Satz mit X - war wohl NIX!

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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 11. Jun 2011 17:38    Titel: Satz mit X - war wohl NIX! Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Lieben,

im März dieses Jahres erzählte ich Euch von meinem Alkoholiker-Vater, der nach einem Zusammenbruch 2 Wochen in der Klinik lag. Es war nicht klar, ob er sich wieder vollständig erholen würde, was dann aber glücklicherweise doch geklappt hat. Unter dem Eindruck dieses Zusammenbruchs entschieden wir, dass er ab sofort bei mir wohnen wird.

Nun denn: Es hat sich mittelfristig nichts geändert, er ist in sein altes Muster zurückgefallen. Da ich tagsüber arbeiten muss, kann ich ihn nicht so "bespaßen", wie er das wahrscheinlich braucht. Demzufolge ist er immer noch einsam und sucht wieder seine Kneipen auf. Übrigens argumentiert er mit seinen fast 70 Jahren genau so wie manch 20-jähriger Junkie oder Kiffer: "Normalos sind ihm zu langweilig". Dabei ist er intelligent. Pfff.

Im Gegensatz zu früher sage ich ihm jetzt öfter mal in deutlichen Worten, was er mit seinem Verhalten bei mir auslöst. Soll er ruhig wissen, dass ich das nicht so locker wegstecke. Allerdings ist es ihm offenbar egal. Er sagt sinngemäß, ich soll mir nix draus machen.

Also warte ich jetzt ab, wie es weitergeht. Irgendwann wird es ihn vermutlich wieder umhauen und irgendwann wird er bleibende Schäden davontragen und ein Pflegefall werden. Ich stelle mich seelisch schon mal darauf ein. Ich bin schon am Überlegen, ob ich auf sein Grab (unser Familiengrab) später mal eine Weinflasche stellen soll. Rolling Eyes Wobei meine Mutter ja auch in dem Grab liegt und sie wäre über so eine Tat meinerseits empört.

Wie auch immer.
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frau holle
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Anmeldungsdatum: 24.09.2010
Beiträge: 1723

BeitragVerfasst am: 11. Jun 2011 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo veilchenfee,
es ist immer schwierig, wenn man einem familienmitglied mit seiner krankheit helfen will und ihn zu sich nach hause holt.
Ich hatte früher auch meinen vater, gepflegt. Aber das ist eine andere geschichte.
Dein ganzes leben, wird sich früher oder später nur noch um deinen vater drehen, wenn du nicht rechtzeitig was dagegen unternimmst. Klar, ist es immer schwer, wenn es der eigene vater ist. Aber du hast auch ein leben und da gehören grenzen dazu, die du niemals für dich aus den augen lassen darfst. Noch dazu, weil es sich bei deinem vater um eine suchtkrankheit handelt und du diese ja auch hast.
Oder kannst du mit gewissheit sagen, dass es dir nie was ausmachen wird, deinem vater beim trinken zuzusehen, ohne das sich bei dir auch eine art rückfallgefahr einstellen könnte.
Wie sieht es denn mit einer reha, alkohltherapie, oder ähnlichem aus. Dein vater ist so noch fit, wenn er in kneipen gehen kann, dann kann er auch gegen seine sucht was tun und muß sie dir nicht vorleben.
Du sagst ja selber, dass es ihm nicht interessiert, wie es dir dabei geht. Also hat er auch kein anspruch darauf, dass du nach seiner pfeife tanzt, wenn er keinerlei rücksicht auf dich nimmt. Lass dich nicht kaputt machen.
Alles gute weiterhin
LG
Frau Holle
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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 11. Jun 2011 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

frau holle schrieb:
Zitat:
Noch dazu, weil es sich bei deinem vater um eine suchtkrankheit handelt und du diese ja auch hast. Oder kannst du mit gewissheit sagen, dass es dir nie was ausmachen wird, deinem vater beim trinken zuzusehen, ohne das sich bei dir auch eine art rückfallgefahr einstellen könnte.

