausgeprägt ist, sollten trocken leben.
Ich kann ja nur für mich sprechen. Was bringt es mir, wenn ich zwei Bier trinke und die wahnsinnige Gier verspüre saufen zu wollen und muss das dann unterdrücken. Das hälste doch nicht lange aus.
Ich bin mit Sicherheit kein Abstinenzapostel, ich weiß aber dass ich furchtbar schnell in der Kacke liege, wenn ich das versuche. Wie oft hab ich schon probiert, weniger zu trinken. Es klappte schonmal 3-4 Tage. Dann war der Druck aber wieder so groß, dass ich nicht mehr wusste wo oben und unten war.

Wenn das Trinken dann per SMS kontrolliert werden soll, welchen Abhängigen interessiert sowas, wenn er drauf ist. Mich nicht. Telefone sind dann sowieso ab nem entsprechendem Pegel ausgeschaltet, weils mich nicht mehr interessiert.
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Jelly
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.10.2011
Beiträge: 314

BeitragVerfasst am: 19. Jul 2012 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
inetressanter Artikel, aber so neu ist das Konzept eigentlich nicht.
Wer es schafft, kontrolliert zu trinken, wird sowieso nicht so schnell eine Sucht-Therapie machen, sondern sich ambulant Hilfe suchen.
Für mich persönlich ist der Kontrollverlust auch DER entscheidende Punkt, nicht die Tatsache, daß man bei Streß trinkt, kifft, Pillen wirft.
Das man ne Substanz benutzt, um sich Erleichterung zu verschaffen, ist doch recht menschlich Wink
Das Problem ist mE, wie schnell einem heutzutage das Ettikett "Alk" "Suchti" aufgeklebt wird.
Ich find´s auch traurig, wie schnell von sog. Rückfällen gesprochen wird, weil jemand eben mal wieder das getan hat, was viele tun, mal getrunken oder ein Benzo geschluckt oder ...
Ist irgendwo auch entwürdigend...

LG Jelly
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mesut76
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 19. Jul 2012 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

ja bei manchen gehts nicht gut, ich könnte auch auf Dauer nicht kontrolliert trinken, das geht bei mir normalerweise nie gut Smile

Aber ich denke gerade daran als ich mich entschieden hatte, wirklich Abstinent leben zu wollen, da habe ich erst gedacht, "Nein Junge, du wirst NIE WIEDER Rückfällig werden und jetzt ist Schluss, nie wieder nimmst du irgendetwas"...ein paar Wochen später dachte ich aber, "wenn du Rückfällig wirst, dann wirst du es eben, scheiß drauf, Punkt" ...damit will ich eigentlich nur sagen, wenn ich den Suchtmitteln so eine große Bedeutung schenke und in meinem Leben einen viel zu großen Raum und Einfluss gebe, dann baue ich mir ja schon selber enorm viel Druck auf, was bei einem Süchtigen überhaupt nicht gut ankommt.

Sonst würde ich ja nur rumlaufen und denken, ne da gibs Bier, da gibs Wein, hier könnte einer kiffen, da könnten welche . . . . und und und . . . .mein Gott, wenn ich mal was nehmen sollte, dann ist es so, ganz einfach !

Natürlich ist das kein Freifahrtschein, aber es nimmt so ein bißchen den Druck da raus von wegen "Ich darf ja dies nicht . . . .und das nicht . . . "

Und für mich war diese Denkweise für den Start nach der Therapie total wichtig.
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 19. Jul 2012 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Problem ist mE, wie schnell einem heutzutage das Ettikett "Alk" "Suchti" aufgeklebt wird.


Wenn ich so unsere Infogruppen in der Suchtberatungsstelle ansehe, mag das bei einigen schon so sein, andere wiederum sind schwer abhängig und wollen es partout nicht wahrhaben. Die Grenzen sind nunmal aber auch fließend. Es spricht sicher nichts dagegen ab und zu mal ein Suchtmittel zu gebrauchen. Ich meine aber bewusst gebrauchen und nicht missbrauchen.
Eines bleibt aber gewiss. Ein Abhängiger unternimmt erst dann von sich aus etwas gegen die Sucht, wenn der Leidensdruck größer ist, als alles andere.