Mein Vater ist suchtkrank und Alkoholiker, ja. Ich selbst hatte mir Alkohol allerdings gottseidank nie Probleme, mein Spezialgebiet war zuallererst das Kokain, danach Opiate und bis heute Cannabis. Da sehe ich keinerlei Berührungspunkte. Zudem sehe ich meinen Vater nie trinken. Er hat bei mir im Haus seine eigene Wohnung und trinken tut er fast ausschließlich in seiner Stammkneipe. Ich habe ihne jetzt fast eine Woche nicht gesehen ... entweder er war nicht da oder er hat geschlafen.

Allerdings spiele ich mit dem Gedanken, diese Kneipe mal aufzusuchen, um ihn ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Das wäre ihm gar nicht recht, wenn ich ihn dort beobachten würde.

Ich lebe spießiger, als ich mir das je vorstellen konnte. Mein Vater ist dagegen nie richtig erwachsen geworden, er braucht immer irgendwie "Action" und kann einem ruhigen, beschaulichen Leben nichts abgewinnen. Im Gegenteil: Er verachtet es und macht sich über die "Spießer" lustig. Insgeheim weiß er natürlich, dass seine Sicht der Dinge nicht die Richtige ist, aber er kommt aus dieser Nummer nicht mehr heraus... höchstens mal für einige Tage, um sich ein bisschen zu erholen.

Dass er jetzt bei mir wohnt, sehe ich nicht problematisch, im Gegenteil. Ich habe ihn jetzt besser im Blick und kann feststellen, ob er "noch lebt". Als er noch in seinem eigenen Haus war, habe ich viel mehr Angst um ihn gehabt. Er war manchmal tagelang nicht zu erreichen und ich habe mir Sorgen gemacht ohne Ende. Es ist, als hätte ich einen pubertierenden Teenager im Haus... er ist wie das Kind, das ich nie hatte und nie haben werde. Rolling Eyes
Oh Mann ...
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frau holle
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Anmeldungsdatum: 24.09.2010
Beiträge: 1723

BeitragVerfasst am: 11. Jun 2011 19:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, dann ist das natürlich eine ganz anderes bild, als ich mir davon machte.
Ich meine, wenn dein vater eine eigene wohnung in deinem haus hat. So hast du ja abstand, wenn du diesen haben willst oder brauchst.
Die idee find ich nicht schlecht, ihn in seiner kneipe aufzusuchen. Manchmal hilft es,wenn man jemanden mit seinen eigenen waffen konfrontiert.
Geredet hast du ja schon mit ihm, über die sorgen die du dir wegen ihm machst. Da hatte er ja kein einsehen und das hat dich verletzt.
Spekulierst du vielleicht, mit einem erneuten gespräch in seiner kneipe?
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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 11. Jun 2011 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

Neee, solange er in der Kneipe hockt, kann man mit ihm sowieso nicht reden. Dann spielt er seine "Rolle" und ist auf einem ganz anderen Film. Es würde ihn vielleicht verunsichern und sicher auch ärgern. Er würde nicht wollen, dass ich in seiner Kneipe sitze, weil er ja eigentlich weiß, dass das alles Mist ist, was er da veranstaltet. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er das spannend findet, denn dann passiert ja endlich mal wieder was.

Und, ja: Ich bin sehr verletzt, weil ich schon seit meiner Kindheit unter seinem Alkoholismus leide und er heute glattweg zugegeben hat, dass sein Verhalten eine grobe Rücksichtlosigkeit mir gegenüber darstellt, er aber nicht gedenkt, an sich zu arbeiten und etwas zu ändern. Trotzdem glaube ich, dass es ihm einen gewissen Rüchhalt gibt, wenn ich ihm offen meine Meinung sage.

Vielleicht wünschte er sich sogar, dass ich schimpfe, dass ich ihm drohe. Aber so bin ich nicht, ich kann ihm nichts verbieten, was er schon 50 Jahre lang so praktiziert.
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2011 08:41    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Veilchenfee,

oh, das ist ja wirklich blöd. Ich hatte so gehofft, dass ihm das ein Dämpfer war...

Die Idee mit der Kneipe find ich gut. Ich würd ihn jedoch nicht anschreien, sondern einfach mal ganz unwissend und interessiert tun: Wollt gern mal wissen wie du deinen Tag so verbringst, weil du mich als Person interessierst usw. Und dann einfach mal weiterfragen: Was genau gefällt dir hier? Über was redet ihr hier so? Usw. usw. Vielleicht, wenn du ganz viel Glück hast, bewegt ihn das zum nachdenken, dass vieles von dem gar nicht sooo toll ist. Kann aber ganz nach hinten los gehen und er fühlt sich durch das Fragen ertappt und wird aggressiv. Kenn ihn ja leider nicht, daher kann ich ich da nur Vermutungen anstellen.

Ansonsten würd ich an deiner Stelle mal in einer ruhigen Minute, wenn er nüchtern ist einfach mal das sagen und zwar ganz direkt, um was es dir geht, ähnlich wie hier im Forum: Das ist deine Geschichte, du bist erwachsen, ich will dir nicht in dein Leben reinreden. Aber nachdem ja schon so viel unserer gemeinsamen Zeit durch den Alk negativ beeinflusst wurde und du nicht mehr der Jüngste bist, seh ich die Zeit mit dir einfach so dahinrennen, ohne wirklich Zeit mit dir verbracht zu haben. Ich will nicht an deinem Grab stehen und bereuen keine Zeit mit dir verbracht zu haben. Mich macht das wütend und traurig. Möchtest du Zeit mit mir verbringen? Hast du eine Idee wie wir das auf die Reihe bekommen können? (immerhin bist du ja noch sein Kind und wirst es bleiben, daher ist es besser ihn danach zu fragen, find ich zumindest)

Ich wünsch dir, dass sich dein Vater besinnt...
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Calendula
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 08.01.2011
Beiträge: 465

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2011 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Veilchenfee,

gerade wieder aufgepäppelt und schon geht's wieder los. Ich fürchte ebenfalls, dass du wenig ausrichten kannst, so lange er nicht will. Aber ich finde Tamal_Freundins Vorschlag gar nicht so schlecht, wäre zumindest einen Versuch wert.

Dein Vater geht in eine Kneipe, was ich als zweites Problem ansehe. In Kneipen trinken die meisten Alkohol, es ist problemlos zu kriegen. Er geht wahrscheinlich aber nicht nur in die Kneipe um zu trinken (natürlich auch), sondern auch um seine Kumpels zu treffen. Alkoholkonsum hat im Gegensatz zu anderen Drogen viel mit Geselligkeit zu tun. Kneipengänger, die regelmäßig in eine Kneipe gehen kennen sich, tauschen sich aus, reden miteinander. Es sind und bleiben zwar meistens Kneipenbekanntschaften/-freundschaften, aber die sind möglicherweise auch deinem Vater sehr wichtig. Wenn er auf das Kneipenleben und diese Kontakte nicht verzichten wollte, müsste er also lernen, Kneipe nicht gleich mit Alkohol zu verbinden. Das halte ich für fast unmöglich, so lange er nicht an sich arbeitet und schon gar nicht, wenn er selbst nicht abstinent leben möchte.
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frau holle
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.09.2010
Beiträge: 1723

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2011 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ja genau, das was tamal freundin gesagt hat, ist genau das, was ich auch gesagt hätte, wenn mir die richtigen worte dazu eingefallen wären.
Das meinte ich mit "eigenen waffen konfrontieren". Nachfragen wieso, weshalb er dies so toll findet. Das du dir sorgen machst und auch angst um ihn hast.
Du bist eine intelligente Frau, die zum richtigen zeitpunkt, die richtige frage stellen wird.
Da bin ich mir sicher!
Wünsch euch beiden auf jeden fall glück dafür.
LG
Frau Holle
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Sonnenscheinchen
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 09.06.2011
Beiträge: 202

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2011 13:06    Titel: Re: Satz mit X - war wohl NIX! Antworten mit Zitat

veilchenfee hat Folgendes geschrieben:
Alkoholiker-Vater, der nach einem Zusammenbruch 2 Wochen in der Klinik lag. Es war nicht klar, ob er sich wieder vollständig erholen würde, was dann aber glücklicherweise doch geklappt hat.