Ich habs zum Beispiel nie geschafft in eine Suchtberatungsstelle zu gehen, obwohl ich so am Boden lag, weil ich mich so dermaßen kaputtgesoffen hab und übers WE dann entziehen wollte, was wieder nicht geklappt hat. Mich fuhr dann irgendwann die 112 zur Entgiftung, ich weiß nicht ob ich selbst gegangen wäre, aber ich hatte mir immerhin schonmal einen Termin geholt. Ich bin leider schwer abhängig geworden und wäre vielleicht dankbar, wenn ich früher hätte aufhören können. Nach ner 20jährigen Karriere ist das so verflucht manifestiert im Kopf, so dass ich inzwischen andere Mittel und Wege finde, wenn ich mal drauf sein will. Aber auch da zeige ich sehr schnell süchtige Züge und hab Kontrollverlust. Das hört alles nie auf, obwohl es mir nicht wirklich schlecht geht. Es ist vielmehr die Einsamkeit, die ich mir dank 20jähriger Sucht aufgebaut habe und mit Partnerin leben kann auch auch nicht, weil ich dann auch wieder Mist baue, wenn mir was nicht passt.
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bonsai
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 01.03.2012
Beiträge: 103

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2012 14:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ach ja, die ewig junge Diskussion über's kontrollierte Trinken (Gähn).
Allerdings eine die nie zu irgendetwas führt, da dies die ideologische Grundlage und die Argumentationskette für alle die ist, die eben nicht bereit sind über das Ausmaß ihrer Probleme nachzudenken und über die notwendigen Schritt und Konsequenzen. Und die wird Du nicht erreichen, mit gar nichts. Es ist viel einfacher die Dimensionen der Sucht und ihre Implikationen zu verdängen und den Konsum zu legitmieren und sich einzureden das man es ja zielgerichtet steuert und im Griff hat. Nachdenken warum passiert das überhaupt und sein Leben grundlegend ändern ist anstrengender. Dann lieber faule Kompromisse. Ich bin mir sicher das Gruppen und imaginäre Therapien dieser Ausrichtung großen Zulauf haben werden. Na dann mal Prost. Und dann schauen wir auf den Kalender wie lange die Betroffen ihre festgelegten Trink-Zyklen halten und wann sie beginnen sich verkürzen (was aber natürlich immer noch begründet wird) Und das wird passieren, so sicher die Sonne auf- und wieder untergeht.
Abhängkeit und Kontrollverlust sind absolut und bleiben nie dauerhaft auf einem bestimmten Level stehen, sie entwickeln sich immer weiter, unwideruflich. Und dies Pseudo-Konzepte sind die Kapitulation vor dem Problem und der fehlenden Bereitschaft der Betroffenen. Aber was solls. Können alle machen was sie wollen.

M.
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bonsai
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 01.03.2012
Beiträge: 103

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2012 15:12    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry Folks, einen habe ich noch,
@Jelly
was glaubst Du ist mehr entwürdigend: ein Rückfall oder die Diskussion darüber. Und glaubst Du das für den Betroffenen hilfreich ist, wenn man die Begriffe verschleiert. Das ist Selbstbetrug, obwohl...
das ist ja eine der Kernkompetenzen von Abhängigen. Wenn jemand noch noch einmal etwas nimmt, dann hat er nun mal einen Rückfall, ob es ihm gefällt oder nicht, da gibt es keine Abstufungen.
Du bist ja auch nicht nur ein bißchen schwanger. Aber das wären dann ja alles Kandiaten für die neue Philosophie
Wink Smile Wink

M.
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Jelly
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.10.2011
Beiträge: 314

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2012 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Bonsai,

das ist Deine Sicht, Du siehst jeden Konsum als Rückfall, ich nicht, ob es Dir gefällt oder nicht... Wink

Und es gibt nicht nur Konsumenten, die bis zum Geht-nicht-mehr trinken/Pillen werfen etc, sondern bei Belastung oder Streß und sonst nicht.

Dein Vergleich hinkt...

LG Jelly
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mesut76
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 22. Jul 2012 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

@Jelly

ja das glaube ich auch, es gibt halt Leute die können das kontrollieren oder besser gesagt, können die auch mal ein paar Tage ohne auskommen.

Was aber Bonsai eigentlich sagen möchte, das man es nicht den Süchtigen Alkoholikern beibringen kann kontrolliert zu trinken. Und das sehe ich auch so, einer der schonmal heftig Abhängig war, wird dann eher dazu neigen immer mehr und mehr zu trinken, das sehe ich auch so.
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Pimpinelle
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.03.2012
Beiträge: 1367

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 08:51    Titel: Antworten mit Zitat

Könnte mir vorstellen, es ist vom Alkoholikertyp abhängig. Bisher habe ich noch keinen sog. Spiegeltrinker gesehen, der kontrolliert Alkohol trinken konnte. Genauer gesagt kenne ich überhaupt keinen Süchtigen, der kontrolliert konsumieren kann. Jedenfalls nicht längerfristig. Deshalb denke ich, dass es sogar typunabhängig schwierig sein dürfte, das hinzukriegen. Mag es aber geben.
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newlife
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 09:47    Titel: Antworten mit Zitat

@bonsai u. Pimpinelle

ich gehe mit euch absolut konform. Ein Süchtiger kann sich je nach Gefühlslage vielleicht mal "zusammenreißen", mehr aber auch nicht.