Hallo Veilchenfee Smile !

Ja, so einen Vater hatte ich auch. Ungefähr 10 solcher Zusammenbrüche mit anschließendem Alkohol-Delirium und Anfällen von Epilepsie, wo man immer nur hoffen konnte das er es überlebt, musste ich mitmachen. Als Kind schon. Leider hört sich das was du schreibst nicht gut an. Wenn er es nicht sein lässt wird sich das in immer kürzer werdenden Abständen wiederholen und von jedem Zusammenbruch wird er sich weniger erholen Sad .
Ich denke insgeheim wissen sie ganz genau was sie da machen, aber ist mal was getrunken, fallen alle guten Vorsätze ins Wasser. Und es ist eben wie mit jeder anderen Sucht auch, der Süchtige muss wollen, tut er das nicht, kann ihm kein anderer helfen. Für meinen Vater waren 3 Kinder kein Grund aufzuhören und ich habe jahrelang wirklich alles versucht. Es hat nicht geklappt.
Ich wünsche dir viel Kraft für die Zukunft und hoffe für dich und deinen Vater das er es schafft. Und vergiß nicht, du trägst dafür keine Verantwortung !

Lieben Gruß, Sonnenscheinchen
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Trini
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 17.06.2009
Beiträge: 1147

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2011 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Veilchen

Echt bewundernswert was du dir da vorgenommen hast. ich wüßte nicht ob ich mir das angetan hätte.
berührt hat mich vor allem der Satz
Zitat:
dass sein Verhalten eine grobe Rücksichtlosigkeit mir gegenüber darstellt, er aber nicht gedenkt, an sich zu arbeiten und etwas zu ändern

erinnert mich sehr an meinen Vater.
Wie es scheint ist dein Vater nie wirklich erwachsen geworden, zumindest konnte er nie ein richtiger Vater für Dich sein Confused wie meiner
Es ist hart das so lange mit anzusehen.
Ich war ja 20 als meiner starb und ich muß wirklich ganz ehrlich sein zu Dir. ich war irgendwie erleichtert. Es war vorbei. Diese ständige Sorge um ihn. Mit anzusehen wie sein Leben immer erbärmlicher wurde und er einfach keinen Cut ziehen konnte.
ich habe ihn aufgegeben ja. Ehrlich.

Die Idee mit der kneipe bringt bestimmt nix, aber interessant wäre es sicher ^^
Ich denke nicht das dein Vater in dem Alter noch Bereitschaft zur Abstinenz zeigt.

Veilchen solang du dich selbst im Griff hast ist es wirklich eine gute entscheidung gewesen deinen Vater in dein haus zu holen. Aber bereite dich aufs schlimmste vor.
Der Tag wird kommen
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2011 09:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen und vielen Dank für Eure lieben Worte!

@ Tamal_Freundin: Das ist alles gut und richtig was Du schreibst - und leider habe ich das mit meinem Vater schon endlos durchgekaut. Natürlich ist das alles Mist, was er da macht, er gibt es ja auch zu. Viele seiner "Kollegen" sind weit unter seinem Niveau. Und trotzdem rennt er immer wieder hin ...
Den Besuch in der Kneipe spare ich mir doch, glaube ich. Es war nur so ein Impuls, weil ich sauer war und ihn ärgern wollte. Einige seiner "Leute" kenne ich bereits, er hat sie zu seinem letzten Geburtstag eingeladen. Rolling Eyes Ich habe gute Miene zum bösen Spiel gemacht und bin nach 2 Stunden abgehauen. Teilweise haben die Leutz ihn auch in der Klinik besucht. Aggressiv wird er nicht, wenn man Tacheles redet. Aber irgendwann blockt er einfach ab und man kriegt keine richtige Antwort mehr.

@ Calendula: Du hast sehr recht! Es geht um Geselligkeit. Und die Kneipe ist nunmal ein Ort, an dem er sich auskennt und sich ohne Anstrengung Unterhaltung verschaffen kann. Anscheinend fühlt er sich gegenüber "normalen" Menschen schon sein Leben lang minderwertig. Übrigens ohne Grund. Er hat studiert und jahrelang einen eigenen Betrieb geleitet. Aber er kommt aus sehr kleinen Verhältnissen und hat vor den Kneipenleuten anscheinend keine Angst. Sie stellen keine Forderungen. (Außer wenn sie sich 5 € pumpen und dann kann er sich als Gönnner aufspielen).

@ frau holle: Warum er die Kneipe toll findet: "Ich kann nicht den ganzen Tag lesen oder fernsehen, da werde ich irre. Ich brauche auch mal Menschen um mich herum"
Ich mache mir Sorgen um ihn und habe Angst: "Nein, Du musst Dir keine Sorgen machen. Es ist alles in Ordnung. Du musst ja arbeiten, Du machst das ganz prima. Ich komme zurecht."

In meiner Verzweiflung habe ich sogar meine eigene, jahrelang zurückliegende Abhängigkeit thematisiert. Ich sagte ihm, er solle sich vorstellen, ich würde mir jeden Tag Heroin spritzen. Ob er sich da nicht auch Sorgen machen würde, dass ich mir eines Tages eine Überdosis verpasse?
Er meinte: "Das habe ich nie gemacht" und ich sagte: "Aber ich". Und er meinte, er würde sich in diesem Fall keine Sorgen machen. Da war ich sprachlos. Allerdings war er auch nicht nüchtern, als wir dieses Gespräch führten. Confused

@ Sonnenscheinchen: Hmm, da muss ich ja fast dankbar sein, dass mein Vater erst in seinem relativ hohen Alter seinen ersten Zusammenbruch hatte. Grrrr. So wie ich ihn kenne, wird er in Zukunft schon etwas besser aufpassen, dass ihm das so schnell nicht wieder passiert. Aber ich nehme an, es wird wieder passieren. Er wird ja nicht jünger ... und im Rahmen meines Berufes habe ich zwei alte Männer kennengelernt, die sich blödgesoffen haben und seitdem Pflegefälle sind. Die leben schon ewig in diesem Zustand. Toll. Am liebsten würde ich ihn mal mitnehmen, damit er sieht, was ihm blühen kann. Die Erlaubnis der Angehörigen habe ich schon. Aber er wird das nicht mit seinem eigenen Verhalten in Zusammenhang bringen können.

@ Trini:
Zitat:
Ich war ja 20 als meiner starb und ich muß wirklich ganz ehrlich sein zu Dir. ich war irgendwie erleichtert. Es war vorbei. Diese ständige Sorge um ihn. Mit anzusehen wie sein Leben immer erbärmlicher wurde und er einfach keinen Cut ziehen konnte.
ich habe ihn aufgegeben ja. Ehrlich.

Oh ja, ich verstehe sehr gut, was Du meinst. Ich mache mir täglich Sorgen und nicht umsonst leide ich seit einigen Jahren unter Panikattacken. Nicht umsonst überlege ich mir schon, wie ich sein Grab dekorieren soll. Natürlich wünsche ich mir ihn nicht tot, aber ich leide schon sicherlich 30 Jahre unter seinen Zuständen. Meine Mutter sagte mir, bevor sie starb, ich solle im Falle ihres Todes gut auf meinen Vater aufpassen... Aber das kann es doch nicht sein! Ein Vater sollte für sein Kind Vorbild und emotionale Stütze sein. Nicht umgekehrt! Und ich möchte es nicht so weit kommen lassen, dass ich ihn nur noch verachte. Das hat er auch nicht verdient.

Wie dem auch sei, vorgestern hat er angekündigt, dass er heute nüchtern sein würde und dass wir dann ja zusammen Kaffee trinken könnten. Ich höre ihn schon staubsaugen in seiner Wohnung, das ist ein gutes Zeichen. Trotzdem habe ich im Moment überhaupt keine Lust auf ihn.

Fröhliche Pfingsten Twisted Evil
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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2011 09:13    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, WAR WOHL NIX!