Es schlägt aber immer wieder gnadenlos zu. Und je nachdem wie lange man es geschafft hat sich "mit wenig Alkohol" mal zu begnügen, desto schlimmer sind danach die Abstürze, weil das "Zusammenreißen" auch richtig Kraft kostet für einen Abhängigen. So wars zumindest bei mir immer.

Was jetzt den Umgang und die Aufarbeitung der Probleme angeht, hat es aber nicht nur was mit "Wollen" oder "Nicht Wollen" zu tun. Wir sollten immer bedenken, dass wir Menschen unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten haben. Gesellschaftliche Kontakte sind bei mir immer wieder mal ein Problem. Funktioniert das gut, bin ich soweit zufrieden ohne ein Suchtmittel. Wenn ich mich aber wieder zurückziehe und in der Bude hocken bleibe, werde ich wieder rückfällig. Da komm ich dann auch wieder nicht so schnell raus aus meinem Loch, weil ich dann ja wieder konsumieren will. Habe noch keinen alkoholischen Rückfall gehabt, dafür aber Medikamente/Drogen, aber Rückfall ist Rückfall. Die Tragweite beim Alkohol ist halt bei mir immenser, da kann ich dann gleich wieder zur Entgiftung rennen. Ich hab aber kein Problem das zuzugeben. Ich hab lange genug "Verstecken" gespielt.
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Jelly
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Anmeldungsdatum: 06.10.2011
Beiträge: 314

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Bonsai ,

Zitat:
Jelly
was glaubst Du ist mehr entwürdigend: ein Rückfall oder die Diskussion darüber. Und glaubst Du das für den Betroffenen hilfreich ist, wenn man die Begriffe verschleiert. Das ist Selbstbetrug, obwohl...


Wenn ich mir Deinen Text durchlese, ist der ziemlich nah dran, einigemaßen entwürdigend rüberzukommen...

Wer nicht Deiner Meinung ist, lügt sich selber die Hucke voll...
Verschleiert etc-...

Entwürdigend ist, wenn Du hergehst und mir mein Leben erklärst, z.B...

Weil Du wohl Deine Sicht der Dinge für absolut und allgemeingültig hältst und andere besser als sie sich selber einschätzen zu können glaubst...

Genau das meine ich mit Etiketten aufkleben, von anderen einsortiert werden in Schubladen...
Und die eigene Meinung als Selbstbetrug abgewertet zu bekommen...

LG Jelly
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newlife
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 30.11.2011
Beiträge: 1844

BeitragVerfasst am: 23. Jul 2012 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

@Jelly
es ist aber schon so, dass jeder erneute Suchtmittelkonsum ein Rückfall ist, wenn du dich selbst als krank/süchtig siehst.

Nur sollte man jetzt auch nicht einen Rückfall mit einem Weltuntergang gleichsetzen. Im Grunde genommen gehts doch darum, dass du mit dir selbst einigermaßen klarkommst. Das geht eben mal besser und ein anderes Mal ist es schwieriger.

Ich sehe für mich persönlich als absoluten Erfolg 2 3/4 Jahre nicht mehr getrunken zu haben. Alleine die Einsicht und die Erkenntnis abhängig zu sein und dazu stehen zu können sind wahnsinnig große Schritte.

Sicherlich ist es nicht förderlich für meine Entwicklung, wenn ich mal 1 - 2 Wochen mir irgendwelchen anderen Kram reinhaue, nur hab ich früher 365 Tage im Jahr konsumiert. Die tägliche Sauferei hab ich bestimmt 10 Jahre lang gemacht und auch die 10 Jahre davor wurden schon immer von fetten Abstürzen begleitet.
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Jelly
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.10.2011
Beiträge: 314

BeitragVerfasst am: 24. Jul 2012 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Im Grunde genommen gehts doch darum, dass du mit dir selbst einigermaßen klarkommst.


Das stimmt! Und jeder weiß am besten, wie es bei ihm persönlich klappt.
Da kann man von außen bestenfalls Tips geben.
Einem die eigene Wahrnehmung zu zerreden, wie es manche Hardliner tun, finde ich dabei hinderlich...

Wenn für einen ab und zu Konsum das ist, womit er gut leben kann, sollte man es respektieren.

LG Jelly
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