Gerade vor 5 Minuten blickte ich zufällig aus dem Fenster und sah meinen Vater in den Bus einsteigen, der ihn immer zuverlässig zu seiner Kneipe bringt. In 2, 3 Stunden wird er wieder hier auftauchen und so tun, als ob nichts gewesen sei. Das Kaffeetrinken heute kann er vergessen. Evil or Very Mad Evil or Very Mad Evil or Very Mad
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Sonnenscheinchen
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Anmeldungsdatum: 09.06.2011
Beiträge: 202

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2011 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ach Veilchenfee, ich kann dich so gut verstehen. Man ist nur wütend und enttäuscht, weil wieder mal ein Versprechen gebrochen wurde. Wie ist denn sein Zustand wenn er nach Hause kommt ? Kann man da noch normal mit ihm reden oder muss er zuerst seinen Rausch ausschlafen ?
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veilchenfee
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2011 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Nunja, ich bin mir gar nicht sicher, ob er tatsächlich sooo große Mengen Alkohol trinkt. Tatsache ist jedoch, dass ich einen völlig veränderten Menschen antreffe, wenn er in der Kneipe war. Allein die Gesellschaft, in der er sich aufhält, wirkt sich sehr negativ auf ihn aus.

Er ist in diesem Zustand das personifizierte Unglück, schon vom Gesichtsausdruck her. Sage ich etwas, fragt er mehrmals nach, bevor er versteht, was ich will. Er hört zwar tatsächlich recht schlecht, versteht aber alles, wenn er sich konzentriert. Seine Antwort ist dann total Ich-bezogen, das heißt, wenn ich z.B. sage: "Ich habe Kopfschmerzen" antwortet er: "Ich hatte schon jahrelang keine Kopfschmerzen mehr" oder er sagt "ooooh, das macht nix" oder etwas in der Art. Und erzählt im gleichen Atemzug, dass er seinen Kneipenkollegen doch nur helfen will (haha) und wie unterbelichtet die doch alle sind. Und wie unglücklich. Er nimmt auf jeden Fall das ganze Unglück der anderen in sich auf (wie ein Schwamm), trägt es nach Hause und ich muss es mir dann anschauen.

Ein vernünftiges Gespräch ist jedenfalls kaum möglich. Überhaupt sind Gespräche mit ihm harte Arbeit. Ich überlege mir sehr genau was ich sage und lasse mich durch Gesprächstaktik seinerseits nicht aus dem Konzept bringen. Aber es hilft ja alles nichts, wie sich herausgestellt hat.

Meist schläft er aber tatsächlich, wenn er nach Hause kommt. Daher habe ich ihn ja die ganze letzte Woche nicht gesehen bzw. immer nur schlafend, wenn ich aus Gründen der Kontrolle bei ihm hereingeschaut habe.
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Sonnenscheinchen
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Anmeldungsdatum: 09.06.2011
Beiträge: 202

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2011 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

veilchenfee hat Folgendes geschrieben:
Und erzählt im gleichen Atemzug, dass er seinen Kneipenkollegen doch nur helfen will (haha) und wie unterbelichtet die doch alle sind. Und wie unglücklich.


Ich nehme an er wird dort sein "Unglück" auch an den Mann bringen. Als ich 10 Jahre alt war, holte ein befreundeter Junkie meines Vaters ihn jeden Vormittag zum saufen ab. Die sind da unter sich. Alle haben einen Grund unglücklich zu sein und damit zu trinken. Der eine weil er drückt, der andere weil er keine Arbeit hat, ectpp. Im Nachhinein gesehen schaffen sie sich ihr Leiden ja selber, nur erkennen tun sie das nicht. Ändern natürlich auch nicht, woher hätte man sonst das Selbstmitleid, dass man dazu braucht. Ja, ich denke das Selbstmitleid spielt eine sehr große Rolle.

Versuche irgendwas zu finden wo du dich abgrenzen kannst, du hast das Alter und die Kraft dazu. Denk in erster Linie an dich, du drehst sonst ab wenn sich sein Zustand stückchenweise verschlechtert.

Gruß, Sonnenscheinchen Smile
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